Samstag, April 27, 2024

Pflegereform “schlampert” – ÖGB und AK pochen auf zusätzliche Mittel

Arbeiterkammer (AK) und ÖGB pochen auf zusätzliche Mittel für die Pflege. Bis 2030 würden mindestens 75.000 Pflegekräfte fehlen, so AK-Präsidentin Renate Anderl und ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Wien | Daher müssten die Arbeitsplätze in diesem Bereich attraktiver gestaltet werden. Enttäuscht zeigte man sich von der vor einem Jahr präsentierten Pflegereform: Vieles sei gar nicht oder “schlampert” umgesetzt worden, so Katzian.

Geändert habe sich in diesem Jahr wenig, meinte Anderl: “Man hat maximal ein kleines Pflaster auf eine Wunde gelegt.” Viele der angekündigten Maßnahmen hätten bei der Umsetzung dann für Enttäuschung gesorgt. So sei etwa eine zusätzliche Entlastungswoche für Pflegekräfte ab dem 43. Lebensjahr unabhängig von der Dauer der Betriebszugehörigkeit versprochen worden. Nun würden dagegen bestehende Zusatzurlaubstage angerechnet: “Dadurch ändert sich für viele gar nix – so entsteht mehr Schaden als Nutzen.”

Pflegebonus “katastrophal” umgesetzt

“Katastrophal” sei auch die Umsetzung des Pflegebonus ausgefallen, monierte Anderl. Aufgrund fehlender Vorgaben hätten die Länder die Regelung unterschiedlich umgesetzt, was zu Verärgerung bei den Betroffenen geführt habe. Manche Berufsgruppen seien vollständig ausgeschlossen worden, die Befristung der Maßnahme habe zu Unsicherheiten geführt. “Ein Rohrkrepierer der Sonderklasse”, ergänzte Katzian.

Dringend nötig sei eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, forderte der ÖGB-Chef. “Der Personalschlüssel ist einer der wichtigsten Hebel, um Schritte nach vorne zu machen.” Das ständige Einspringen-Müssen wegen Personalmangels führe dazu, dass auch viele aktuelle Pflegekräfte über einen Ausstieg nachdenken.

Umgekehrt würden viele erst gar nicht einsteigen, weil es in der Ausbildung kein existenzsicherndes Einkommen gebe, so Anderl. Katzian wiederum forderte, dass jene Personen, die in den Einrichtungen für die Ausbildung der Nachwuchskräfte sorgen, in dieser Zeit aus dem Dienstrad genommen werden.

“Es geht um den Sozialstaat”

Dass manche Bundesländer zur Behebung des Personalmangels Pflegekräfte aus Vietnam oder anderen Staaten anwerben, findet der ÖGB-Präsident “eh gut”. Diese “Notmaßnahmen” könne man den Ländern nicht vorwerfen.

Klar ist sowohl für Anderl als auch Katzian, dass sämtliche Maßnahmen viel Geld kosten, aber: “Am Ende des Tages geht es um den Sozialstaat. Wenn wir das wollen, müssen wir sagen, wir werden es auch finanzieren”, so Katzian. “Große Vermögen” und “große Erbschaften” müssten daher mehr beitragen, bemühte er Standard-Analogien: “Weil breite Schultern mehr tragen können wie ein Zniachterl.” Er habe auch nichts dagegen, wenn solche zusätzlichen Einnahmen dann für die Pflege zweckgebunden würden – “Why not? Wenn sich größere Vermögen dann leichter tun….”

Titelbild: GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

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15 Kommentare

  1. Es geht hier nicht nur um den Sozialstaat, sondern um hilflose Menschenleben.
    Die zwischenzeitliche und nicht mehr enden wollende Eiseskälte dafür ist für mich zumindest nicht mehr auszuhalten…

    • Dieser Betrag ist meiner Meinung nach ein Schadensersatzbetrag und wird wohl in absehbarer Zeit deshalb auch von den Schädigern eingefordert werden müssen

  2. Diese “Entlastungwoche” sieht vielfach folgender Maßen aus: Arbeiten bis zum Abwinken, dann 5 Tage “Urlaub” und anschließend wieder Arbeiten bis zum Abwinken. 6 Wochen Urlaub im Jahr gehen im Chaos von Krank- und Urlaubsvertretung sowie Überstunden aufgrund von bestehendem Dauerpersonalmangel völlig unter. Was viele nicht bedenken, der Betrieb in Pflege und Sozialeinrichtungen läuft 24 Stunden am Tag. Die Arbeit muss gemacht werden, egal wie und von wem. Da gibt es keine Schließtage oder Ferien. Das ist etwas völlig Anderes als z.B. in einer Schule oder großen Firma, wo halt für einige Zeit der Laden dicht gemacht wird und alle auf Urlaub gehen. Dazu kommt noch, dass die Dienstzeiten rationalisiert wurden, um das Personal möglichst effizient einzusetzen. Die Folge davon ist vielfach eine Pflege im Akkord. Wer sich solche Arbeitsbedingungen antun will, der sollte das zumindest in einer Branche mit sehr guten Verdienstmöglichkeiten und Aufstiegschancen tun. Beides findet man in der Pflege ebenfalls nicht. Fazit: Finger weg, außer man sieht darin seine absolute Berufung, denn “sinnstiftend” ist so etwas keinesfalls. Vielmehr macht sich da ein Gefühl der Sinnlosigkeit breit.

  3. Man muss unter den heutigen Bedingungen allen jungen Menschen dringend davon abraten, eine Ausbildung in der Pflege anzugehen. Pflegekräfte werden wie der letzte Dreck behandelt, zynisch bis zum Abwinken, einmal als Heldinnen vom Balkon aus beklatscht, kurz darauf entlassen, weil sie sich weigern, eine gefährliche “Impfung” über sich ergehen zu lassen. Von den geschilderten Dienstplanänderungen nicht zu reden. Überlastung bis zum Nervenzusammenbruch, schlechte Bezahlung und Horror-Arbeitsbedingungen.
    Lasst die Finger von diesem Beruf, es macht euch kaputt.

    • @ Fidel
      Na hoffentlich wirst nicht einmal Pfleger brauchen.
      Aber so ein Gscheiter wie Du, der pflegt sich sicher selbst.

      • Pattaya-Boy, ich besitze eine Smith & Wesson, wenn ich einmal so weit unten wäre wie du, wüsste ich, wie ich sie gebrauche um ohne Pfleger auszukommen.

        • Fidel ich bezweifle ob Du mit einer Waffe umgehen kannst….
          Aber das so Typen wie Du, bewaffnet sind ist mir klar. Es sind immer die Gleichen die Waffen für ihre Selbstbestätigung brauchen.
          Armer Fidel……

    • ich hätte nie gedacht, dass der tag einmal kommt – aber ich muss ihnen recht geben. der beruf ist der wahre albtraum, meine frau arbeitet in einem großen Wr KH, die Zustände sind unbeschreiblich

      • Ihre Frau muss unter den unbeschreiblichen Zuständen in einem Krankenhaus schuften und Sie sind nicht Mann genug, sie da rauszuholen? Warten Sie, bis Ihre Frau zusammn bricht oder was ?

          • Mir wurscht, wem Sie sich anschliessen. Wir haben sicher alle unsere Fehler, aber was Sie machen ist zuzuschauen, wie Ihre Frau den Bach runter geht und das macht m.M.n. kein richtiger Mann. Sie schauen zu, wie Ihre Frau einen unerträglichen Job machen muss und sitzen lieber stundenlang vor dem PC und posten, statt aufzustehen und aktiv zu werden, damit sich was für Ihre Gattin ändert. So etwas macht kein richtiger Mann, so etwas macht auch keine richtige Frau, so leben und (nicht)handeltn nur Versager.

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