Wer hat Angst vor Othmar Karas? Die ÖVP! Für die nächste EU-Wahl könnte auf die Nehammer-Partei demnächst eine Hiobsbotschaft zukommen. Der glühende Europäer soll mit einer eigenen Liste liebäugeln.
Wien | Seit einem halben Jahr sorgt das neue türkise Hauptquartier des Ex-Kanzlers Sebastian Kurz am Wiener Schubertring für Unruhe bei der ÖVP. Zahlreiche Weggefährten aus der Clique des gefallenen ÖVP-Kanzlers gehen in der Zentrale ein und aus, einige, etwa Ex-Finanzminister Gernot Blümel und die ehemalige Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, sind mit eigenen Büros eingemietet.
- Ja, aber ich würde ihn nicht wählen. 61%, 1415 votes1415 votes 61%1415 votes - 61% of all votes
- Ja, würde ich wählen. 25%, 576 votes576 votes 25%576 votes - 25% of all votes
- Nein, es braucht keine ÖVP-Alternative. 13%, 310 votes310 votes 13%310 votes - 13% of all votes
Scharfe Kritik an ÖVP-Kurs
Nun sorgt allerdings eine zweite Personalie für schwarzes Nehammer-Zittern am Wiener Ballhausplatz. EU-Parlamentsvize Othmar Karas, glühender Europäer, soll laut mehreren Medienberichten mit einer eigenen Plattform liebäugeln. Gerade bei der EU-Wahl 2024 wäre dies für die ÖVP ein herber Schlag. 2019 erreichte Karas 103.000 Vorzugsstimmen. Mit Kritik am Kurs der Volkspartei sparte Karas ebenso nicht in den vergangenen Jahren. So zeigte sich Karas mehr als nur unzufrieden mit dem Arbeitsübereinkommen zwischen Johanna Mikl-Leitner und der FPÖ in Niederösterreich. Über Twitter richtete er seiner Partei aus: „Als Niederösterreicher bedauere ich, dass es zu einer Einigung mit der FPÖ gekommen ist. Um Erhard Busek zu zitieren: Mit dieser FPÖ ist kein Staat zu machen.“
Immer wieder hatte es zudem zwischen Karas und seiner Heimatpartei in Migrationsfragen gekracht. Insbesondere von Innenminister Gerhard Karner dürfte Karas kein besonders großer Fan sein. Die von Karner inszenierte Schengen-Beitrittsblockade für Rumänien und Bulgarien schmeckte Karas absolut nicht. Dem Dollfuß-Museumsbetreiber richtete Karas aus, dass seine Blockade gegen den Beitritt „unverantwortlich und unsäglich“ sei, da diese Maßnahme keinen Einfluss auf die Asylzahlen hätte.
Zweites ÖVP-Urgestein dabei?
Neben Karas soll noch ein zweites ÖVP-Urgestein an einer Wahlplattform interessiert sein. Der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler soll demnach dieser Vorstellung nicht abgeneigt sein. Auch er hatte in der Vergangenheit lautstark seine Unzufriedenheit mit dem Kurs der Volkspartei der letzten Jahre zum Ausdruck gebracht.
Für die Nehammer-ÖVP könnte eine solche Gruppierung rund um gemäßigte Volksparteiler bei der EU-Wahl schmerzhaft werden, da Karas und Fischler ganz besonders den bürgerlichen Flügel der ÖVP ansprechen.
Titelbild: HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com