Freitag, April 26, 2024

Israel: Tage der Zäsur

Das, was sich in Israel in den letzten Tagen abgespielt hat, ist nichts anderes als ein groß angelegter Pogrom. Es ist das schlimmste Massaker an Jüdinnen und Juden, das seit dem Holocaust verbrochen wurde.

Täglich tauchen neue verstörende Videos der Gewalt auf, die ident sind mit jener des Daesh. Geschändete Leichen, die unter Gejohle durch die Straßen gefahren werden. Vergewaltigte junge Frauen, blutend. Gekidnappte Kinder. Entsetzliche Verbrechen, deren Verbreitung den Verbrechern große Freude bereitet. So ist das Gesicht des Terrors, das sich frech grinsend in den Live-Streams zeigt.

Die Abgründe der Hamas-Freunde

Was Menschen im Westen dazu treibt, diese abscheulichen Taten zu verteidigen, ja, sie als Befreiungskampf zu framen und dann zu feiern, ist wieder eine andere Frage. Wie es möglich ist, die Ermordung von unschuldigen Zivilisten und Zivilistinnen mit Verteilung von Süßigkeiten in den Straßen Europas zu feiern, ohne dass es Konsequenzen gibt. In Wien feierte man die Tage der Gewalt auf dem Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz stehend. Weitgehend ungestört. Viele Fragen bleiben offen: wie Europa mit dieser Zäsur umgehen möchte. Zuspruch bekam solcherart zu „Freiheitskampf“ geframte Terror von Linken und von Rechten, ein Gleichgewicht des Schreckens. Als Zuwaage entdeckten aber auch manche Rechte ihre Verbundenheit zum Judentum, solange es in ihre Agenda nützlich einbringbar war. Nein, Juden und Jüdinnen in Europa brauchen keine Unterstützung von Rechtsextremen, nur weil diese glauben, damit politisches Kleingeld wechseln zu können.

Fernab der Menschenrechte

Nein, dieses unselige Massaker ist kein Kampf für Menschenrechte. Das Ermorden und Vergewaltigen von Zivilistinnen und Zivilisten ist nie ein Kampf für mehr Menschenrechte. Sehr schade, dass es sich noch nicht bei allen rumgesprochen hat, auch bei solchen, die sich als Feministinnen definieren und die keinerlei Solidarität mit den misshandelten und ermordeten Frauen in Israel zeigen. Die Abgründe, die sich jetzt im Zwischenmenschlichen hier in der relativen Sicherheit Europas öffnen, verheißen nichts Gutes.

Falsche Rechtfertigungen

Nein, auch die (sehr kritikwürdige) Regierung unter Netanjahu ist kein Grund, ein Massaker zu begehen. Zumal auch jene abgeschlachtet wurden, die dagegen demonstrieren gingen, die für Frieden waren. Ausschlaggebend war nur eines: sie waren jüdisch. Das ist, was Jüdinnen und Juden seit Jahrhunderten begleitet. Das ist, wozu Israel ein Gegengewicht bilden sollte, einen sicheren Hafen.

Titelbild: Miriam Moné / ZackZack

Julya Rabinowich
Julya Rabinowich
Julya Rabinowich ist eine der bedeutendsten österreichischen Autorinnen. Bei uns blickt sie in die Abgründe der Republik.
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8 Kommentare

  1. Warum hat man bei dieser Regierung Angst das die auf die Idee kommt den Palästinensern der Hamas hier Asyl zu gewähren um Frieden in Israel zu schaffen?

  2. Israel kann beruhigt sein., denn immer mehr Menschen durchschauen das Spiel der islamischen Gotteskrieger. Die Sympathie für Israel steigt seit Jahren wieder in den USA, in Kanada, in Indien, in Russland und in diversen Südost- und Ostasiatischen Staaten. Nur in Europa sinkt die Sympathie für Israel, und zwar in dem Masse, in dem der zugewanderte Antisemitismus steigt. Aber Europa wird langfristig ohnehin muslimisch und daher politisch und wirtschaftlich immer unbedeutender.

        • Es ist so traurig und so erschütternd: Hier parteipolitische Propaganda zu machen, wo es um staatliche Existenz geht, das ist nur mehr unverständlich. Denn solche Propaganda stellt mittelfristig auch die staatliche Existenz Österreichs in Frage.

  3. Danke für diese Einordnung. Es herrscht eine entsetzliche Diffusion bezüglich der Geschehnisse. Und es läuft eine Propagandaspur hinter all den Erzählungen, die Morden mit einem “Kampf für Menschenrechte” titulieren. Menschenrechte, die gerade mit den Füßen getreten werden.

    Was ist mit Netanjahu los? Ein Politiker, der über 20 Jahre lang Israel an den demokratischen Abgrund geführt hat, der die UA nicht unterstützen wollte, um RU “nicht zu provozieren”, Netanjahu, der wie Orban dieselbe Haltung und dieselbe Politik verfolgte. Netanjahu ist eine Persönlichkeit, für die sich Demokrat:innen schämen müssen, der rus Oligarchen bereitwillig nach Israel ließ. Orban, der paralysierte Geheimdienste schuf. Diese Person wird zur Rechenschaft gezogen werden (müssen).

    Auf der anderen Seite steht eine Gruppierung, die in ihrem Programm die Auslöschung des Staates, in dem sie lebt, festgeschrieben hat. Eine Gruppierung, die nicht nur Waffen und Broschüren hortete, um sie zum Einsatz zu bringen, sondern auch sonder Zahl Raketen sein eigen nennen darf, ohne dass irgendwer etwas mitbekommen hat. Wir sind entstetzt, wenn man Reichsbürger aushebt, bei denen sich Handgranaten finden. Jeder Staat muss gegen solche Gruppierungen vorgehen. Aber zigtausende Raketen sind nochmal eine andere Dimension. Sowohl was das Zerstörungspotenzial betrifft, als auch was das Wegschauen der Behörden betrifft, die bis zum Tag vor dem abscheulichen terroristischen Akt gesagt haben, sie hätten alles unter Kontrolle.

    Es geht dieser Gruppierung um die Zerstörung Israels. Es geht dieser Gruppierung um die Ausrottung von Jüd:innen. Es geht dieser Gruppierung um einen Genozid. Und darum muss diese Gruppierung zerstört werden. Ausheben, wie wir das nennen, ist angesichts der zigtausenden Raketen, die sich in ihrem Besitz befinden, nicht mehr möglich.

    Hinter all dem zieht sich eine Propagandaspur des Verwässerns der Tatsachen, eine Propagandaspur der Umkehrung und der Etablierung einer “anderen Wahrheit”, die sich auf unsere Gesellschaften zersetzend auswirkt. Jüd:innen müssen nun Angriffe in Österreich befürchten. Auch Muslim:innen in Österreich müssen nun Anfeindungen befürchten. Es wurde eine Situation geschaffen, wo vereinzelte Gruppierungen hasserfüllt und verhetzt sind. Deren aufgepeitschter Zorn kann sich gegen jeden richten.

    Sobald die Gegenoffensive massive Zerstörungen in Gaza angerichtet haben wird, weil ein Ausheben gar nicht mehr möglich ist, wird die Propagandaspur die Narrative hervorzaubern, die lange vorbereitet waren: “Antisemitismus”, “ein Krieg gegen Muslim:innen”, “Völkermord an Muslim:innen”. Man kann die Umkehrung der Tatsachen schon in den sozialen Medien in den einzelnen Communitys erahnen und erkennen.

  4. das ist mE der entscheidende absatz

    Nein, auch die (sehr kritikwürdige) Regierung unter Netanjahu ist kein Grund, ein Massaker zu begehen. Zumal auch jene abgeschlachtet wurden, die dagegen demonstrieren gingen, die für Frieden waren. Ausschlaggebend war nur eines: sie waren jüdisch. Das ist, was Jüdinnen und Juden seit Jahrhunderten begleitet. Das ist, wozu Israel ein Gegengewicht bilden sollte, einen sicheren Hafen.

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