Freitag, April 26, 2024

Teil 28: Benko und Raiffeisen: Kartenhaus mit Giebelkreuz

René Benko ist am Ende. Das ist das einzige, was nach dem Teileinsturz seines Kartenhauses feststeht. Am Benko-Scheideweg geht es in drei Richtungen. Drei Raiffeisen-Banken, Unicredit und Benko-Großinvestoren entscheiden jetzt, wohin es geht.

Die Europäische Zentralbank EZB hat ihre Benko-Prüfung in vier österreichischen Großbanken abgeschlossen. Ein Banken-Insider verrät ZackZack das Ergebnis. Die SIGNA-Gruppe ist bei österreichischen Banken mit 2,4 Milliarden Euro verschuldet. Rund eine Milliarde davon soll die „Raiffeisenbank International“ RBI treffen. Mit je knapp 400 Millionen Benko-Obligo stecken auch die Raiffeisenlandesbanken „Oberösterreich“ und „Niederösterreich-Wien“ in der Benko-Gefahrenzone fest. Dazu soll „Unicredit“ mit weiteren knapp 500 Millionen Euro kommen.

Raiffeisen auf dünnem Eis

Mit RBI, RLB OÖ und Unicredit gelten drei der vier Banken für die EZB als „systemrelevant“.

Der Insider weist darauf hin, dass das Benko-Risiko die Banken unterschiedlich trifft. Auch bei Totalausfall der Benko-Kredite gilt Unicredit nicht als gefährdet. Bei Raiffeisen-Banken kommt das Russland-Risiko dazu. Im österreichischen Bankensektor wird damit gerechnet, dass die Raiffeisen-Banken trotz SIGNA und Russland derzeit knapp die Eigenkapital-Erfordernisse von Basel III erfüllen können. „Das Giebelkreuz auf dem Benko-Kartenhaus wackelt gewaltig“, kommentiert der Insider die heikle Raiffeisen-Lage.

Im Gegensatz zu anderen steht Raiffeisen auf dünnem Eis. Am 17. Februar 2023 bestätigte RBI, dass sich die US-Sanktionsbehörde OFAC mit einem Fragenkatalog an die Bank gewandt hatte. Das Russland-Geschäft bringt der RBI rund die Hälfte ihrer Gewinne. OFAC prüft, ob RBI mit dem blühenden Geschäft im kriegsführenden Russland gegen Sanktionsbestimmungen verstößt. Die härteste Sanktion gegen RBI wäre der Ausschluss aus dem Dollar-Markt – und damit eine existenzielle Bedrohung der Bank.

RBI ersuchte um Verlängerung der Frist für die Antworten. Seitdem hängt das OFAC-Schwert über dem Giebelkreuz.

Drei Wege, eine Insolvenz

Was passiert jetzt mit SIGNA? Banken und Investoren bereiten die Entscheidung zwischen drei Wegen vor.

Der erste Weg ist die „Haselsteiner-Variante“. Mit mindestens 400 Millionen erhöhen die Großinvestoren das SIGNA-Kapital. René Benk wäre de facto draußen – aber könnte sein durch dubiose Aufwertungen aufgeblähtes Privatvermögen vorläufig in Sicherheit bringen.

Variante zwei wird wohl Benkos Wunschtraum bleiben: Milliardäre aus Saudi Arabien, Katar und anderen arabischen Diktaturen greifen Benko noch einmal unter die Arme und lassen ihn unter Auflagen weitermachen. Derzeit scheint, dass Benkos Wunderwaffe „Kurz“ auch dort nicht viel genützt hat.

Variante drei heißt „Insolvenz“. Banken und Investoren würden sie überleben, Benko aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Dabei können SIGNA-Anleihen eine Schlüsselrolle spielen. „Kaufen Sie eine Anleihe zu 31 Cent pro Euro? Die Signa-Anleihe aus dem Rene Benko-Imperium wurde heute von Fitch auf Schrott herabgestuft“, fragte die „Finanzmarktwelt“ im November 2023. Die 300 Millionen-Anleihe von SIGNA Development ist erst 2026 fällig.

Bis dahin wird längst entschieden sein, welche Details der Benko-Machenschaften vor Zivil- und Strafgerichten verhandelt werden – und wer die möglichen Beschuldigten sind.

Dazu demnächst mehr auf ZackZack.


Titelbild: HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com, HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com, pixabay, Montage ZackZack

Weiterführende Links:

https://www.reuters.com/business/finance/unicredit-rbi-among-banks-hook-24-bln-signa-loans-source-2023-11-09/

https://www.rbinternational.com/en/investors/news/ir-releases/17-02-2023—rbi–ofac-request-for-information.html

Signa Anleihe auf Schritt herabgestuft (Finanzmarktwelt.de)

Peter Pilz
Peter Pilz
Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.
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32 Kommentare

  1. Wenn hier kein strafrechtlicher Verdacht sichtbar wird, aber auch nachweisbare politische Mauschelei, dann ist das eben eine Insolvenz oder Reorganisation wie jede andere und wie sie zu tausenden ständig so abläuft und deshalb auch nichts Aussergewöhnliches.
    Aber auch die Argumentation, dass das Unternehmen zu aggressiv gewachsen wäre und deshalb zu schwach gegen diese Krisen damit ausgerüstet war, ist eben normales zu tragendes Unternehmerrisiko und hat damit maximal vielleicht eine Auswirkung auf den guten Ruf oder die weitere Bonitätseinstufung, ist zumindest meine Meinung. Aber auch Auswirkungen auf die Gesellschafter und sei es nur weil sie keine Dividenen mehr erhalten, oder eben vorher nachschießen müssen?
    Nach dem der Benko aber privat schon lange ausgesorgt hat, wird er nun eben in Pension gehen müssen – vielleicht auch keine schlechte Aussicht?

  2. Variante A ist unwahrscheinlich, schätz ich. 500 Millionen braucht Signa bis Ende dieses Jahres. Im nächsten Jahr sind 2 Milliarden fällig (ich glaub im April 2024). Da wird eine Kapitalaufstockung von 400 Millioen € nicht lange vorhalten, wie es vornehm ausgedrückt heißt. Ab 2024 heißt es “Zurück an den Start. Kassiere keine 400 Millionen.”. Also wird die Kapitalaufstockung wohl nicht rentabel sein, zumal Benko ja noch im August Immobilien von der Signa Prime auf eine seiner Privatstiftungen umschreiben hat lassen, wodurch sich der Vermögenswert, also die Sicherheiten der Signa Prime weiter verringert haben.

  3. jaja, wer se amoi mit’n Ruaß wos aufaungt, hot se imma nu dreckig g’mocht! Da Ruaß is net umasunst tiafschwoaz.

  4. Was sind eigentlich die Sicherheiten (wie zum Beispiel Grundstücke), die diese vier Banken haben? Oder haben diese Banken auf politischen Zuruf Kredite ohne jegliche Sicherheiten gewährt? Haben die Banken zumindest eine Ausfallsversicherung, um den größten Schaden abzuwenden?

    Das Giebelkreuz als politisches Ausgedinge gescheiterter ÖVP-Politiker kommt ins Wanken? Da muss doch sicher wieder Herr und Frau Österreicher bluten, um den ÖVP Erbhof vor dem Untergang zu bewahren.

  5. Hallo Plenko. Brauche dringend einen Kredit um meinem Hühnerstall zu bergrößern. Wäre es vielleicht möglich dass ich bei einer Filiale der Raiffeisenbank unter komme? Wir könnten das Bauprojekt durch deine sooo guten Gutachter aufwerten lassen, dass da auch für jeden was rausschaut. Bei Interesse bitte melden. Kontakt bei Zz hinterlegt. Vielen Dank im voraus.
    Ääähhh..dasselbe gilt auch für die Haselnuss und den Busenbauer.

      • @DD
        Die ganze Welt wird propagandistisch, martialisch aufwendig darüber informiert, wie die Hamas den Gaza mißbräuchlich untertunnelte – wie dieser Maulwurftaktik mit massivem militärischen Einsatz nun unter größten zivilien Opfern begegnet wird. Hierzulande ist im immer noch horrender offenbarten Ausmaß mindestens so eine systemfeindliche Untertunnelung mit politisch-wirtschaftlich verflochtener Korruption erfolgt. Massive militärische Lösungen jedoch eher unerwünscht. Was hilft wirklich gegen Maulwürfe und Wühlmäuse?
        Maulwürfe lassen sich mit Lärm und Duft vertreiben. Es werden “biologische Kampfmittel” wie zB zerdrückter Knoblauch, Hundehaare oder zerkleinerte Zweige des Lebensbaums empfohlen. Tiere in der Unterwelt verduften auch, wenn man in deren Tunnel eine Mischung aus Molke und Buttermilch hineingießt. -> No, vielleicht kann uns da das Landwirtschaftsministerium mit dem genossenschaftlich mafiös organisierten Milch- und Butterberg ein wenig aushelfen?? Doch, Halt! Das ist ja auch fest in reaktionärer Hand: mit intransparenten Suventionen zB – in eigener Genossenschafts-Untertunnelung…

        • Als Gärtnerin und Freundin des Maulwurfs möchte ich gegen die genannten Methoden, sowie die stillschweigend vorausgestzte Notwenigkeit solcher Einspruch erheben.

        • @DD
          Sie haben recht. Es ist geschmacklos bis schwachsinnig, solche Schweinereien mit animalischen Euphemismen zu kommentieren. 😉 Sarkasmus ist hier auch fehl am Platz.
          Halten wir’s also mit Wittgenstein: “Worüber nicht zu sprechen (schreiben) ist, darüber sollte man schweigen.”

      • @DD
        Strache ist voll sauber und wurde nie wegen etwas strafrechtlich verurteilt. Es tut mir auch leid um Chorherr, weil ich glaube auch ihm…
        Politik- u Justizopfer

        • Trotzdem habe Heinz-Christian Strache Kolomojskyj unbedingt kennenlernen wollen, wie der ehemalige FPÖ-Chef in einer Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft angibt. Strache reiste auch mit einigen Begleitern einmal in die Ukraine. Vor den Ermittlern gab Strache an, man habe Kontakte zur Europäisch-Jüdischen Union knüpfen wollen, der Kolomojskyj damals vorstand. Man habe aber nur “dessen rechte Hand Palyzja” getroffen, den Geschäftspartner von Schellenbacher.

          Ribarich erinnert sich jedoch auch an blaue Kontakte in die Ukraine. Er erzählt von einem ominösen Treffen mit Vertretern der Panhans-Investoren im Vorfeld der Europawahl 2014. Der FPÖ-Chef habe damals in das schmucke Anwesen eingeladen, das er im Umland von Wien zur Miete bewohnt. Auch der heutige EU-Abgeordnete Harald Vilimsky, der auf eine Anfrage nicht reagierte, und Schellenbacher seien erschienen. Worüber gesprochen wurde, habe Ribarich nicht bekommen – er habe draußen warten müssen.

          In dieser Zeit – konkret im Sommer 2013 – habe Ribarich auch eine prall mit Bargeld gefüllte Sporttasche entdeckt, im Kofferraum von Straches Dienstwagen. Diese Fotos werden ab 2019 einmal mehr zu Ermittlungen führen und die Frage aufwerfen, ob Strache und andere der FPÖ Geld aus der Ukraine vorenthalten haben.

          https://www.derstandard.at/story/3000000195431/das-ukrainische-imperium-am-semmering-und-angebliche-geldfluesse-an-blaue?ref=rss

  6. Was Benko betrufft: in mir steigt eine wohlige Schadenfreude auf.
    Und ich träume davon, dass der Bastel so auf sein Kussmunderl aufknallt, dass er sich nur mehr taumelnd aufrichten kann.

  7. Raiffeisen weiß halt, bei welchen Kunden man, zumindest eine Zeit lang, wirklich prächtig verdienen kann.

    Wenns dann Troubles mit diesen “Top” Kunden gibt, wird ja der Staat, sorry – der Steuerzahler – einspringen, damit der Finanzplatz Österreich keinen Schaden erleidet. Solange Raiffeisen Parteifreunde als Finanzminister agieren, wird vermutlich dieses System perfekt funktionieren.

    Eine sichere Win-win Situation für die Bank.

    Der Blöde ist wie immer der Bürger, der diese enormen Geldschiebereien dann finanzieren muß – wie seinerzeit bei der HypoAlpeAdria.

    • Weil ja zuletzt hier der selbstdeklarierte SPÖ Hasser den BAWAG “Skandal” herbeizitiert hat. Er darf gerne meinen Anteil HAA RBI Rettung haben. Ich übernehme dafür seinen Anteil BAWAG Rettung. Maulhelden alles.

  8. Wicht ist halt bloß die Häuslebauer via Finanzamt zu schikanieren wenn die Handwerker sich abends das dringend benötigte Zubrot -das mittlerweile überlebenswichtig ist, weil diese Dodlregierung aber schon zu dämlich für alles ist- schwarz verdienen.
    Mich würde interessieren wer diese Immobilien für die Banken bewertet hat und ob die Gier diese “Investoren” durch horrende Renditen sich dachten ein goldenes Näschen zu verdienen.

  9. Österreich prominent vertreten
    Im Mittelpunkt der neuen geleakten Dokumente von zypriotischen Finanzdienstleistern stehen vor allem undurchsichtige Vermögensverschiebungen russischer Oligarchen – und Österreich spielt dabei gleich einige Male eine Rolle.

    Insgesamt 28.000 Treffer mit dem Schlagwort „Austria“ ergibt eine Suche in den geleakten Dokumenten. Gleich 5.000-mal kommt die Raiffeisen Bank International (RBI) vor

    die frage ist – wer hat da von wem das korruptionsgeschäft gelernt?
    die övp von der raiffeisen oder umgekehrt?

    diese unheilige allianz raiffeisen-övp wird uns alle noch in den abgrund reissen.

    https://orf.at/stories/3339875/

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