Montag, April 29, 2024

Das Zinsgeschäft der Banken

Im September 2023 erhöhte die europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf einen Rekordwert von 4,5 Prozent. Für ihre Einlagen bei der Nationalbank bekommen Banken seither 4 Prozent Zinsen. Das sorgte für Milliardenausschüttungen an die Aktionäre.

Die Banken in Österreich schreiben Milliardengewinne. Alleine 14,1 Milliarden Euro betrug der Gewinn im Jahr 2023. Die Gewinnsteigerung im Bankensektor ist damit laut Österreichischem Gewerkschaftsbund die dritthöchste in ganz Europa.

Grund dafür ist unter anderem der hohe Einlagenzins der europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main. Er liegt derzeit bei 4 Prozent. Das heißt, dass Banken für ihre Einlagen bei der Österreichischen Nationalbank (OeNB) 4 Prozent Zinsen bekommen. Und von diesen Einlagen gibt es viele. Nicht zuletzt deshalb, weil die europäische Zentralbank durch die Käufe von Anleihen immer wieder hohe Geldsummen an die Banken transferiert hat.

Da die Nationalbank dem Staat gehört, finanzieren die Steuerzahler die Gewinne der Banken. Die OeNB rutschte aufgrund des hohen Einlagezins kräftig ins Minus. Die 4 Prozent Zinsen gibt es für Banken zudem komplett ohne Mindestlaufzeit.

Zinsen lange Zeit nicht weitergegeben

Von den fixen 4 Prozent Zinsen auf ihr Erspartes, das die Banken bei der Nationalbank bekommen, waren die Sparer in Österreich lange weit entfernt. Denn die Banken haben nach der Erhöhung des Leit- und Einlagenzinses der EZB zunächst nur die Kreditzinsen umgehend erhöht. Die Sparzinsen stiegen deutlich langsamer an, was zu riesigen Gewinnen geführt hatte.

Zwar hat sich die Lage bei Anlagen, die für eine bestimmte Zeit gebunden sind, seit Winter 2023 im Durchschnitt leicht gebessert. Trotzdem bleiben die meisten Sparformen mit fixer Laufzeit deutlich unter den 4 Prozent zurück. Ist der vereinbarte Fixzinssatz einmal abgelaufen, müssen sich Sparerinnen mit fast nichts begnügen. Denn der Grundzinssatz beträgt bei den großen österreichischen Banken meist 0,01 Prozent.

Bei der Erste Bank und Sparkasse bekommt man beim Sparkonto ohne Laufzeit sogar das Doppelte des Grundzinssatzes: ganze 0,02 Prozent.

Im Durchschnitt bekamen österreichische Sparer und Sparerinnen im Februar 1,07 Prozent Zinsen auf ihre Bankeinlagen. Obwohl deutlich bessere Angebote existieren, gibt es viele Menschen, die ihr Geld ohne spezifische Sparform in den Filialen geparkt haben, wo es laut Nationalbank mit einem Median von 0,01 Prozent verzinst wird.

Übergewinnsteuer ignoriert

Weil die Banken die gestiegenen Zinsen so schleppend weitergegeben hatten, wurde auch in Österreich der Ruf nach einer Übergewinnsteuer für Banken laut. So eine Steuer hatten im Sommer 2023 Italien, Spanien, Tschechien, Ungarn und Litauen eingeführt  –  mit unterschiedlichem Erfolg. In Spanien konnte der Staat damit jährlich 3,5 Milliarden Euro einnehmen und für soziale Zwecke ausgeben.

In Österreich forderten SPÖ und FPÖ eine Übergewinnsteuer für Banken. „Es gibt Länder, die eingreifen und diese Ungerechtigkeit bekämpfen“, sagte SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler. FPÖ-Chef Herbert Kickl meinte im August 2023: „Die Banken fahren einen Rekordgewinn ein. Die Sparer jedoch gehen durch minimale Habenzinsen quasi leer aus“.

Die Regierung wollte jedoch keine Sondersteuer für den Bankensektor einführen. Eine solche sei „derzeit nicht vorgesehen“, beendete Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) bereits 2023 die Debatte.

Sparangebote zuletzt verbessert

ZackZack wollte von den führenden österreichischen Banken wissen, weshalb die Zinsen für Sparer so hinterherhinken. Diese verwiesen auf die Transparanzplattform der österreichischen Nationalbank für Sparzinsen und wiesen daraufhin, dass diese zuletzt gestiegen seien. Tatsächlich: Das Angebot für Sparer verbesserte sich für Privatkunden im Jahr 2024. Die attraktivsten Sparangebote mit den höchsten Fixzinssätzen gibt es am österreichischen Markt derzeit für sogenannte Neueinlagen – also Geld, das von einer anderen Bank kommt. Bei dieser Sparform kann man bei allen großen Banken, die ein solches Paket anbieten, mit Zinsen von bis zu 3,25 Prozent rechnen.

Doch auch Sparprodukte mit einfacher Fixlaufzeit von einem Jahr liegen zwar immer noch weit unter der Inflationsrate, nähern sich den vorgegebenen 4 Prozent der EZB jedoch langsam an. So betragen die Zinssätze für Anlagen mit einjähriger Laufzeit laut österreichischer Nationalbank im Durchschnitt bereits rund 2,6 Prozent.

Quelle: https://www.oenb.at/Statistik/sparzinsen-oesterreich.html

Von den 4 Prozent der EZB ist das noch immer weit entfernt. Die Rekordgewinne der Banken dürften vorerst weitersprudeln.

Titelbild: DANIEL ROLAND / AFP / picturedesk.com

Daniel Pilz
Daniel Pilz
Taucht gerne in komplexere Themengebiete ein und ist trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm stecken geblieben.
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10 Kommentare

  1. Das explodierende Zinsgeschäft der Banken wurde ausgelöst durch?
    Die zwingend notwendge gewordene Inflationsbekämpfung.

    Die explodierende Inflation wurde ausgelöst? – Meiner Meinung nach hauptsächlich wegen der Sanktionen gegen Russland, aber auch durch diese Merrit Order, wo ich bis heut nicht weiß, wann diese wer aus welchen Gründen überhaupt eingeführt und beschlossen hat? – Und warum diese nicht nach dem Einsetzen dieser Inflation umgehend ausser Kraft gesetzt wurde?

    So haben aber die Zinsanhebungen in Europa rasch funktioniert. – Man bedenke nur die Inflationsrate in Italien von ca. 1 Prozent, nach dem Italien seit dem zweiten Weltkrieg stets weit über der Inflationsrate in Österreich war und die Lira laufend gegen den Schilling abwerten musste…

    Warum aber hat die Inflationsbekämpfung in Österreich nicht so funktioniert wie in den anderen österr Ländern?
    Meiner Meinung nach wegen der Summe der Coronamassnahmen (alles auch wieder im Verhältnis zu den anderen Staaten in Europa gesetzt)
    Meiner Meinung nach aber auch und vor allem wegen des bis heute noch immer vollständig und viel zu spät eben teilweise noch immer fehlenden Mietpreisdeckels
    Meiner Meinung nach aber auch, weil diese Regierung das gar nicht wollte und nur so tat als ob und das bis heute, auch noch inklusive den Sozialpartnern (Was hat hier Herr Babler aber konkret dagegen unternommen – ist das überhaupt noch Teil seines Wahlkampfs?)
    Was könnte hier neben der unfassbaren und wahrscheinlich größten und noch immer nicht vollkommen bekannten oder enden würdenden Umverteilung in diesem Land von Unten nach Oben noch für ein Motiv dafür gewesen sein?

    Was wäre gewesen, wenn die Inflation in Österreich nicht auf diesem Niveau abgelaufen wäre?
    Hätte dann nur beispielsweise Benko früher Insolvenz anmelden müssen?
    Welche Auswirkungen hatte das auf die Bewertung seiner Immobilien wo vor allem wieder DIE BANKEN dahinter zitterten?
    Was für Auswirkungen auf die gerade durchgeführten Insolvenzen?

    Schade, dass es keine funktioniernden Medien mehr gibt, aber auch noch kaum noch investigativen Journalismus?

  2. Es wär Zeit für einen Börsencrash oder irgendein anderes Ereignis, um die Prinzipien “Geld” und “Wert” wieder in ein vertretbares und gesundes Verhältnis zu bringen…. Wenn man nur dafür sorgen könnt, dass sich die Aktionäre nicht wieder zulasten der kleinen Leut abputzen können…

    • Börsencrash, bringt wieder nur eines, Steuern oder Staatsgelder die wirzurück bezahlen müssen werden wieder gewissen Gruppen un den Arsch geschoben, nachdem sie zuvor Gelder “verdienen” und auf Steueroasen versickern liessen….
      Solange dieses “Rettungssystem” nicht ausgebessert wird ist es reines Betrugssystem.

  3. Es geht nach dem Prinzip der Marktbeherrschung, egal in welchem Sektor der Wirtschaft.

    Die Platzhirschen kassieren unverschämt ab, egal ob Banken oder Stromkonzerne oder Minelölkonzerne.

    Voraussetzung dafür : wenn die Abkassierer mit einer Regierung eng verbandelt sind, der die finanzielle Ausnutzung der Bürger egal ist und diese Monopolisten keinen Eingriff in ihren Selbstbedienungsladen befürchten müssen.

    Die “blöden” Normalbürger können auch einem willigen Politiker keinen gut dotierten Job in der “Privatwirtschaft” zuschanzen oder den Wahlkampf der Steuerbaren finanzieren.

    Deshalb wird das finanzielle Melken der Bürger durch die von der Politik umhätschelten Großunternehmen fröhlich weitergehen. Und die Gewinnjubelpressekonferenzen und die fetten Bonis für Manager, die kein Risiko in einem geschützten Markt tragen müssen, genauso.

    • Dass der p.t. Otto Normalbürger bei Energieunternehmen ausschließlich durch Einsparungen die Chance hat, Geld zu sparen, liegt leider unumstößlich auf der Hand. Bei den Banken schaut es da aber schon ganz anders aus. Man muss nur ein wenig über den Tellerrand (= österreichisches Bankenkartell) hinausschauen. So bietet etwa die estnische Big Bank (eine Kommerzbank mit Schwerpunkten in Skandinavien, Baltikum und Spanien) sehr attraktive Konditionen. Festgeld mit 12-monatiger Bindung wird mit 4% verzinst, Taggeld (= täglich verfügbar) in den ersten 4 Monaten mit 3,9% und danach immerhin noch mit 2,5%. Das ganze mit hervorragender IT-Infrastruktur und einer absolut “deppensicheren” Bedienoberfläche. Sicher werden jetzt viele Leser Bedenken in puncto Sicherheit haben. Wenn der Einlagebetrag nicht über 100.000,00 € liegt, gilt die gleiche Europäische Einlagensicherung wie bei einem Konto in Österreich. Abhebungen vom Taggeldkonto langen im Regelfall binnen 24 Stunden auf dem Referenzkonto ein. Ich habe mit den Giebelkreuzlern 33 Jahre lang recht gut zusammengearbeitet. Als CFO eines mittelständischen Betriebs war ich für die Herrn Banker interessant, nach meiner Pensionierung und dem pensionsbedingten Ausscheiden meiner Ansprechpartner in der Bank, gab man mir durch die Blume zu verstehen, dass ich als Kunde eher uninteressant bin, weil ich eh kein Geld von ihnen brauche. Ich habe daher fast mein gesamtes Erspartes abgezogen und in Estland und der Schweiz mit besseren Konditionen geparkt.
      Mir gehen die Jubelmeldungen über die Rekordergebnisse der Banken nämlich auch fürchterlich auf die Nerven. Gleichzeitig liest man, dass die ÖNB erstmals Verluste macht, weil sie – und damit der Steuerzahler – diese Rekordergebnisse der Banken finanzieren muss.
      P.S.: Ich mache keine Werbung für irgendeine Bank, ich will nur aufzeigen, dass man sich gegen die Präpotenz der Banken schon ein wenig wehren kann. Solange es nur einzelne Deppen wie ich machen, tut es ihnen nicht weh, wenn aber viele Sparer “auswandern”, dann würde es sicher eine Reaktion bewirken. Vom hohen Ross kann man nämlich auch fallen, nicht nur steigen.
      Wie würde es unser Ex-Minister aus Xibergien ausdrücken? Now, after considerable time, I feel ‘the world in Austria is too small’

  4. Es ist doch wunderbar, daß sich die Regierung so vorbildlich um die Allgemeinheit kümmert. Viele Menschen haben heutzutage sowieso keine Spareinlagen mehr und brauchen keine Zinsen mehr. Da ist es doch nur allzuverständlich, dass man die arme Familia beschirmt.

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