Montag, April 29, 2024

Ausgerechnet: Die Bank gewinnt immer

Österreich befindet sich in einer Rezession. Die Wirtschaft strauchelt, die Arbeitslosigkeit steigt und die Inflation ist fast doppelt so hoch wie im Euroraum-Schnitt. Doch in einer Branche klingeln die Kassen: bei den Banken. Sie schreiben Übergewinne in Milliardenhöhe.

Von Jakob Sturn

Während die Arbeitslosigkeit etwa in der Baubranche im März um ein Fünftel höher war als im Vorjahr, sind die Banken neben den Energieunternehmen zu den großen Gewinnern der Inflationskrise avanciert. 1,8 Milliarden Euro an Übergewinnen schrieben allein die vier Geschäftsbanken Erste Bank, Bank Austria, Raiffeisen Wien-NÖ und die Bawag 2023.

Banken als Kriegsgewinnler

Dabei waren die Banken aber nicht besonders fleißig oder konnten mit Innovationen ihre Produktivität sonderlich steigern. Die Ursache geht zurück auf den Zufall. Konkret auf den russischen Angriff in der Ukraine. Durch den Krieg sind die Energiepreise in die Höhe geschnellt, was die größte Inflation der letzten fünf Jahrzehnte ausgelöst hat. Als Reaktion darauf haben Zentralbanken weltweit ihre Zinsen erhöht, um künstlich einen Rückgang der Wirtschaftsleistung auszulösen – in der Hoffnung, die Preissteigerungen damit zu bekämpfen. Und diese steigenden Zinsen lassen nun die Gewinne der Banken sprudeln.

Die Zinsschere geht auf

So hob auch die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins an und verteuert damit variabel verzinste Kredite, die Geschäftsbanken wiederum an Betriebe und Haushalte weitergeben. Das trifft große Unternehmen, deren Finanzierungskosten für Investitionen nun durch die Decke gehen, genauso wie den Häuslbauer, der nun monatlich eine höhere Kreditrückzahlung für das Eigenheim abstottern muss. Eigentlich alle, die Geld von Banken borgen. Ganz zur Freude der Geldinstitute, sie können ihr Kern-Geschäftsmodell äußerst profitabel verfolgen: Kredite werden teurer vergeben als Spareinlagen verzinst werden. Dank der Hochzinspolitik der EZB können sie ihre Zinsschere vergrößern. Gestiegene Zinsen auf Kredite verrechnen die Banken sofort an ihre Kundschaft weiter. Wenn es jedoch um die Erhöhung der Sparzinsen von privaten Sparer:innen geht, sind die Banken schon deutlich träger. Sie selbst legen Geld aber hochverzinst bei der EZB an. Während sie für Einlagen bei der EZB 4 Prozent kassieren, gaben heimische Banken den Sparenden in Österreich im Dezember 2023 durchschnittlich mickrige 0,96 Prozent auf ihre Ersparnisse. Der aus der ungleichen Weitergabe der Zinsspielräume resultierende Nettozinsertrag lässt bei den Banken die Korken knallen. Bei der Ersten Bank stieg der Nettozinsertrag um 88 Prozent an, der Nettojahresgewinn hat sich auf 720 Millionen Euro erhöht und damit mehr als verdoppelt im Vergleich zum Fünf-Jahres-Schnitt von 2019-2022. Ganz vorne dabei ist die Bank Austria. Sie verzeichnet für das vergangene Jahr einen Gewinn von rund 1,3 Milliarden Euro und hat damit ihren Gewinn sogar verdreifacht.

Geschäftsbanken befeuern Minus der Nationalbank

Aber nicht nur die Sparenden gehen fast leer aus. Auch das Staatsbudget leidet. Denn die hohen Zinsen auf ihre Einlagen bekommen heimische Banken von der Österreichischen Nationalbank (OeNB) ausbezahlt. Nun ist die OeNB zu 100 Prozent im Besitz der Republik Österreich. Schreibt die OeNB ein Plus, sind Ausschüttungen an die Republik fällig. Die enormen Zinsausschüttungen an die heimischen Geschäftsbanken haben aber einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die OeNB für 2023 zum ersten Mal in der Geschichte rote Zahlen schreibt. In anderen Worten: Weil die OeNB den Geschäftsbanken so hohe Zinserträge ausschüttet, bleibt der Nationalbank nichts mehr, was an die Republik gehen kann. Geld, das dann im Budget für Investitionen wie Pflege, Kinderbetreuung oder Klimaschutz fehlt. Zum Leid der Allgemeinheit.

Sondersteuer für Übergewinne notwendig

Die Energieunternehmen werden mittlerweile – wenn auch ungenügend – für ihre zufälligen Krisengewinne besteuert. Bei den Banken steht es nicht einmal zur Diskussion. Dabei hat selbst Margaret Thatcher, die ehemalige konservative britische Premierministerin, in den 1980ern eine Sondersteuer für Banken eingehoben, weil diese zufällig von der Wirtschaftskrise profitierten. Bei den Banken sollte die Politik nun nachziehen, damit auch diese einen Beitrag zur Finanzierung der Krisenfolgen beitragen, von der sie selbst so stark profitieren.


Jakob Sturn forscht beim Momentum Institut zu Arbeitsmarkt- und Verteiliungspolitik. Er hat Wirtschaft an der WU Wien und der University of Illinois studiert.

Titelbild: Miriam Moné, Ingo Pertramer

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8 Kommentare

  1. Gleichzeitig wird von den Schwürkisen keine Möglichkeit ausgelassen gegen die restrikte Kreditvergabe zu schießen, damit die Banken noch mehr verdienen.

    Übrigens wer gerne mit Karte zahlt, speziell Kleinstbeträge, sollte sich seine monatliche oder Quartalsabrechnung genauer ansehen, jede Zahlung eine Buchungszeile oder einfach 44 Cent für die Bank. Zahle ich einen Kaffee für 2,50 mit Karte sind es am Ende 2,94, das ist ziemlich viel Mist den das Kleinvieh so produziert.

  2. In den Kernaussagen kann man das unterschreiben, von einem Uni-Absolventen würde ich mir aber eine etwas exaktere und vollständigere Beschreibung der Fakten wünschen. So hat die Inflation ab dem 2020-er Jahr die erste massgebliche Ursache in den weltweiten Corona-Massnahmen, die weltweit Lieferketten unterbrochen haben. In dieser Phase waren die Pharma- und Digitalkonzerne die Abkassierer der Übergewinne. Dann beim Krieg als Ursache könnte man auch genauer sein und festhalten, dass die EU-Sanktionen massgeblich für die Verteuerung der Energie waren. Übergewinnler die Energiekonzerne, v. a. die US-amerikanischen und die arabischen. Nun also die Banken, das war absehbar. Daneben, was zwar nicht Österreich direkt, aber Deutschland und Frankreich betrifft, sind es die Rüstungskonzerne, die geradezu “märchenhafte” Gewinne schreiben. Der Kurs der dt. Rheinmetall-Aktie etwa hat sich in dieser Zeit um über 400 % gesteigert. Dagegen sind die Gewinne der ÖMV & Co. ein Lercherlschas.
    Die Forderung am Ende des Artikels, eine Sondersteuer für Übergewinne, ist voll zu unterstützen, aber bitte ergänzt um alle Übergewinne, nicht nur selektiv. Gute Arbeit, Herr Sturn, Sie machen auf wichtige Themen aufmerksam.

    • Sie haben den Anteil an der Turboinflation für das Notprogramm zur Verhinderung der Benko Pleite gerade in Österreich und noch ein wenig abgeschwächter in Deutschland dabei noch vergessen?

  3. Gute Zusammenfassung, was macht diese Regierung bloß? Hier mit der Übergewinnsteuer, gut argumentiert 💰

  4. Nur bei Fällen wie bei einem Herrn Benko verliert diese und das auch noch ohne einem Problem, vor allem da sie sonst nur gewinnt?
    Vielleicht eine andere und weitere Version einer Umverteilung in diesem Staate und diese auch noch steuerfrei?

    • Wer sagt dass die Bank(en) in diesem Fall verliert? Die Figuren haben in diesem Spiel noch nicht einmal den Start verlassen und wie Bankenrettungen abgewickelt werden ist mir seit 2008 bestens im Gedächtnis.

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