Montag, September 9, 2024

Benkos goldener Käfig: Wo sich der gefallene Investor versteckt

René Benko und seine SIGNA sind insolvent. In den laufenden Recherchen über das SIGNA Imperium kommen immer mehr Verschachtelungen ans Licht. Eine Schachfigur in seinem Universum ist die Villa Ansaldi am Gardasee. ZackZack hat sich vor Ort ein Bild von dem Luxusgrundstück gemacht.

Am Mittwoch, den 24. April, sagte der insolvente Immobilienspekulant René Benko zum dritten Mal für den COFAG-Untersuchungsausschuss ab. Wo ist er? Versteckt sich Benko in Innsbruck? Oder doch in seiner Villa in Italien? ZackZack stattete der Luxusresidenz in Sirmione einen Besuch ab.

Zu Besuch in Sirmione

Vier Meter hohe Hecken, blicksichere Tore und Türen, etliche Überwachungskameras und geschlossene Jalousien. Das zeigt der erste Blick auf die schlossähnliche Villa Ansaldi mit mehr als zwanzig Räumen am Gardasee in der Nobelgemeinde Sirmione. Direkt auf der Hauptstraße in Richtung des historischen Zentrums befindet sich das Grundstück. Täglich spazieren etliche Menschen an der Liegenschaft vorbei, die meisten gehen weiter, ohne die Villa zu bemerken. Nur einige wenige bleiben stehen, schauen aufs Haus oder machen Fotos. Diese Personen wissen wahrscheinlich, wer sich des Öfteren in diesem Prunkgebäude aufhält.

Kurz stehen bleiben zahlt sich aus, denn auf den zweiten Blick ist erkennbar, dass die Fenster und Rollläden im Erdgeschoss geöffnet sind. In der hohen Hecke hinterm Zaun gibt es ein paar kleine Lücken, die ein wenig Durchsicht erlauben. Autos stehen auf dem Anwesen und Menschen spazieren auf dem rund zwölftausend Quadratmeter großen Gelände herum, wo sich unter anderem ein Hubschrauberlandeplatz, ein Yachten-Stellplatz, ein privater Seezugang, ein Pool und ein Kinderspielplatz befinden. Auf dem Postfach und der Glocke steht klar und deutlich „R. Benko“ sowie „Signa“.

Bild: Postfächer “R. Benko” und “SIGNA HOLDING GMBH”, Quelle: Katharina Berger

Wenn man die Villa auf Google Maps sucht, scheint sie unter „Casa René Benko“ auf. Ob der Immobilienmogul bei unserem Besuch im April 2024 persönlich vor Ort ist, ist unklar. Nachbarn behaupten, dass Benko beinahe nie das Anwesen verlassen hat. Er soll angeblich immer mit seinem Hubschrauber angereist sein, welcher schon von weitem sichtbar war. Doch in den letzten Wochen soll dieser nie angeflogen sein.

Das bestätigt auch der leere Hubschrauberlandeplatz neben der Villa. Auffallend ist allerdings ein weißer Fiat 500 mit Innsbrucker Kennzeichen auf dem Gelände. Nicht auszuschließen, dass der im medialen Rampenlicht stehende René Benko mit diesem eher unscheinbaren Auto unterwegs war.

Bild: Auto bei der Villa Ansaldi, Quelle: Katharina Berger

Familienstiftung vermietet Villa an SIGNA

Es ist seit geraumer Zeit bekannt, dass René Benko persönlich nicht der offizielle Eigentümer des Grundstücks ist. Ein Grundbuchauszug zeigt, dass die Landgraf S.A. mit Sitz in Luxemburg als Eigentümer eingetragen ist. Eine Firma, die Immobilien ankauft und dann vermietet.

Bild: Katasterauszug “Villa Ansaldi” – Landgraf S.A.

Sie gehört über Umwege der ARUAL Stiftung, eine der Privatstiftungen von René Benko, die den sich rückwärts lesenden Namen seiner Tochter „Laura“ trägt. Dessen Geschäftsführer sei Alexis De Bernardi, ein sogenannter “Schattenmann”, der in etlichen Unternehmen als Geschäftsführer aufscheint. Alexis De Bernardi hat auf unsere Fragen zum Mietverhältnis der Villa Ansaldi nicht reagiert.

Bild: Registerauszug Landgraf S.A., Firmenbuch Luxemburg

Dem Nachrichtenmagazin “NEWS” wurde ein Dokument vom Herbst 2019 zugespielt, bei dem von einer Verlängerung des Mietvertrages zwischen der SIGNA Holding und der Landgraf S.A bis 2035 die Rede ist. Für 240.000 Euro pro Jahr mietet die insolvente SIGNA also die Villa von einer Firma, die indirekt Benko gehört. Obwohl Benko die Villa persönlich nutzt, dürfte er durch den Mietvertrag an die SIGNA damit Gewinne erzielen.

Älteren Dokumenten zufolge scheint der Südtiroler Heinz Peter Hager als oberster Beirat in der ARUAL Stiftung auf. Hager ist unter anderem für den Bau des Bozener Waltherparks zuständig – SIGNAs größte Baustelle in Italien, die als einzige fertiggestellt werden soll. ZackZack wollte von ihm wissen, wer die Villa derzeit mietet. Doch auch Hager hüllte sich in Schweigen.

Yacht und weitere Villen

Der Immobilienmogul Benko hatte im März 2024 einen Antrag auf Einzelinsolvenz als Unternehmer gestellt, bei dem auch sein Privatvermögen betroffen ist. Davon gibt es noch immer genug. Im Sommer tauschte seine INGBE-Privatstiftung in Liechtenstein, deren Begünstigte seine Mutter ist, ein wertloses SIGNA-Aktienpaket gegen sechs weitere Traumvillen am Gardasee.

Bei unserem Lokalaugenschein der Villa Ansaldi entdeckten wir außerdem eine weiße Segelyacht der Marke Delphia Sport in der dafür vorgesehenen Haltebucht. Noch scheint Benko über einige Vermögenswerte zu verfügen.

Bild: Blick auf die Villa Ansaldi vom Nachbargrundstück. Zu sehen ist eine Segelyacht des Modells Delphia Sport. Gebrauchtwert circa 50.000 €

Benkos Italien-Vergangenheit

Benko und sein Bezug zu Italien, ist nicht erst durch die Miete der Villa am Gardasee entstanden. Bereits vor zehn Jahren machte er mit „verbotenen“ Interventionen in einer Steuercausa in Italien Schlagzeilen. Dafür wurde der Immobilieninvestor zu zwölf Monaten bedingter Haft rechtskräftig verurteilt. Mittlerweile ist die Strafe getilgt.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft beschuldigte Benko, seinen damaligen Steuerberater Michael Passer beauftragt zu haben, ein Steuerverfahren gegen ein italienisches Tochterunternehmen der Signa Holding zu beschleunigen und zu einem positiven Abschluss zu bringen. Dabei sollte der einstige Premierminister Kroatiens, Ivo Sanader, eingeschaltet werden, der gute Kontakte in Italien hatte, einschließlich zum ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Sanader wurde versprochen, dass er dafür 150.000 Euro erhalten würde. Die polizeilichen Ermittlungen begannen, als die Justiz bei einer Razzia im Zuge von Ermittlungen gegen Sanader einen Vertrag zwischen ihm und Passer fand.

Heute, am 24. April 2024, erschien Benko in Innsbruck zur ersten Tagsatzung seines Insolvenzverfahrens. Dort haben 30 Gläubiger über zwei Milliarden Euro an Forderungen angemeldet, unter anderen gegen Benko persönlich. Sowohl in diesem Verfahren, als auch im U-Ausschuss wird noch einiges auf den Immobilien-Spekulanten zukommen.


“NEWS”-Artikel zur ARUAL-Stiftung

Titelbild: Katharina Berger/ZackZack, HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com, Montage ZackZack

Autor

  • Katharina Berger

    Die Journalistin aus den Bergen ist abenteuerlustig, neugierig und liebt es, in unbekannte Welten einzutauchen und darüber zu berichten

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