Samstag, Juli 27, 2024

Teil 32: Wie René Benko den Bär ausnahm

Julius Bär, die größte Schweizer Privatbank, gewährte René Benkos Firmenimperium Kredite in Höhe von 606 Millionen Schweizer Franken. Da sie schlechte Besicherungen akzeptierte, wird sie den Großteil davon verlieren.

In der Chefetage der größten Schweizer Privatbank Julius Bär rauchen die Köpfe. Denn die Bank hat ein Problem: Drei Kredite vergab man ausgerechnet an das SIGNA-Firmenkonglomerat von René Benko. Die insgesamt 606 Millionen Schweizer Franken wird man zum Großteil abschreiben müssen. Das heißt – sie sind weg.

„Abenteuerlich“ besichert

Wie der “Tagesanzeiger” berichtet, seien die Kredite äußerst schlecht besichert gewesen. Laut der Schweizer Zeitung hätten für einen ersten Kredit Ende 2022 in Höhe von 200 Millionen Franken an die “Signa European Invest Holding” Aktien derselben Firma gedient. Diese seien jetzt fast nichts mehr wert. Der “Tagesanzeiger” bezeichnet die Besicherung deshalb als „abenteuerlich“. Eine andere Quelle bringt erhoffte Einnahmen aus dem Luxushandel in Kaufhäusern wie dem KaDeWe, das auch zur SIGNA-Gruppe gehört, als vereinbarte Besicherung ins Spiel. Doch auch darauf könnte sich die Bank kaum verlassen. Denn die KaDeWe-Gruppe bereite laut dem deutschen Wirtschaftsmagazin “Capital” gerade einen Insolvenzantrag vor.

Bei einem weiteren 200-Millionen-Franken Kredit akzeptierte Julius Bär eine zweitrangige Hypothek auf das Oberpollinger-Kaufhaus in München. Das Problem: Das Kaufhaus, das zur Hälfte zur SIGNA-Gruppe und zur anderen Hälfte zu Benkos thailändischem Geschäftspartner Central Group gehört, ist ebenfalls zahlungsunfähig. Für die Immobilie hatte sich der deutsche Finanzkonzern Signal Iduna die erstrangige Hypothek eintragen lassen. Damit scheint das Geld für Julius Bär fast sicher verloren.

Beim dritten Kredit über mehr als 200 Millionen Franken wiederholte die Privatbank laut “Tagesanzeiger” den Fehler vom ersten Kredit und ließ das Darlehen mit Aktien einer SIGNA-Prime-Tochter besichern. Diese sind mittlerweile wohl als Ramsch einzustufen.

Erstaunen in der Finanzberichterstattung

Dass die Manager von Julius Bär so sorglos agierten, wundert nicht nur den “Tagesanzeiger”. Dieser findet es „unerklärlich, dass die Julius-Bär-Führung René Benko solch riesige Kredite gewährte – und keine Sicherheiten verlangte, die den Namen verdienen.“

Das gut informierte Schweizer Finanzportal “InsideParadeplatz” schreibt etwa über die einst prestigeträchtige Bär-Privatbank: „So oder so ist das Fiasko total. Die vermeintliche Pure-Play-Bank hat sich als High-Risk-Casino-Gängerin entpuppt.“

René Benko hat die Chefetage von Julius Bär mit seinem undurchsichtigen Firmendschungel und den Aufwertungen von Top-Immobilien offenbar blenden können. Bei einer Imagekampagne von Julius Bär heißt es: „How you invest today is how you live tomorrow.“ Das wird sich jetzt zeigen. Am Donnerstag will die Führungsriege offenlegen, wie viel man tatsächlich an Benkos SIGNA-Gruppe verloren hat.

Ob dabei die Frage nach der Herkunft der Gelder beantwortet wird, ist nach wie vor offen. Insider halten für möglich, dass das Bankhaus „Bär“ Gelder Dritter aus einem Nicht-EU-Staat in das SIGNA-Geflecht investiert hat.


Titelbild: Screenshot Imagekampagne Juliusbär, GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com, Montage ZackZack

Autor

  • Daniel Pilz

    Taucht gerne in komplexere Themengebiete ein und ist trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm stecken geblieben.

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