Freitag, April 26, 2024

Die größten Steuersünder im Einkaufswagen

Einige wenige große Unternehmen betreiben in Europa Steuerflucht im großen Stil. ZackZack hat einige davon aufgelistet, deren Produkte sich in Ihrem Einkaufskorb wiederfinden könnten.  

Angestellte, Selbstständige, Arbeiter und Unternehmer zahlen in Österreich Steuern, so wie es die Gesetze vorsehen. Nur eine kleine Gruppe internationaler Konzerne versucht konsequent, Gewinnsteuern zu vermeiden. Zum Leidwesen der Staaten, denen dadurch wichtige Millionen entgehen. Diese fehlen in den Schulen, Spitälern, dem Ausbau der öffentlichen Infrastruktur und Sozialausgaben.

Ob beim Coffee-to-go, dem neuen Bücherregal, technischen Geräten oder in der Apotheke: Die folgenden Unternehmen gelten als besonders große Steuervermeider.

Starbucks‘ steuerfreier Kaffee

Die US-Kaffeehauskette Starbucks verkauft ihren Kaffee bei entsprechender Größe gut und gerne um mehr als 5 Euro pro Tasse. Davon dürften nur einige Cent an die öffentliche Hand fließen – denn Starbucks ist routiniert bei der Vermeidung von Steuern.

Wenn beispielsweise in einer Wiener Filiale von Starbucks Kaffee verkauft wird, entsteht der Gewinn im Steuerparadies Niederlande. Denn Starbucks Österreich bezahlt teure Lizenzgebühren für ein Starbucks-Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden, wo auf den Gewinn aus Lizenzen kaum Steuern anfallen. So machen die Filialen in Österreich keinen nennenswerten Gewinn, sondern liefern diesen an das Unternehmen in den Niederlanden ab. Im Jahr 2019 zahlte Starbucks Österreich bei einem Umsatz von fast 15 Millionen Euro 2848,43 Euro Ertragssteuer, wie „Kontrast“ nach Durchsicht des Firmenbuchs berichtete.

Die EU-Behörden können sich gegen die europäischen Steuerparadiese selten durchsetzen. 2015 forderte die Kommission die Niederlande dazu auf, von Starbucks nachträglich mindestens 20 Millionen Steuergeld einzutreiben. Nicht nur Starbucks selbst, sondern auch die Niederlande klagten dagegen – und bekamen vom europäischen Gerichtshof recht.

IKEAs Franchise-Trick

Gelernt hat Starbucks offenbar von IKEA, das mit seinem Firmengeflecht von Liechtenstein und Luxemburg über die Cayman Islands bis Schweden und wieder zurück in die Niederlande als einer der ersten in Europa mit Lizenzgebühren operierte. Über die Stiftung Interogo in Liechtenstein werden Lizenzrechte an die Inter Ikea in den Niederlanden verkauft. Die Filialen in Österreich müssen einen prozentuellen Anteil ihres Umsatzes wiederum an die Inter Ikea abtreten. Dadurch sinkt ihr Gewinn in Österreich erheblich. Die Folge: der Staat fällt um Körperschaftssteuern um.

Pfizer: öffentliche Forschung, private Gewinne

Der Pharmakonzern machte mit seinem COVID-19 Impfstoff „Cominarty“ Milliardengewinne alleine in der europäischen Union. Dabei war die Forschung für den Impfstoff großteils von öffentlichen Universitäten erbracht und das Vakzin von öffentlicher Hand gekauft worden. Im Gegenzug erhält der Steuerzahler nichts zurück – denn auch Pfizer hat in den Niederlanden ein Modell zur effektiven Steuervermeidung gefunden. Die Geschäftsform LP „Limited Partnership“ ist für Konzerne wie Pfizer eigentlich gar nicht vorgesehen, schreibt die Investigativplattform „Follow the Money“. Durch sie können Gewinne jedoch komplett steuerfrei transferiert werden. Mindestens 10 Milliarden Euro Gewinne seien so komplett steuerfrei aus der EU in die USA gewandert.

Der saure Apple

Auch der Technologiekonzern Apple geriet schon mehrmals ins Visier der EU-Kommission. Denn der Techgigant aus den USA soll mittels Unternehmensstrukturen in Irland, den Niederlanden und den Bermudas bereits rund 15 Milliarden Euro an Steuern in der europäischen Union vermieden haben. Die Zahlen sind lediglich geschätzt, da Apple keine Auskunft über den tatsächlichen Gewinn in Europa gibt.

2016 forderte die Kommission Irland dazu auf, von Apple mehr als 13 Milliarden Euro an Steuern zurückzuholen. Doch bisher ist kein einziger Euro geflossen. Ähnlich wie die Niederlande weigerte sich Irland, gegen Apple vorzugehen. Zu lukrativ ist das Geschäft mit dem US-Konzern, das neben einigen Steuereinnahmen auch jede Menge Arbeitsplätze einbringt.

Die EU-Kommissarin für Wettbewerb, Margrethe Vestager, sucht weiterhin nach einheitlichen europäischen Lösungen. Ihr Engagement zerbricht bisher am Widerstand der europäischen Steuerparadiese. Damit entgehen Staaten mit höheren Steuersätzen jährlich Millionen an Steuereinnahmen – Österreich einem Bericht des “Tax Justice Network” im Jahr 2020 zufolge rund 840 Millionen Euro.

Titelbild: Pixabay

Daniel Pilz
Daniel Pilz
Taucht gerne in komplexere Themengebiete ein und ist trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm stecken geblieben.
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9 Kommentare

  1. Guter Artikel, treffende Beispiele, aber natürlich bei weitem unvollständig. Den Milliarden-Deal mit Pfizer hat die EU-Chefin Ursula alleine und per Handynachrichten erteilt, die Handydaten hat sie nicht herausgegeben bis heute. Die Verträge mit Pfizer sind geheim und unzugänglich, ausser für Hacker.
    Weiter hat die EU-Chefin an Bill Gates erneut Hunderte Millionen Euros wiederum alleine verteilt und zwar für ein sehr dubioses Projekt der Klimabeeinflussung.
    Empfehlenswerte Webseite dazu: https://www.ftm.eu/.
    Von den Geschäften für die Rüstungsindustrie im Zuge des Ukrainekrieges wird noch viel zu erfahren sein.
    Und es kommt vielleicht noch viel dicker in der Zukunft: Als Nachfolgekandidat für Ursula wird der Draghi vorgeschlagen, der langjährige EZB-Chef und Goldman-Sachs-Beauftragte für Südosteuropa. Da wird das bunte Treiben der Superreichen wohl noch eine Stufe höher veranstaltet werden. Gegen diese Herrschaften ist der Benko geradezu ein Chorknabe.
    Follow the money.

  2. Bin kein Steuerfachmann, aber erinnere mich, dass das Finanzamt in gewissen Fällen berechtigt ist, Unternehmen einzuschätzen.
    Wir haben die irrsinnige Power, Rumänien und Bulgarien am Schengen Beitritt mit Veto zu blockieren.
    Unsere Politiker fliegen spazieren. Was tun sie dabei für uns? Ich erwarte mir eine sofortige, absolute Blockadehaltung von Österreich. Bin sicher, da werden andere Länder folgen. Selbst unserem, sonst so wortgewaltigem Bundespräsidenten fehlen da die Worte. Sprachlosigkeit! Hochachtung! Die Steuerparadiese in der EU spielen dieses Spiel schon seit Jahrzehnten! Das nennt man dann Europäische GEMEINSCHAFT. Leitet sich das aus Gemeinheit schaffen ab?
    Eine kleine Anzahl von (kleinen) Staaten profitieren extrem. Der Rest zahlt. Wir gehören zu oft zu den Verlierern.
    Ich freue mich auf die nächsten Wahlen. Diese werden als „Watschen-Wahlen“ in die Geschichte eingehen.
    Der extrem hohe Grad an Inkompetenz unserer Regierung(en) zwingt die Wähler förmlich ins rechte Eck, obwohl viele das nicht wollen. Aber im Moment bietet das rechte Eck, als einzige Kraft die Chance den Schaum vor dem Mund loszuwerden.

    • Alle Tätigkeiten von Konzernfirmen deren Niederlassungen in Österreich keine Gewinne erwirtschaften, müssen umgehend und rückwirkend für 7 Jahre, als Liebhaberei eingestuft werden, sehr schnell ist der Unsinn mit den Gewinnverschiebungen via Lizenzgebühren vorbei und das EU Verfahren gewinnen wir auch, weil bei der erreichten Öffentlichkeit wird die Mehrheit auf Seiten der Versteuerung im Land in dem die Gewinne durch Produktivität entstehen, sein.

  3. Herzlichen Dank für die Liste, die bei meinem Komsumverhalten gerne berücksichtigen werde, sofern das nicht ohnedies schon geschieht. Eine Fortsetzung wäre durchaus wünschenswert.

    • Es gibt seit einiger Zeit den unsäglichen Starbucks Kaffee auch in Form von Alu Kapseln bei grossen Supermärkten. Ich mach stets einen grossen Bogen darum, Frechheit die Vorgangsweise von Starbucks und Co.!

  4. Daran sieht man, wie zahnlos und nachsichtig die europäische Union bei der so wichtigen Frage der Steuergerechtigkeit ist.

    Wieso wurde den einzelnen Mitgliedsstaaten dieses steuerliche Schlupfloch nicht längst geschlossen?

    Die EU will immer höhere Beiträge, ist aber nicht bereit, diese enormen Steuergeld-Abflüsse zu stoppen. Eine verdächtige Milde gegenüber einzelnen Großkonzernen und EU Mitgliedern.

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