Mittwoch, September 11, 2024

Die größten Steuersünder im Einkaufswagen

Einige wenige große Unternehmen betreiben in Europa Steuerflucht im großen Stil. ZackZack hat einige davon aufgelistet, deren Produkte sich in Ihrem Einkaufskorb wiederfinden könnten.  

Angestellte, Selbstständige, Arbeiter und Unternehmer zahlen in Österreich Steuern, so wie es die Gesetze vorsehen. Nur eine kleine Gruppe internationaler Konzerne versucht konsequent, Gewinnsteuern zu vermeiden. Zum Leidwesen der Staaten, denen dadurch wichtige Millionen entgehen. Diese fehlen in den Schulen, Spitälern, dem Ausbau der öffentlichen Infrastruktur und Sozialausgaben.

Ob beim Coffee-to-go, dem neuen Bücherregal, technischen Geräten oder in der Apotheke: Die folgenden Unternehmen gelten als besonders große Steuervermeider.

Starbucks‘ steuerfreier Kaffee

Die US-Kaffeehauskette Starbucks verkauft ihren Kaffee bei entsprechender Größe gut und gerne um mehr als 5 Euro pro Tasse. Davon dürften nur einige Cent an die öffentliche Hand fließen – denn Starbucks ist routiniert bei der Vermeidung von Steuern.

Wenn beispielsweise in einer Wiener Filiale von Starbucks Kaffee verkauft wird, entsteht der Gewinn im Steuerparadies Niederlande. Denn Starbucks Österreich bezahlt teure Lizenzgebühren für ein Starbucks-Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden, wo auf den Gewinn aus Lizenzen kaum Steuern anfallen. So machen die Filialen in Österreich keinen nennenswerten Gewinn, sondern liefern diesen an das Unternehmen in den Niederlanden ab. Im Jahr 2019 zahlte Starbucks Österreich bei einem Umsatz von fast 15 Millionen Euro 2848,43 Euro Ertragssteuer, wie „Kontrast“ nach Durchsicht des Firmenbuchs berichtete.

Die EU-Behörden können sich gegen die europäischen Steuerparadiese selten durchsetzen. 2015 forderte die Kommission die Niederlande dazu auf, von Starbucks nachträglich mindestens 20 Millionen Steuergeld einzutreiben. Nicht nur Starbucks selbst, sondern auch die Niederlande klagten dagegen – und bekamen vom europäischen Gerichtshof recht.

IKEAs Franchise-Trick

Gelernt hat Starbucks offenbar von IKEA, das mit seinem Firmengeflecht von Liechtenstein und Luxemburg über die Cayman Islands bis Schweden und wieder zurück in die Niederlande als einer der ersten in Europa mit Lizenzgebühren operierte. Über die Stiftung Interogo in Liechtenstein werden Lizenzrechte an die Inter Ikea in den Niederlanden verkauft. Die Filialen in Österreich müssen einen prozentuellen Anteil ihres Umsatzes wiederum an die Inter Ikea abtreten. Dadurch sinkt ihr Gewinn in Österreich erheblich. Die Folge: der Staat fällt um Körperschaftssteuern um.

Pfizer: öffentliche Forschung, private Gewinne

Der Pharmakonzern machte mit seinem COVID-19 Impfstoff „Cominarty“ Milliardengewinne alleine in der europäischen Union. Dabei war die Forschung für den Impfstoff großteils von öffentlichen Universitäten erbracht und das Vakzin von öffentlicher Hand gekauft worden. Im Gegenzug erhält der Steuerzahler nichts zurück – denn auch Pfizer hat in den Niederlanden ein Modell zur effektiven Steuervermeidung gefunden. Die Geschäftsform LP „Limited Partnership“ ist für Konzerne wie Pfizer eigentlich gar nicht vorgesehen, schreibt die Investigativplattform „Follow the Money“. Durch sie können Gewinne jedoch komplett steuerfrei transferiert werden. Mindestens 10 Milliarden Euro Gewinne seien so komplett steuerfrei aus der EU in die USA gewandert.

Der saure Apple

Auch der Technologiekonzern Apple geriet schon mehrmals ins Visier der EU-Kommission. Denn der Techgigant aus den USA soll mittels Unternehmensstrukturen in Irland, den Niederlanden und den Bermudas bereits rund 15 Milliarden Euro an Steuern in der europäischen Union vermieden haben. Die Zahlen sind lediglich geschätzt, da Apple keine Auskunft über den tatsächlichen Gewinn in Europa gibt.

2016 forderte die Kommission Irland dazu auf, von Apple mehr als 13 Milliarden Euro an Steuern zurückzuholen. Doch bisher ist kein einziger Euro geflossen. Ähnlich wie die Niederlande weigerte sich Irland, gegen Apple vorzugehen. Zu lukrativ ist das Geschäft mit dem US-Konzern, das neben einigen Steuereinnahmen auch jede Menge Arbeitsplätze einbringt.

Die EU-Kommissarin für Wettbewerb, Margrethe Vestager, sucht weiterhin nach einheitlichen europäischen Lösungen. Ihr Engagement zerbricht bisher am Widerstand der europäischen Steuerparadiese. Damit entgehen Staaten mit höheren Steuersätzen jährlich Millionen an Steuereinnahmen – Österreich einem Bericht des “Tax Justice Network” im Jahr 2020 zufolge rund 840 Millionen Euro.

Titelbild: Pixabay

Autor

  • Daniel Pilz

    Redakteur bei ZackZack. Studierte Philosophie an der Uni Wien und schreckt auch vor komplexen Themen nicht zurück.

LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

9 Kommentare

9 Kommentare
Meisten Bewertungen
Neueste Älteste
Inline Feedbacks
Zeige alle Kommentare

Jetzt: Sicherheitsrisiko „Kickl“

Nur so unterstützt du weitere Recherchen!