Dienstag, April 30, 2024

Provokantes Linz-Video erregt Bürgermeister

Mit einem provokanten Werbespot versucht Linz auf sich aufmerksam zu machen. Dem Bürgermeister gefällt die linzistlinz-Kampagne allerdings gar nicht. Das Netz nimmt den Spot bedeutend wohlwollender auf.

 

Wien, 06. August 2021 | Mit einer selbstironischen Imagekampagne will der Linz Tourismus den durch Corona ins Ruckeln geratenen Städtetourismus wieder in die Gänge bringen. Ausgelöst wurde damit jetzt eine Verärgerung bei SPÖ-Bürgermeisters Klaus Luger und seinem blauen Stellvertreter Markus Hein. Der Rote findet sie “total misslungen” hieß es am Donnerstag in Medien. Für den Blauen ist vor allem das “‘linzistlinz’-Video eine Farce”. Hein forderte gar die Rücknahme des Videos.

Nicht die “schönen Impressionen” und “perfekten Augenblicke” wurden in den Fokus gerückt, sondern die Kampagne ist der Versuch “ein authentisches Bild der Stadt” zu zeichnen, mit “Ecken und Kanten, Stärken und Schwächen”. Mit einer “Portion Humor präsentieren wir uns so, wie wir wirklich sind: ehrlich und vielfältig”, beschreibt Regisseur Sinisa Vidovic die Idee dahinter.

Bürgermeister gefällt Spot nicht

Der Versuch eines ironischen Blickes auf die oberösterreichischen Landeshauptstadt ist aus Sicht der Stadtoberen nicht gelungen. Die Online-Kampagne mit dem Kurzspot wird ab Mitte August mit Plakaten und Postkarten, auf den es etwa heißt “Linz ist eintönig”, “Linz ist grauslich”, “Linz ist ruiniert” oder “Linz ist out” sowie mit Kinowerbung ergänzt. Dass besagtes Video polarisiert, war auch beabsichtigt. “Aber Diskussionen über das Selbstverständnis einer Stadt können befruchtend wirken”, verteidigt Tourismusdirektor Georg Steiner die etwas andere Kampagne. “Mit dieser Werbelinie wollen wir herausarbeiten, wie vielfältig Linz ist, eine Portion Humor und Augenzwinkern sind natürlich auch dabei. Man darf sich selbst nicht immer zu ernst nehmen.”

Den Humor des Bürgermeisters habe die Kampagne laut dessen eigenen Angaben jedenfalls nicht getroffen, aber vor allem würden “alle unsere bisherigen Bemühungen, Linz speziell international zu positionieren” konterkariert, richtete er aus dem Urlaub in oberösterreichischen Zeitungsberichten aus. Für seinen FPÖ-Stellvertreter Hein bilde die Kampagne “in keiner Weise meine Heimatstadt Linz so ab, wie ich sie kenne. Mit so einem Video zieht man sicher keine Touristen an, ganz im Gegenteil”, ist er überzeugt.

Dem Großteil gefällt das Video

Die Bewertungen auf Youtube, wo der Spot bereits nach eineinhalb Tagen 63.195 mal aufgerufen wurde, sind hingegen durchaus positiv. So zeigt der Daumen 1.639 mal nach oben und 96 mal nach unten. Kommentare wie “mutig”, “witzig”, “voller Esprit”, “wirklich gut gemacht”, sind zu lesen. Oder: “Fühl mi als Linzerin voll verstanden. Gratuliere!” Und eine potenzieller Tourist oder Touristin meint: “Inspiriert mich, Linz zu besuchen, es zu genießen! Bravo!” Mittlerweile ist der Spot bereits 164.000 mal angesehen worden.

Abseits des Inhalts zeigte sich Luger auch über den “Alleingang des Tourismusverbandes” befremdet. So habe er etwa das Video im Voraus nicht gesehen. Die FPÖ will gar eine Kampagnen-Stopp, ansonsten könne er sich “keine Zustimmung von uns Freiheitlichen für weitere finanzielle Unterstützungen des Tourismusverbandes seitens der Stadt vorstellen”, meinte Hein in einer Aussendung. Als “eigenständige Körperschaft des öffentlichen Rechts” benötige der Tourismusverband nicht die Zustimmung des Bürgermeisters. In seinen 15 Jahren als Direktor habe er noch “nie eine Werbekampagne mit der Stadt abgesprochen”, entgegnete Steiner. Wegen der Brisanz der Kampagne habe er aber diesmal vor dem Start um einen Termin beim Bürgermeister gebeten, um ihm das Video zu zeigen. Doch dieser sei nicht zustande gekommen.

(apa/bf)

Titelbild: screenshot/youtube

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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17 Kommentare

  1. Tourismus und Linz passen zusammen wie Faust und Auge ! Was soll man dort ? Urlaub im Jänner durch Wärmen am Hochofen ?

  2. Finde den Clip gut ist witzig mit Augenzwinkern und auf jeden Fall ehrlicher als jede Sissi Werbung von Bewegungslegastheniker aus Wien.

  3. Ich hatte schon länger den verdacht, dass die linzer einen spaßbefreiten bgm haben.

  4. Ich wäre noch nie auf die Idee gekommen, dass Touristen nach Linz wegen der kommen, vielleicht ein paar zu Kulturevents, aber die Stadt?
    Das Video kann es nur besser machen, ist mal was anderes, witzig, ironisch und alles wahr. Das kann der BM halt nicht verstehen.

  5. 👍 Super, selten so ein gutes Webevideo gesehen. Das der Luger und der Hain das nicht verstehen, wundert mich nicht. Beide Politiker glänzen nicht gerade mit Weltoffenheit und Innovation. Die Politik in Linz ist in meinen Augen rückständig, besonders die Verkehrspolitik. Und außerdem, wem will man den ein idyllisches Linz verkaufen angesichts massivster Verkehrsprobleme die man jetzt mit einem mehrere Jahrzehnte alten Verkehrsprojekt lösen will. Das wird Linz sowieso den Rest geben.

  6. Is dea Buagamasta a bissl pervers? Weu de Videos die mi erregn, foin unta die Kategorie “Schweinekram”

  7. Ich find’s super 👍. zeitgemäß
    Endlich etwas ohne den üblichen Kitsch und das übliche Herumgeleiere. Die süßliche Wald und Wiesen Folklore und Heimatgedüddel interessiert sowieso niemanden mehr.
    Die Kuckucksuhren-Mentalität gehört schon längst in die Mottenkiste!

  8. Authentisch, eahlich ohne Kitsch und Klischees. Endlich amoi wos aundas. Mia gfoids ächt guad!

  9. Bgm Luger hat hier völlig recht. Diese sogenannte Stadtwerbung ist völlig kontraproduktiv und eine Zumutung.

    Die Sympathisanten im Netz sind alles Leute, die Linz höchstens via Internet besuchen würden.

    Die Personengruppe, auf die es in der Tourismus-Werbung wirklich ankommt, wird durch diese völlig irre Kampagne sicher abgeschreckt, Linz zu besuchen.

    Da haben die schwarzen Touristik Manager arg danebengegriffen. Dieser Schwachsinn gehört sofort eingestellt, bevor er noch weitere Kreise zieht.

    Hinausgeschmissenes Steuergeld, ihr schwarzen “Touristikprofis”. Hauptsache die Werbeagentur hat gut daran verdient.

    • Wer Idyll und grüne Wiesen sucht der fährt eh nicht nach Linz wo alles zubetoniert ist und am Verkehr erstickt. Was nützt da eine Werbung die den Leuten das vorgaukelt. Sogar viele OÖ machen mittlerweile einen Bogen um Linz. Wer nicht unbedingt nach Linz muss fährt da nicht hin. Nur Verkehrsstau, Parken und Öffis extrem teuer…

      • Wenn ich mir anschaue, was Linz zu bieten hat, kann ich diese negative Meinung über die Stadt überhaupt nicht teilen.

        Ob Kultur, Brucknerhaus, Musiktheater, AEC, Museen, Altstadt, Schlossberg, zwei Badeseen mit Campingplätzen, Einkaufsstraßen, gute Lokale, Hotels in der oberen Kategorie usw. das ist nicht wenig.

        Aber wenn man aus lauter Werbeagentur-Coolness die Stadt negativ in Gespräch bringen will, bitte. Zahlungskräftige Touristen, die neugierig auf Linz sind, wird diese Kampagne der türkisen Tourismus Werbung sicher nicht bringen.

  10. Also ganz ehrlich.
    Ich hab jetzt richtig Bock drauf, mal nach Linz zu fahren.

  11. irgendwie ist es schon ein zeichen für die humorlosigkeit von bgm und fpö.
    aber selbstironie war noch nie die stärke von betonköpfen.

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