Dienstag, April 30, 2024

Ukraine: Militärexperte sieht Probleme für Russland

Ukraine:

Der Militärexperte Niklas Masuhr von der ETH Zürich sieht Russland nicht imstande, Offensiven voranzutreiben: die Truppenmoral sei desolat, Waffen fehlten, während die Ukraine immer stärker werde. Der nahende Winter dürfte sein Übriges tun.

Kiew/Moskau, 29. Oktober 2022 | Desolate Truppenmoral und Waffenmangel stellen Russland im kommenden Winter in der Ukraine nach Einschätzung eines Militärexperten vor große Probleme. “Auch ohne Einwirkung der Ukrainer wird der Winter eine große Herausforderung für die Russen”, sagte Niklas Masuhr, Forscher am angesehenen Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich, der Deutschen Presse-Agentur. “Für die Russen geht es noch darum, sich über den Winter einzugraben. Die Truppen sind in so schlechtem Zustand, dass nicht klar ist, ob sie das schaffen.”

Offensivfähigkeit gebrochen

Die Versorgung der Truppen an der Front werde im Winter schwerer, das drücke weiter auf die Moral unter den Soldaten, die schon am Boden liege. “Die russische Offensivfähigkeit in der Ukraine ist gebrochen, weitere Vorstöße sind eher unwahrscheinlich”, sagte er. “Russland hat auf Defensivmodus geschaltet.” Gleichzeitig gebe es keine Anzeichen, dass die jüngste Terrorkampagne mit Raketen- und Drohnenangriffen die Ukrainer eingeschüchtert habe oder ihnen der Schwung ausgehe.

Er sehe täglich Berichte von mobilisierten russischen Truppen, die sich weigerten, in den Kampf zu gehen, und von Kommandeuren, die Untergebene mit Waffengewalt an die Front zwingen müssten. In den Verbänden fehle es an Zusammenhalt, weil die Truppen mittlerweile zusammengewürfelt seien, teils mit regulären Soldaten, teils mit Häftlingen und anderen jungen und alten Zwangsrekrutierten. “Mit so einem Flickenteppich kann man sich verteidigen, aber Offensiven stellen höhere Anforderungen an Ausbildung und Zusammenhalt.”

Russland fehlen Waffen

Zudem gingen bei den Russen die Präzisionswaffen zur Neige. Ihnen fehle westliche Mikroelektronik für die weitere Produktion, die die Regierung auch über Schwarzmärkte nicht im nötigen Umfang und zu bezahlbarem Preis besorgen könne. Gleichzeitig stärkten westliche Waffenlieferungen die Ukraine. “Bei den Ukrainern geht die Kurve der Leistungsfähigkeit hoch, bei den Russen runter”, sagte Masuhr. Dem Iran wird aber vorgeworfen, Russland mit der Lieferung von Einwegdrohnen unterstützt zu haben.

“Wir dementieren die Vorwürfe diesbezüglich und sind auch bereit, dies in bilateralen technischen Treffen mit Kiew zu besprechen und auszuräumen”, wird der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian auf der Ministeriums-Website zitiert. Der Iran unterhält Amirabdollahian zufolge zwar gute Beziehungen zu Russland und auch eine langjährige militärische Zusammenarbeit. Teheran sei aber gegen den Krieg in der Ukraine und lehne eine direkte Teilnahme in dem Konflikt ab.

Ukraine bekommt weitere Unterstützung

Die USA haben indes jüngst weitere Unterstützung für die Ukraine im Wert von 275 Millionen US-Dollar angekündigt, unter anderem in Form von Waffen und Ausrüstung. Außerdem werden vier Antennen für Satellitenkommunikation zur Verfügung gestellt, wie das Pentagon am Freitag in Washington mitteilte. US-Außenminister Antony Blinken teilte mit, man arbeite daran, die Luftverteidigungsfähigkeit der Ukraine zu verbessern. Die beiden bodengestützten Luftverteidigungssysteme des Typs Nasams, zu deren Lieferung sich die Vereinigten Staaten verpflichtet hätten, würden nächsten Monat in die Ukraine gebracht.

Verhandlungen nicht in Aussicht

Dass ukrainische Vorstöße ins Stocken geraten sind, erkläre sich aus der Angriffsstrategie, sagte Masuhr. Die Ukrainer hätten zunächst dort angegriffen, wo abgenutzte russische Truppen weites Gelände zu verteidigen hatten. “Je dichter man an stärker verteidigte russische Frontabschnitte kommt, desto langsamer wird das Tempo, um den Gegner abzunutzen”, sagte Masuhr. Er hält eine ukrainische Offensive im Gebiet Cherson im Südosten nicht für aussichtslos. Ein Erfolg dort sei politisch und militärisch bedeutsam, weil er die russischen Truppen im Süden und Osten trennen und neue Vorstöße im Süden unmöglich machen würde.

Für Verhandlungen sieht er zurzeit keine Grundlage. Solange Russland an dem Ziel der Vernichtung der Ukraine festhalte, seien Gespräche unmöglich. “So etwas kann es erst geben, wenn Russland sich damit abfindet, dass die Ukraine weiter existiert.”

Russland schießt weiter auf zivile Infrastruktur

Russland beschießt weiterhin zivile Ziele – ein Kriegsverbrechen und kein Novum in der russischen Kriegsführung in der Ukraine. In der Nacht auf Samstag ist gegen 1 Uhr Früh etwa das Hotel von ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz und seinem Team von russischen Granaten getroffen worden. Das berichtete Ö3. Wehrschütz befinde sich derzeit in Nikopol (Region Dnipropetrowsk) in der Nähe von Saporischschja. Verletzt wurde demnach niemand. Das Dach des Hotels sei zerstört, auch Zimmer seien beschädigt.

Der Leiter der Militärverwaltung der Region Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko, bestätigte den Beschuss des Bezirks Nikopol. “Die Russen eröffneten das Feuer auf drei Gemeinden: Nikopol, Marhanez und Tscherwonohryhoriwka. Die Menschen blieben unverletzt”, schrieb Resnitschenko auf Telegram, wie die Nachrichtenagentur Ukrinform meldete. Seinen Worten zufolge wurden in der Stadt Nikopol Dutzende von Wohnblocks und Einfamilienhäusern beschädigt. Stromleitungen wurden unterbrochen.

(red/apa)

Titelbild: DIMITAR DILKOFF / AFP / picturedesk.com

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24 Kommentare

  1. Die Ukraine wartet die Offensiven der Russen ab. Wen die Russen erschöpft sind, kommt die Gegenoffensive. Das ist ihre Taktik. Das geht seit Wochen gut voran. Das Ziel ist nicht vorstürmen, sondern die bessere Stellung zu haben.
    Momentan gibt es schon Massen an russischen Soldaten die sich jeden Tag den Ukrainern ergeben. Teilweise übergeben die Rekruten ihre Panzer gleich mit. Vollkommen irre, was V. Putin mit den Russen macht. Das sollte eine Warnung an alle Menschen sein, die sich von ihrer Regierung zuviel gefallen lassen, weil sie kein Interesse an Politik haben. Kanonenfutter halt.

    • Und ich habe in einem langen Leben in Wien noch nie erlebt, dass wir Ende Oktober noch nicht heizen mussten und im Innenraum immer noch 20° haben.

      “Schnee am Kilimandscharo” ist nun endgültig zur Fiktion geworden, der gleichnamige fiktionale Film zu einem historischen Dokument. Das ist die Zeitenwende. Zeitenwenden zeichnen sich durch Umkehrungen aus.

      • …. dieser Oktober geht auf einen neuen Rekord zu, der wärmste in der 285 Jährigen Aufzeichnungsgeschichte, viele der Kipppunkte sind erreicht, oder gar schon überschritten.
        Die Sorge der Wirtschafter wird in absehbarer Zeit zur Sorge des Überlebens werden.
        https://mfe.webhop.me/?s=kipppunkt
        Eine kleine Auswahl der Warnungen unserer Biosphäre….. 😟

  2. Noch so ein selbsternannter Experte, der nur Propaganda betreibt. Das Russland so wie angekündigt nur die 4 Teilrepubliken sichert und gar nicht die Absicht hat die Ukraine zu erobern scheint Niklas Masuhr und offenbar auch ZackZack völlig auszublenden.

    • Aber Putin selbst sagte, dass die Ukraine kein Recht auf Eigenständigkeit habe, aus historischen Gründen. Putin selbst sagte, dass er Krieg gegen “alles Westliche” führt. Also zuerst gegen uns und stellvertretend die Ukraine, die sich “am Westlichen” orientieren wollte und weiter will.

      Ich verstehe die rus Propaganda aus dieser Perspektive schon, dass sie in der UA von einem Stellvertreterkrieg spricht, denn RU greift die Ukraine als Stellvertreter “des Westens” an. Ein klassischer Stellvertreterkrieg kann es ja nicht sein, weil RU ja in die UA einmarschierte. Und wenn RU enen Stellvertreterkrieg führt, stellt sich im klassischen Sinn die Frage, für wen. Wen sollte RU vertreten? Führt RU den Krieg an Stelle Venezuelas?

      Es stimmt schon, dass es nun Propaganda auf beiden Seiten gibt. Zumindest ist sie jetzt nicht mehr einseitig, da der rus Propaganda, spät aber doch, etwas entgegengesetzt wird. Aber, so viel Ehrlichkeit muss sein, die Aussagen Masuhrs werden in absehbarer Zeit überprüfbar sein. Und so er falsch lag, wird er gescholten. Ich sehe keinen Grund, Falschinformationen rauszugeben von seiner Seite, da seine Information die rus Armee nicht erreichen, also keine Auswirkung auf den Kriegsverlauf haben können. Von daher sind seine Aussagen keine Propaganda.

      Wenn Sie allerdings das eigentliche Kriegsgeschehen in Europa ansiedeln und nicht in der Ukraine, so wäre dem Ziel Putins Europa ideologisch zu übernehmen, durchaus reingegrätscht worden. Denn eine schwache rus Armee zu zeichnen, ließe vielleicht die einen oder anderen vom rus Glauben abfallen, weil diese an Looser nicht glauben können. Aber auch da gilt, solange wir so dekadent sind, Aussagen zu überprüfen und entsprechend der Datenlage zu bewerten (auch wenn das oft viel Zeit braucht), und nicht einfach gläubig dorthinrennen, wo jemand befiehlt, wird jener, der Falschaussagen trifft, wohl auch zur Rechenschaft gezogen werden. Immerhin könnte Herr Mansuhr auch ein rus Agent sein, der den Westen in Sicherheit wiegen soll, um unsere Standhaftigkeit zu unterminieren. 😉 Das alles wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass die Fakten für sich sprechen. Und eines Tages werden wir sie erfahren. Je früher, desto besser. So dekadent sind wir schon noch, dass wir uns weiter an Fakten orientieren.

      Die Sicherung der vier “Teilrepubliken” ist gescheitert. Keine dieser “Teilrepubliken” ist komplett in rus Gewalt. Und ich frage mich auch, was “Teilrepubliken” eigentlich sind? Also keine “ganzen” Republiken? Nur zu 10% Republik und zu 90% was genau? Sind sie eigenständig, sind sie eine Republik, sofern sie sich eine republikanische Verfassung gegeben haben. Das haben sie, so viel ich weiß nicht. Es hätte dazu auch eine konstituierende Verfassungssitzung stattfinden müssen. Stattdessen haben sie untertänig um die Aufnahme ins rus Reich gebeten. Die Anführer. Sie sollten also “Teil” des rus Reichs werden. Das widerspricht nun der Republik, die per Definition souverän sein muss. Das Wort “Teilrepublik” ist ein Widerspruch in sich, den nichteinmal der “dialektische Materialismus” Stalins aufzulösen vermochte, obwohl er darüber viele Bücher schreiben ließ.

  3. Moskau setzt Getreide-Exportabkommen aus.
    So san`s in kleinen und in großen. Grausliche ideologiebehaftete Zombies.

  4. Im Wesentlichen geht es hier um die globale wirtschaftliche und militärische Vorherrschaft der USA, des US-Dollars und damit um die Möglichkeit, den USA einen höheren Wohlstand zu ermöglichen, als sie sich selbst erarbeitet haben. Zu Lasten des Rests der Welt.
    Diese Vorherrschaft ist aufgrund des Aufschwungs Europas, Asiens und der Schwellen- und Entwicklungsländer in Gefahr bzw. schon Geschichte. Europa wurde vorerst indirekt über die Sanktionspolitik in die Knie gezwungen und über die Nato versklavt, Russland soll ausgeblutet werden, aber das finale Ziel ist China.
    China weiss das und wird dementsprechend Russland unterstützen, genauso wie bisher schon Nord-Korea. Wirklich verlieren werden die Ukrainer und Europa – und am Ende auch die USA, weil ihre Sanktionspolitik am Ende nur sie selbst ausschliessen wird.

      • “The historic mission of our nation in this critical moment,” said Andreiy Biletsky, founder of the Azov Battalion, “is to lead the white races of the world in a final crusade for their survival, a crusade against the Semite-led Untermenschen.”

    • Arbeite gerade an einem Power Bi Dashboard wo man sieht wie sich weltweit die Länderspezifischen MSCI ETFs seit 2008 entwickelt haben. (MSCI italy, Msci Usa, Msci China, Msci Saudi Arabien…)
      Die Rohdaten passen zu Ihrer Argumentation.

      Europa ist aktuell ein einziges Sondersale Angebot. Interessant wäre zu wissen wie stark die Chinesen, USA und Russland nun in Europa tatsächlich investiert sind.

      Mein persönliches Gefühl sagt mir, dass es in naher Zukunft eine ziemliche Watsche für den Durchschnittseuropäer geben wird. Auch wenn die Ukraine überraschend den Real Life Krieg gegen Russland gewinnt. Den Assetkrieg haben vermutlich die Europäer schon eindeutig verloren. Zusätzlich sollte man natürlich auch wissen, dass der Euro eine weiche Währung ist.

    • Russland soll ausgeblutet werden: Ja, das ist ganz sicher mittlerweile das Ziel. Darum gibt es die Sanktionen. Darum gibt es die technische Unterstützung für die tapfere Ukraine.

      Die Versklavung Europas durch die NATO erkennen Sie woran genau? Bisher dachte ich, die NATO bestünde zu 80% aus europäischen Staaten. Aber egal, kann man vernachlässigen. Wie sieht das Sklaventum Europas aus? Werden wir in die NATO deportiert und müsse dort Zwangsarbeit leisten? Und wo befindet sich diese NATO? Damit ich weiß, wohin ich verschleppt werde.

      Was mit China ist, ist m.E. vollkommen offen. China ist gegen den rus Krieg. China hält sich zurück.

      Wie die neue Weltordnung in Zukunft aussehen wird, weiß heute niemand. Ja, RU führt Krieg gegen uns (Putin selbst sagte dies bei seiner Ansprache zur Annexion letztlich). Man muss ihm zuhören. Also führt er auch Krieg gegen Sie, sofern Se in Europa leben.

  5. Fürchte dass die Hardliner und Scharfmacher wie z.B. auch Kadyrov Putin und seine Generäle noch mehr erfolgreich unter Druck setzen könnten wenn im Winter Bilder von sterbenden, schwer verwundeten und hungernden russische Soldaten verbreitet werden – Bilddokumente eines bewussten Genozids von Nazis an die Verteidiger Russlands? Das könnte auch die russische Bevölkerung wieder mehrheitlich davon überzeugen dass eigentlich Ukraine der Aggressor ist der in die Knie gezwungen werden muss. Mit allen Mitteln wenns sein muss.

    • Nö, es würde nur die männliche Schwäche zeigen.
      Zarin Katharina die Große. Ihre Kriege, ihre Männer – Katharina die Deutsche hat Russland groß gemacht. Ist alles etwas Schizo, wie auch, das Hitler und Stalin gleichzeitig Polen an sich genommen haben.
      In einer Sache ergänzen sie sich – sie sind Massenmörder, größenwahnsinnige Machtmenschen und gerne Diktatoren.

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