Streit um Wien
Angesichts des Wahlkampfgetöses der ÖVP mittels Kritik an der Corona-Strategie Wiens hat sich Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Montag hinter die Wiener Gesundheitsbehörden gestellt. Aus seiner Sicht gibt es “keine Causa Wien”, denn vom jüngsten Infektionscluster in zwei Post-Verteilerzentren und einem Flüchtlingsheim sei auch Niederösterreich betroffen. Nehammer zündelt währendessen auf einer PK weiter gegen Wien.
Wien, 18. Mai 2020 | “Es ist ein Thema, das im Übrigen keine Causa Wien ist, wo Wien und Niederösterreich betroffen sind und hervorragend zusammenarbeiten”, sagte Anschober bei einer Pressekonferenz. Infektions-Cluster in einzelnen Bereichen seien zu erwarten gewesen. Wichtig sei nun ein schnelles Containment, betonte Anschober. Die Gesundheitsbehörden beider Länder haben aus seiner Sicht “die richtigen Schritte gesetzt”.
Kein Vergleich zwischen Ischgl und Wien
Außerdem kündigte Anschober an, der vom Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) aufgeworfenen Frage von Infektions-Clustern im Bereich prekärer Arbeitsverhältnisse nachgehen zu wollen.
Einen Vergleich zwischen Wien und dem Skiort Ischgl, aus dem heimkehrende Urlauber das Coronavirus in zahlreiche Länder “exportiert” hatten, lehnt Anschober ab:
“Es ist nicht Wien, sondern wir haben in einem bestimmten Arbeitsbereich – prekäre Arbeitssituationen – ein Thema in Niederösterreich und Wien. Wir schauen uns das aber auch über diese beiden Bundesländer hinausgehend in Zukunft an.”
Nehammer verwirrt
Anschober widerspricht damit dem Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) vehement. Der jedoch ermahnte in einer Pressekonferenz am Montag trotzdem die Stadt Wien. Nachdem Nehammer an den vergangenen zwei Wochenende mit Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam machte, goß er heute weiteres Öl ins Feuer.
Das habe ich noch nie erlebt. Um 12:00 lobt der zuständige Gesundheitsminister Zusammenarbeit mit Wien. Um 12:30 behauptet der nicht-zuständige Innenminister, sie sei schlecht. Nehammer auf Nachfrage, warum Anschober Gegenteil sagt: „Das glaube ich nicht.“#CoronavirusAT #wien pic.twitter.com/yM8FgjiO5U
— Mario Dujaković (@mariodujakovic) May 18, 2020
Obwohl der Innenminister seit Wochen Wahlkampf macht und Fake News rund um Wien verbreitet, erklärte er heute, dass seine Aussagen “kein Wahlkampfgetöse seien”. Im Netz herrschte jedenfalls Verwirrung um Nehammers Aussagen.
Journalistin macht Innenminister darauf aufmerksam, dass der Gesundheitsminister gerade in seiner PK gemeint hat, dass es mit Wien kein Problem gibt. Nehammer: das glaube ich nicht. Well.
— Barbara Kaufmann (@BarbaraKaufmann) May 18, 2020