Seit Donald Trump den amerikanischen Truppen den Befehl zum Rückzug aus Syrien gegeben hat, ist Feuer am Dach: Die kurdischen Milizen, die für die USA den IS bekämpft hatten, sind einer türkischen Militäroffensive wehrlos ausgeliefert. Um Erdogans Angriff zu stoppen, schrieb ihm Trump jetzt einen Brief.
Wien, 17. Oktober 2019 / Normalerweise läuft Diplomatie über offizielle Vertretungen oder weniger offizielle Anrufe und Mittelsmänner. Doch im Weißen Haus von Donald Trump ist nicht viel normal. Erst drohte er der Türkei über Twitter; als das nichts nutzte, erließ das Finanzministerium Wirtschaftssanktionen, die so harmlos sind, dass sie von der Türkei nicht einmal beachtet wurden.
Nun griff Trump zu einer skurrilen Strategie und schrieb dem türkischen Präsidenten Erdogan einen Brief. Eigenhändig, wie man am unverwechselbaren Stil des Präsidenten erkennen kann. Das Ziel: Einen „guten Deal“ machen.
Beste Brieffreunde für immer?
„Lieber Hr. Präsident“, heißt es in dem Schreiben. „Lassen Sie uns einen guten Deal vereinbaren! Sie wollen nicht für das Abschlachten von tausenden Menschen verantwortlich sein, ich nicht dafür, die Türkei wirtschaftlich zu zerstören – und das werde ich!“
Mazloum Abdi, der Anführer der kurdischen Milizen, sei zu weitgehenden Zugeständnissen bereit, lässt Trump Erdogan wissen. Dabei haben die Kurden erst am vergangenen Sonntag selbst einen Deal geschlossen, und zwar mit dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad.
In einem abschließenden Appell erinnert Trump an Erdogans historische Verantwortung:
„Die Geschichte wird Sie für immer als Teufel sehen, wenn nichts Gutes dabei herauskommt. Geben Sie nicht den harten Typen. Seien Sie kein Idiot!
Ich rufe Sie nachher an.
Hochachtungsvoll, Donald Trump“
Ob das etwas nutzen wird? Bei einer gestrigen Pressekonferenz sagte Trump jedenfalls, die Kurden seien für ihn genauso schlimm wie der IS. Das müsste Musik in Erdogans Ohren sein. Während Trump Briefe schreibt, macht die türkische Armee jedenfalls in Syrien Nägel mit Köpfen.
(red)
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