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Ausweg Pornhub? Menstruationsblut unerwünscht

Menstruationsblut unerwünscht

Wie funktioniert eine Menstruationstasse? Das Erklär-Video von “The Female Company” wurde von Social Media Plattformen blockiert. Das Unternehmen wich auf Pornhub aus – doch selbst dort wurde eines der Videos vorübergehend gesperrt.

Wien, 31. Juli 2020 | Um die richtige Anwendung einer Menstruationstasse gibt es viele Mythen und Irrtümer – dabei ist es oft nicht so einfach, die korrekte Anwendung nur mit Worten zu beschreiben. “Wir erhalten nahezu täglich Anfragen zur Benutzung der Menstruationstasse. Einiges können wir beschreiben – aber wenn es um Themen wie die besten Positionen zum Einführen geht, stoßen selbst wir an unsere kommunikativen Grenzen. Das muss man einfach zeigen”, sagt Ann-Sophie Claus, Mitgründerin des Femcare-Startups The Female Company.

Das Unternehmen, das neben der Menstruationstasse Damenhygiene-Artikel wie Bio-Tampons oder Bio-Binden vertreibt, produzierte daher eine dreiteilige Erklärvideo-Reihe zur korrekten Anwendung der Menstruationstasse. Kaum ging das Video mit dem Titel „One Girl, One Cup“ auf Facebook und Instagram online, wurde es auch gleich blockiert. Ein Problem, mit dem The Female Company nicht alleine ist. Explizite Aufklärung wird auf Social Media-Plattformen wie Pornografie behandelt und zensiert.

Ausweg Pornhub?

“Nicht mit uns”, postete The Female Company auf Instagram:

“In 3 Teilen zeigen wir euch tiefgreifende Informationen über Positionen, Einführungs- und Falttechniken. Aber da die Videos schneller von Instagram verbannt werden würden, als wir Menstruationstasse sagen können, steigen wir auf das einzige Medium um, auf dem wir ironischerweise wirklich realistisch aufklären können: Pornhub.”

Doch auch dort wurde eines der Videos („The Pullout“) vorübergehend gesperrt – Menstruationsblut dürfte selbst für Pornhub ein zu krasser Tabubruch sein, das Team der Female Company berichtete über die Zensur live via Instagram-Story. Die Unternehmerinnen entschieden schließlich kurz danach selbst, dass sie die Erklär-Videos mit der Aktivistin Lina Bembe, die sich unter anderem mit der Online-Plattform Sex School für Aufklärung einsetzt, nicht auf der umstrittenen Pornhub-Plattform verbreiten wollen. Das Video ist jetzt auf Sex School, Erika Lust Blog und Cheex abrufbar.

„Mit einem Tabu-Bruch gegen das Tabu! Immer wieder werden wir gefragt: Wie benutzt man die Menstruationstasse? Gibt’s da kein Tutorial? Klar gibt’s das. Aber um wirklich alles zu erklären, müssen wir auch wirklich alles zeigen. Auf Social Media unmöglich. Intime Stellen werden sofort zensiert, es wird nicht zwischen Aufklärung und Pornografie unterschieden. Too explicit for Instagram! Wir sagen: Die Periode und Aufklärung darüber dürfen kein Tabu mehr sein – und zeigen unser Tutorial dort, wo man alles zeigen darf.“,

beschreibt The Female Company seine Strategie.

Faszination Körperflüssigkeit?

Sara M. Ablinger von Big Body Love bietet Workshops zu Themen wie Sexualität oder Bodypositivity an. Im Gespräch mit zackzack weist sie auf die Unterschiede hin, die sich im Umgang mit unterschiedlichen Körperflüssigkeiten zeigen. Während auf Mainstream-Porno-Plattformen wie Pornhub Sperma im Großteil der Videos sichtbar sei, habe Menstruationsblut einen ganz anderen Stellenwert, wie auch im Fall mit dem Erklärvideo der Female Company.

„Im Patriarchat gibt es eine negative Faszination von Geburt und Menstruation. Es ist zwar eine Faszination, aber gleichzeitig wird alles darangesetzt, dass diese Prozesse in ihrer Natürlichkeit nicht gezeigt werden.“

Dies sei zum Beispiel auch in der Werbung für Menstruationsartikel bis zurück in die 1950er Jahre gut erkennbar, wo der Grundsatz „Nur ja kein echtes Blut zeigen“ gelten dürfte.

Kritik an Pornhub

Brisant: Während Pornhub offensichtlich Videos wie das Aufklärungs- bzw. Erklärvideo der Female Company „One Girl, One Cup“ sehr rasch löscht, bleiben andere pornografische Videos, die sexuelle Gewalt wie Vergewaltigungen abbilden, abrufbar. Die Aktivistin Laila Mickelwait erhebt schwere Vorwürfe gegen „Mindgeek“ – das Unternehmen, das Pornhub betreibt. Das Unternehmen würde die Inhalte, die auf der Seite veröffentlicht werden, nicht ausreichend prüfen, als Beispiel dafür führt die Initiatorin einer Online-Petition für das Ende von Pornhub den Fall einer 14-Jährigen an, die entführt und vergewaltigt wurde: Gefunden wurde sie, weil insgesamt 58 Videos ihrer Vergewaltigung auf Pornhub zu sehen waren, eines davon mit hunderttausenden Zugriffen. Mindgeek dementiert die Vorwürfe: Pornhub setze sich beharrlich dafür ein, dass nicht einvernehmliche und minderjährige Inhalte verschwinden. Die Online-Petition für ein Ende von Pornhub hat bereits über eine Million Unterschriften erzielt.

Tabu Menstruationsblut

The Female Company ist nicht der erste Account, der auf Social Media Plattformen ernüchternde Erfahrungen mit Zensur macht und sich aktiv dagegen wehrt. Seit es Social Media gibt, gibt es auch einen Kampf gegen Zensur und für die Enttabuisierung von Bildern mit Menstruationsblut. Eines der bekanntesten Beispiele ist das der kanadischen Studentin und Fotografin Rupi Kaur. Ihr Bild von einer voll bekleideten Frau mit einem Blutfleck auf Hose und Leintuch wurde von Instagram gleich zwei Mal gelöscht. Sie postete es schließlich erneut – diesmal auf Facebook – und taggte Instagram mit folgendem Text:

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

thank you @instagram for providing me with the exact response my work was created to critique. you deleted a photo of a woman who is fully covered and menstruating stating that it goes against community guidelines when your guidelines outline that it is nothing but acceptable. the girl is fully clothed. the photo is mine. it is not attacking a certain group. nor is it spam. and because it does not break those guidelines i will repost it again. i will not apologize for not feeding the ego and pride of misogynist society that will have my body in an underwear but not be okay with a small leak. when your pages are filled with countless photos/accounts where women (so many who are underage) are objectified. pornified. and treated less than human. thank you. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀ ⠀⠀⠀ ⠀ this image is a part of my photoseries project for my visual rhetoric course. you can view the full series at rupikaur.com the photos were shot by myself and @prabhkaur1 ⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀ i bleed each month to help make humankind a possibility. my womb is home to the divine. a source of life for our species. whether i choose to create or not. but very few times it is seen that way. in older civilizations this blood was considered holy. in some it still is. but a majority of people. societies. and communities shun this natural process. some are more comfortable with the pornification of women. the sexualization of women. the violence and degradation of women than this. they cannot be bothered to express their disgust about all that. but will be angered and bothered by this. we menstruate and they see it as dirty. attention seeking. sick. a burden. as if this process is less natural than breathing. as if it is not a bridge between this universe and the last. as if this process is not love. labour. life. selfless and strikingly beautiful.

Ein Beitrag geteilt von rupi kaur (@rupikaur_) am

Der Post ging viral, was Instagram dazu bewegte, ihr Posting schließlich freizugeben.

(lb)

Eine Menstruationstasse ist ein wiederverwendbarer Damenhygiene-Artikel, der ähnlich einem Tampon in die Vagina eingeführt wird, um das Menstruationsblut aufzufangen. Immer mehr Frauen greifen zu der öko-Variante – nicht nur weil sie umweltfreundlicher als Tampons und Binden ist, sondern auch weil einige sie als „angenehmer“ empfinden. Wie so eine Menstruations-Cup richtig benutzt wird, ist einfach – wenn klar ist, wie.

Titelbild: The Female Company

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