ÖBAG-Chef Thomas Schmid beim Spuren verwischen
Es gibt neue Chats. Sie zeigen ÖBAG-Chef Schmid und seine rechte Hand Melanie Laure beim Handy-Spuren-Verwischen – rechtzeitig vor der Hausdurchsuchung bei Schmid. Inzwischen geht die WKStA davon aus, dass auch die Schmid-Hausdurchsuchung verraten worden ist. Es gibt zwei Verdächtige.
Wien, 10. Mai 2021 | Am 1. Oktober 2019 herrscht in ÖBAG und Finanzministerium Alarmstufe Rot. Die WKStA kommt Thomas Schmid und seiner rechten Hand Melanie Laure immer näher. Schmid nimmt sein Handy und beginnt Spuren zu beseitigen. Um 22.06 Uhr am Abend berichtet er seiner Vertrauten: „Ich habe heute alles gelöscht. Bei WhatsApp.“ Laure antwortet sofort: „Okay, hab ich gemerkt, weil auf einmal alles weg war von dir.“ Schmid ergänzt: „Und noch einmal alles durchsucht und weggeworfen. ?? Genial.“ Laure bestätigt den Erfolg: „Es ist alles weg. Deine ganzen Chats.“
Schmid rechnet nicht damit, dass die WKStA auch diese Chats findet. Aber er täuscht sich. In den Chats findet die WKStA noch mehr: den Hinweis auf eine Warnung.
„Festzuhalten ist, dass MMag. SCHMID jedenfalls am 1. Oktober 2019 Chats vom Handy löschte, nachdem er offensichtlich zuvor eine Warnung von Mag. Harald NEUMANN erhielt, die dieser wiederum von „Bettina“ – vermutlich Mag. Bettina GLATZ-KREMSNER – erhielt.“
Am 10. Dezember 2019 öffnen Experten der WKStA das Schmid-Handy. Dabei fällt ihnen etwas auf. Sie notieren: „Es wirkt, als wäre WhatsApp am 9.10.2019 neu installiert worden. Dies wird im Chat mit + 43 676 3xxxxxx explizit angemerkt.“ Schmid schreibt in dem Chat: „Ich habe WhatsApp neu aufgesetzt.“ Einem deutschen Gesprächspartner schickt Schmid schon am 1. Oktober 2019 zwei Nachrichten: „Ich habe mein Handy komplett neu aufgesetzt“ und „Ebenso WhatsApp“.
Die Vorwarnung
Warum wird Schmid im Oktober 2019 gewarnt? Warum löscht er seine Chats und setzt sein Handy neu auf? Im Oktober 2019 weiß die ÖVP, dass die WKStA nicht nur blaue, sondern auch türkise Spuren verfolgt. Anfang Oktober ist ÖBAG-Chef Schmid offensichtlich vorgewarnt. Ist auch die Hausdurchsuchung, die die WKStA am 12. November bei ihm durchführt, verraten worden? Die WKStA stellt fest: „Ob MMag. SCHMID eine Kenntnis von der konkreten Maßnahme, die am 12. November vollzogen wurde, hatte, ist ha nicht bekannt. Dass er eine solche erwartete, scheint aber ausreichend indiziert.“ Schmid war also höchstwahrscheinlich vorgewarnt. Aber war es wieder die Gruppe rund um Justiz-Generalsekretär Pilnacek?
Von der WKStA bis zur Führung des Justizministeriums stellen sich viele inzwischen eine Frage: Welche Ibiza-Hausdurchsuchung ist nicht verraten worden? Eine Antwort gibt es jetzt schon: Die Hausdurchsuchungen gegen die FPÖ wurden nicht verraten. Verraten wurden nur Durchsuchungen gegen Beschuldigte der ÖVP.
(pp)
Titelbild: APA Picturedesk