Montag, September 9, 2024

Fleischmann blockiert ZackZack auf Twitter – Vor kuriosem Medienpreis für Kurz

Vor kuriosem Medienpreis für Kurz

Ein beispielloser Vorgang: Kurz’ Mediendompteur Gerald Fleischmann hat den Twitter-Account der ZackZack-Redaktion blockiert. Derweil soll Kurz morgen von einem kleinen Verlag in München einen eigenartigen Medienpreis verliehen bekommen.  

Wien, 10. Mai 2021 | Der „Standard“ hatte Gerald Fleischmann, den Medienbeauftragten von Bundeskanzler Sebastian Kurz, einst als „Mann fürs Grobe“ bezeichnet. Fleischmann ist hinlänglich für Interventionen bei kritischen Berichten über Sebastian Kurz bekannt. Wenn die Optimierungsbereitschaft von Journalisten Fleischmanns Ansicht nach nicht vollständig ausgeschöpft wird, soll es dem Vernehmen nach schon mal lauter am Telefon werden.

Türkise Medienblockade…

Jetzt hat er den offiziellen ZackZack-Redaktions-Account auf Twitter blockiert. Auch private Accounts von Redaktionsmitgliedern hat er sich vorgeknöpft.

Warum der Mediendompteur des Kanzlers die Konten der Redaktion sowie Teile des ZackZack-Teams sperrte, war zunächst unklar.

Für die ÖVP dürfte es kein einfacher Tag sein, denn dieser begann mit der nächsten Schmid-Enthüllung. ZackZack veröffentlichte exklusiv Chats von Thomas Schmid mit dessen Mitarbeiterin Melanie Laure, aus denen hervorgeht, dass der ÖBAG-Chef seine Handy-Daten löschte, weil er offensichtlich im Vorfeld von seiner Hausdurchsuchung erfahren hatte.

…kurz vor seltsamer Medienpreisverleihung

Die Blockade-Aktion von Fleischmann kommt zu einem interessanten Zeitpunkt, da Kurz morgen der sogenannte „Freiheitspreis der Medien“ verliehen wird. Dies rief innerhalb der Medienwelt Stirnrunzeln hervor. Medienberater Peter Plaikner bezeichnete den Preis in seiner Kolumne als „etwas eigenartig“. Im ZackZack-„Club Talk“ spottete Matthew Karnitschnig, der Chef des Deutschlandbüros von „Politico“ (Autor von „House of Kurz“), über die Preisverleihung.

Der pompös klingende Preis wird von der wirtschaftsnahen „Weimer Medien Group“, einem eher kleinen bayrischen Verlagshaus vergeben. Verleger Wolfram Weimer hatte auf einer ÖVP-Veranstaltung in Wien im April 2019 betont, man müsse „das Wertegerüst unserer christlichen und sozialen Tugenden neu definieren“.

„Sehr problematische Entwicklungen“

Nach Sicht einiger Experten ist Kurz nicht der richtige Mann für Medienpreise. „Die Regierung hat die Versuchung, in der Krise die Message Control noch weitergehend umzusetzen, schamlos ausgenutzt“, so Medienwissenschaftler Fritz Hausjell im Gespräch mit ZackZack. Rubina Möhring, Präsidentin der „Reporter ohne Grenzen“ in Österreich, sieht zudem „sehr problematische Entwicklungen, was die Medienfreiheit hierzulande betrifft“. Die Fleischmann-Blockade reiht sich ein in eine Reihe kritikwürdiger Vorgänge rund um das Medienverständnis des Kanzlerumfeldes.

So wird von Möhring und Hausjell auch das Diskreditieren von Journalistinnen seitens des Kanzlers selbst angeprangert, wie gegenüber „Puls 24“-Moderatorin Alexandra Wachter (Kurz: „Sie haben ja ein eigenes Hirn“) oder ZackZack-Chef Thomas Walach in einer eigenen Pressekonferenz geschehen. „Falter“-Chef Florian Klenk wurde zudem über den Kanzlerblog heftig angegriffen. Das Pressefreiheits-Gespräch mit Rubina Möhring und Fritz Hausjell können Sie hier nachlesen.

(wb)

Titelbild: APA Picturedesk

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