Donnerstag, April 25, 2024

Russland dreht Bürgern Warmwasser ab – Wartungsarbeiten

Wartungsarbeiten

Offiziell wegen Wartungsarbeiten, ist tagelang das Warmwasser von Moskau bis Wladiwostok abgedreht.

Moskau, 12. Juli 2021 | Im Winter kommt die Kälte in Russland von draußen, im Sommer aus dem eigenen Wasserhahn. Zumindest für einige Tage. Dann drehen Kommunalbetriebe im ganzen Land einem Großteil der Bürger vorübergehend das warme Wasser ab. Wartungsarbeiten an den oft noch aus Sowjetzeiten stammenden Rohren sind der offizielle Grund. Vielen Russen bleibt dann nur, darauf zu hoffen, dass das Wetter mitspielt und die unfreiwillige Dusch-Eiszeit zumindest als angenehme Erfrischung durchgehen kann.

Vorwurf an Behörden

Doch auch dann hält sich die Begeisterung oft mehr als in Grenzen. “Wir haben das dritte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Und in Russland wird nach wie vor im Sommer das warme Wasser abgestellt”, beschwert sich ein Nutzer in einem Online-Portal. Ein anderer beklagt sich darüber, dass seine Haut leide, weil die Seife unter kaltem Wasser nicht schäume. Hartnäckig hält sich zudem der Vorwurf, die kommunalen Unternehmen von Kaliningrad bis ins fernöstliche Kamtschatka wollten mit der sommerlichen Maßnahme in erster Linie Heizenergie sparen.

Andere nehmen die Situation mit Humor. Gemäß dem Motto “Geteiltes Leid ist halbes Leid” ist das russische Internet in den Sommermonaten voll von Sprüchen und Bildern rund ums Thema kalt duschen. Man sei kein echter Russe, wenn man das ganze Jahr über warmes Wasser habe, impliziert eines. Manch einer kann der Situation sogar etwas abgewinnen. Eine kalte Dusche sei gut für den Kreislauf, heißt es in einigen Foren.

Auch Hotels betroffen

Eher irritiert reagieren hingegen ausländische Touristen, denn auch zahlreiche russische Hotels sind nicht mit Durchlauferhitzern ausgestattet. Immer wieder bemängeln Reisende in ihren Bewertungen deshalb eine kalte Überraschung im Badezimmer. Zumindest in der Ostseemetropole St. Petersburg, wohin zur Fußball-EM kürzlich Tausende Fans gereist waren, wollte man sich eine Welle der Häme aber offenbar ersparen – und unterbrach die Kaltwasser-Zeit zwischen Anfang Juni und Mitte Juli. Fein raus sind außerdem die verhältnismäßig wenigen Glücklichen mit Gas-Boiler in der Wohnung.

Not macht aber auch erfinderisch. Besonders beliebt und mit der Pandemie verträglich ist Umfragen zufolge aber ohnehin das Erhitzen von Wasser auf dem Herd oder im Wasserkocher. Es geht aber auch weitaus kreativer: Sie sollten doch einfach ihre Waschmaschine anzapfen, um an die Mangelware Warmwasser zu kommen, rät ein Online-Portal seinen Lesern: Heißen Waschgang starten, Abwasserschlauch in die Badewanne halten – fertig.

Wem all das zu aufwendig ist, dem empfiehlt ein sibirisches Online-Portal Trockenshampoo oder – wenn der Geldbeutel das zulässt – häufigere Friseurbesuche. Und der Rest des Körpers? Auch kein Problem: “Menschen haben Feuchttücher erfunden, mit denen man alles auf der Welt abwischen kann – auch den Körper.”

(apa/red)

Titelbild: APA Picturedesk

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13 Kommentare

  1. Zürich/New York/Genf, 12. Juli 2017 – Gemäss dem neuen gemeinsamen Monitoringbericht von UNICEF und der WHO über den Fortschritt im Bereich Wasserversorgung, sanitäre Einrichtungen und Hygiene haben weltweit 3 von 10 Menschen – oder 2,1 Milliarden – zu Hause keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 6 von 10 Menschen – oder 4,4 Milliarden – mangelt es an angemessenen sanitären Einrichtungen.
    https://www.unicef.ch/de/ueber-unicef/aktuell/medienmitteilungen/2017-07-12/21-milliarden-menschen-haben-keinen-zugang-zu

    Ob unter angemessenen sanitären Einrichtungen unbedingt Duschen gemeint sind und Wasserleitungen, aus denen selbstverständlich Warmwasser kommt? Oder nicht einfach nur saubere Waschgelegenheiten? Sogar diese fehlen.

    Was soll also dieser “furchterregende” Artikel?

  2. Mimimimi…

    Vielleicht lernen die Menschen dann den Luxus der modernen Wasserversorgung schätzen.
    Ich glaube, die Russen sind da weniger hilflos als die Österreicher, die gleich flennen, wenn wegen Umbauarbeiten das Wasser zwischen 09:00 und 12:00 Uhr auf Stiege 3 abgedreht wird.

  3. Was bezweckt er damit? Will er, dass ganz russland ihn anstinkt? Oder lässt er die warmwasserleitungen wasserdicht verwanzen?

    • Die Bassena-Häuser in Wien sind nicht schon so lange Geschichte. Da holten sich die Leute ihr kaltes Wasser aus der Bassena im Hausgang und erwärmten es in der Küche. Auch sie wurden sauber, ganz ohne Dusche.

  4. Ich wohne in einem riesigen Haus und jetzt wird der obere Stock unabhängig gemacht, Stromkabel mit eigenen Verteiler und Zähler und das Warmwasser was von einem Boiler im Keller kam muss komplett getrennt werden….
    Fast eine Woche hab ich kein warmes Wasser….ich leb noch….ok hat auch immer zw 30 und 40 Grad…

  5. “Heißen Waschgang starten, Abwasserschlauch in die Badewanne halten – fertig.” – Geil. ^^

    • Das Niveau ist tatsächlich erstaunlich.
      Außerdem steht doch Energiesparen voll auf dem Umwelt-Programm! Also: Russland macht es uns vor, wie es geht. Nachmachen!

  6. In feuchttüchern baden ist mal eine abwechslung.
    Ich kenne nur die AXE duscher.

  7. Des is bled beim Abtauen des Glatteises, do warat Warmwasser scho hilfreich …

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