Schattenseiten von »OnlyFans«:
Seit die Nutzerzahlen auf dem Sexportal “OnlyFans” während der Pandemie explodiert sind, häuften sich die Geschichten über Models, die mit der Plattform über Nacht Millionen verdient haben. Doch der Schein trügt, wie eine Prostituierte in ihrem Buch nun behauptet.
Wien, 5. August 2021 | Mit erotischen Inhalten ganz einfach zum schnellen Geld – das ist das Bild, das wohl die meisten bisher vom Sexportal “OnlyFans” gehabt haben. Erfolgsgeschichten über Models, die über Nacht zu Millionärinnen wurden, haben ihren Teil dazu beigetragen.
Bei OnlyFans handelt es sich um ein soziales Netzwerk, auf dem Beiträge, Fotos und Videos geteilt werden können. Anders als bei Instagram, steht es den Nutzern frei, ihre Profile kostenpflichtig zu machen. Das heißt, Follower müssen eine monatliche Abogebühr zahlen, um die Inhalte zu sehen. Schon länger wird OnlyFans aber vermehrt dazu genutzt, explizite erotische Bilder und Videos gegen Geld mit ihren Abonennten zu teilen.
Die Australierin Tilly Lawless räumt nun in ihrem Buch „Nothing But My Body“ mit den Mythen über die Plattform auf.
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— Tilly lawless (@tilly_lawless) May 17, 2021
“Nur zwei Prozent werden reich”
Die Australierin ist nicht nur Autorin, sie arbeitet auch als Prostituierte und ist während der Pandemie “OnlyFans” beigetreten. Dabei war sie nicht die einzige: Aufgrund von Lockdowns und geschlossenen Bordellen haben sich damals viele Sexarbeiterinnen auf der Plattform angemeldet. Dass dort jeder schnell das große Geld machen könne, sei ein Irrglaube, wie Lawless gegenüber dem “Guardian” erklärt: „Sicher, die besten zwei Prozent machen dort ein großartiges Einkommen. Aber das heißt, dass 98 Prozent nicht ansatzweise so viel Geld machen.“
I am barely active on Twitter; to read my writing or contact me go to my Instagram tilly_lawless 🌂🌈🌂🌈 pic.twitter.com/IqvhxMegyI
— Tilly lawless (@tilly_lawless) January 9, 2017
Doch bald bemerkte Lawless, dass Prostituierte auf Onlyfans nicht wirklich willkommen sind. „Onlyfans mag keine richtigen Sexarbeiter, weil sie nicht dafür verantwortlich gemacht werden wollen, wenn zur Prostitution aufgerufen wird“, heißt es im „Guardian“-Beitrag.
“Im Bordell verdient man besser”
Bei Regelverstößen drohe dieser Gruppe der Rauswurf und der Verlust ihrer Einkünfte. „Während der vier Monate, die ich es aktiv benutzt habe, habe ich mir dauernd Sorgen gemacht, rausgeworfen zu werden.”
Lawless meint auch, dass bekannte Influencer und Berühmtheiten dort unglaublich viel Geld verdienen können, für durchschnittliche Personen es aber Monate dauern kann, bis man genug Abonennten gewonnen hat. Im Bordell würde man jedenfalls besser verdienen. Onlyfans sei zudem ein 24-Stunden-Job. Selbst nachdem sie der Plattform den Rücken gekehrt hatte, habe sie sich lange Zeit nicht wohlgefühlt.
Als nach dem Lockdown die Bordelle wieder aufgemacht haben, sei es eine Erleichterung für Lawless gewesen. Doch mittlerweile sind Sexclubs in Australien wegen der Pandemie wieder geschlossen. Zu “OnlyFans” will sie trotzdem nicht zurückkehren, stattdessen will sie weiterhin als Autorin Geld verdienen.
(mst)
Titelbild: APA Picturedesk