Freitag, April 26, 2024

COFAG im Rotlicht : Millionenhilfe für Bordelle

Die COFAG des Finanzministers hat Bordellunternehmen mehr als 16 Millionen Euro COVID-Hilfsgelder überwiesen. Damit gehören Laufhäuser und Peepshows zu den bestgeförderten Branchen der österreichischen Wirtschaft. Mit den Millionen wollte die COFAG eine „beträchtliche Störung im Wirtschaftsleben“ Österreichs verhindern.

„Koste es, was es wolle!“ Mit diesem Satz eröffnete Sebastian Kurz als Bundeskanzler am 18. März 2020 den COVID-Geldregen. Die Regierung versprach, den Corona-Hilfsstopf nicht mit vier, sondern mit 38 Milliarden Euro zu füllen.

Das Geld sollte nicht direkt vom Finanzministerium, sondern von einer privaten Firma ohne ständige öffentliche Kontrolle verteilt werden. Dazu wurde die COFAG eingerichtet. Ihre Spitze wurde politisch besetzt. Drei Jahre und einen Rechnungshofbericht später weiß man: Die COFAG hat mit beiden Händen mit den Milliarden um sich geworfen.

Eine Gruppe scheint sich besonderer Gunst erfreut zu haben: die österreichischen Bordellbetreiber. 38 Puff-Unternehmen kassierten von 2020 bis 2022 Förderungen von mehr als 16 Millionen Euro von der COFAG. 16.619.409,80 Euro flossen als „Fixkostenzuschüsse“ und „Umsatzersatz“ in Laufhäuser und Peepshows. Zumindest im Rotlicht-Milieu erwies sich Bundeskanzler Kurz als Prophet: Es kostete, was die Bordellbesitzer wollten.

Die COFAG-Millionäre

Nummer eins unter den Rotlicht-Millionären der COFAG ist die „GoldenTime“-Gruppe. Für das Bordell „Golden Time“ in Wien-Simmering wurde die „Pokatio GmbH“ mit 1.816.582,82 Euro gefördert. Für den Schwesterbetrieb in Linz-Leonding kassierte die „Poema GmbH“ 754.789,36 Euro von der COFAG. Zusätzlich übernahm die Raiffeisen- und Kontrollbank-Tochter „Österreichische Hotel- und Tourismusbank“ im Juni 2020 eine Bürgschaft über 500.000 Euro. Für das Laufhaus „Napoleonhof“ in Haid bei Linz bekam die „Ponar GmbH“ weitere 182.220,75 Euro von der COFAG.

Quelle: Beihilfe-Transparenzdatenbank der EU

Der zweite COFAG-Millionär betreibt seine Etablissements in Innsbruck und Hallein. Für das Innsbrucker Bordell „Lady O“ und für „Casa Bianca“ in Innbruck und Hallein kassierte die „Campus Betriebs GmbH“ von der COFAG 1.655.383,74 Euro. Damit konnte auch weiter gesichert werden, dass „jeder Gast garantiert das Mädchen seiner Träume findet!“ Im Gegensatz zu den Beihilfen, die in der EU-Transparenzdatenbank gespeichert sind, gilt für die Bordell-Kunden: „Auf Anonymität, Diskretion und Sauberkeit wird besonderen Wert gelegt – ganz im Stil der Geschichte Lady-O`.“

“Betörende Sinnesfreuden”

Millionär Nummer drei empfängt Kunden und Förderungen in der Wiener Innenstadt, am Salzburger Walserberg und in einem Schloss „hoch über dem Wörthersee“. „Babylon“ präsentiert sich als „eine der feinsten Adressen für betörende Sinnesfreuden in Salzburg und in ganz Europa“ und empfiehlt seinen Kunden: „Lassen Sie sich verwöhnen und tauchen Sie ein in ein Reich atemberaubender Fantasien“.

Bild: Babylon Nachtclub in Wien, Quelle: ZackZack

Für ihre „Babylon“-Edelbordelle wurde die „O.P.M. Gaststätten-Betriebs GmbH“ von der COFAG mit 1.211.032,01 Euro verwöhnt. Dazu kommen noch 909.167,17 Euro für die „Tivoli Veranstaltungs GmbH“, die Eigentümerin von „Babylon Salzburg“.

„… raubt dir den Verstand!“

In anderen Bordellen geht es um schnelle Geschäftsabwicklung: „Das LAUFHAUS ROMA SALZBURG mit seinem einzigartigen Flair bietet richtigen Männern die Möglichkeit, erotische Fantasien schnell und diskret in exklusiven Separees wahr werden zu lassen.“ Dafür kassierte die „Event Gastro Roma KG” von der COFAG 145.704,67 Euro.

Der „Fun Palast“ in Wien-Inzersdorf lockt mit Specials wie dem „Quattro-Paket“ mit „4x Girls, 1x Torte 1x Flasche Wodka und 2 Beigetränke“. Der COFAG war das 971.919,11 Euro für die „HHS Freizeit- und Sportbetriebsgesellschaft m.b.H.“ wert.

Die „Chalet Laufhaus-Bar“ in Linz verspricht: „Die schönsten Mädchen der Stadt & erstklassige Hygiene!“ Bei den „Sexpuppen Blondi, Gigi und Rotkäppchen“ steht als Vermerk: „ist derzeit im Haus“. Für den Erhalt dieses Angebots erhielt dieSJ Consulting GmbH“ von der COFAG 457.605,45 Euro.

Das „Collosseum im Herzen von Graz“ wirbt: Sexy Partymaus raubt dir den Verstand!“ Alternativen bieten ein „dauergeiles Luder“ und ein „junges hemmungsloses Girl“. Die COFAG förderte die „HS Holding GmbH“ dafür mit 712.700,96 Euro.

Table Dancing beim GTI-Treffen

Das Angebot der „BB-Event KG“ unterscheidet sich deutlich von „normalen“ Bordellen: „Wir bieten Ihnen bei unseren jährlichen Events, dem GTI-Treffen am Wörthersee in Reifnitz und dem Harley Treffen am Faaker See, eine Tabledance-Show der Extraklasse.“ Die Darbietungen erreichen Golf GTI-Niveau: „Die TänzerInnen verstehen es Erotik, Verführung, Variete und Akrobatik miteinander zu verbinden.“ Der COFAG war diese Verbindung 107.308,32 Euro wert.

Das Siebenfache

Der Rechnungshof dokumentiert: Bis zum Stichtag am 30. Juni 2021 hatte die COFAG im Schnitt 34.600 Euro pro Unternehmen überwiesen. Aber für Bordell-Unternehmen galten offensichtlich andere Regeln: Der durchschnittliche Bordellbesitzer kassierte von der COFAG bis Ende Juni 2021, dem Stichtag des Rechnungshofs, 261.190,16 Euro – und damit mehr als das Siebenfache der „normalen“ Unternehmensförderung.

Über die gesamte Laufzeit der COFAG-Förderungen erhielt der durchschnittliche Laufhaus-Unternehmer 426.138,71 – eine knappe halbe Million. Dafür erhielt mehr als die Hälfte der österreichischen Unternehmen bis Ende Juni 2021 überhaupt nur durchschnittlich 6.800 Euro – etwas mehr als ein Vierzigstel der durchschnittlichen Förderungen im Rotlicht-Milieu.

Ein Prozent der „normalen“ Unternehmer erhielt von der COFAG bis zum Stichtag mehr als eine halbe Million Euro. Bei den Bordell-Unternehmern schafften es 15,4 Prozent über die 500.000 Euro-Grenze an die Förderspitze.

Beträchtliche Störung des Wirtschaftslebens

Wie begründet die COFAG ihre Bordell-Millionen? In wenigen Fällen lautet die Rechtfertigung „Ausgleich für Schäden aufgrund von Naturkatastrophen oder sonstigen außergewöhnlichen Ereignissen“. Fast immer steht in der Spalte „Ziel der Beihilfe“: „Behebung einer beträchtlichen Störung im Wirtschaftsleben eines Mitgliedsstaats“.

Aber wie wäre Österreichs Wirtschaftsleben „beträchtlich gestört” worden, wenn „Babylon“, Laufhaus „Roma“ und die Tischtänzerinnen am Wörthersee nicht mit Millionen Steuergeldern gefördert worden wären? Das fragte ZackZack die COFAG – und den verantwortlichen Finanzminister Markus Brunner.

“Stichprobenweise umfassende Prüfung”

In ihrer Antwort betont die COFAG, dass sie sorgfältig geprüft habe: „Auch völlig unauffällige Anträge wurden stichprobenweise einer umfassenden Prüfung unterzogen.“ Auf die Frage nach den außergewöhnlich hohen Durchschnittsförderungen für Bordelle antwortet die COFAG: „Bei Branchen mit im Durchschnitt großen und umsatzstarken Betrieben, bekommen daher im Branchendurchschnitt höhere Förderbeträge als umsatzschwächere Branchen mit in der Regel kleinen Betrieben.“

Aber auch von der COFAG kommt keine Erklärung, warum Bordelle mit dem Siebenfachen der durchschnittlichen österreichischen Unternehmen gefördert werden.

Auf die Frage nach den hohen Förderungen für Bordelle antwortet das Finanzministerium ausweichend: Für die Beantragung der Hilfen gab es jeweils geregelte Voraussetzungen. So war die Voraussetzung für einen Ausfallsbonus III beispielsweise, dass ein Unternehmen einen Umsatzausfall von mindestens 40 % aufwies.“

Offensichtlich kann das Finanzministerium die Frage nach dem Grund für die Bordell-Millionen der COFAG nicht beantworten – oder es will nicht.

Doch einige der Antworten haben Hinweise auf mögliche Unregelmäßigkeiten ergeben. Darüber demnächst mehr in Teil 2 der „COFUCK“-Serie in ZackZack.

Titelbild: Daniel Pilz /ZackZack

Peter Pilz
Peter Pilz
Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.
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20 Kommentare

  1. Die Vertedigungsministern hat verabsäumt, in jeder Kaserne, neben einem Offizierscasino auch noch ein Bordell zu eröffnen!
    Koste es was es wolle! Die COFAG hätte aus den maroden Burschen wieder stramme Männer und Männinnen gemacht!

  2. Eine gute Analyse zu dieser dringend notwendigen Coronaaufarbeitung über diese Interview dieses zweifelslos mutigen Pristers, welcher sich doch wirklich traut hier vor allem auch kritisch, wenngleich immer sehr sachlich, aus der Reihe zu fallen:
    https://kath.net/news/82394

  3. Wie unfassbar krank. Keines der Unternehmen wär gleich hops gegangen wegen Corona. Und selbst wenn, wie erklärt man seinen Kindern, dass Steuergelder an Bordellbesitzer verschenkt werden, während Mama keine Zeit hat beim Lernen zu helfen, weil sie im Zweitjob hackeln gehen muss???

    Wie erklärt man seinen Kindern warum Steuern gut und wichtig sind, wenn mit Steuergeldern Bordelle finanziert werden?

    Brunner muss zurücktreten, auf der Stelle!

  4. Hat die Landjugend bzw. die Jungbauernschaft bzw. Bauernbund schon das zu unrecht erhaltene Geld zurückgezahlt?

  5. Was soll man bei dieser unfähigen Regierung noch sagen. Sie haben Firmen nach dem Gießkannen Prinzip FETT angefüttert, darunter waren eben auch Bordelle.

    Wenn die echten Zahlen dieser COFAG-Sauerei einmal auf den Tisch gelegt würden, verfiele die österreichische Bevölkerung in Schnappatmung und hoffentlich in wütende Proteste. Oder in depressiven Alkoholismus. Weil: “Kaunst jo eh nix mochn. Lauter Gauner, da oben!”

    Deshalb werden die gezielten Milliardengeschenke an bestimmte regierungsnahe Wählerklientels auch ganz strikt unter den dickflorigen behördlichen Teppich gekehrt.

    Und ausser Zackzack wird auch von den angefütterten Medien (wie befohlen) nichts hinterfragt. Solange ein Transparenzgesetz durch die Regierung erfolgreich blockiert werden kann, ist auch keine Klarheit über diese unglaubliche Geldverschwendung zu erwarten.

    Österreich ist zu einer korrupten Demokratur verkommen!

  6. Golden Time. Wie sinnbildlich.

    Eine Partei, die sich immer wieder – wenns opportun erscheint – auf christliche Werte beruft, verschafft der “sündigsten” Branche hohe Ausfallshilfen. Gemessen an den Umsätzen und sonst nichts, kommt eben das heraus. Dass ausschließlich Zahlen fürs Zahlen herangezogen werden, nicht aber das was der Wirtschaftsstandort braucht, spricht Bände. Denn Bordellförderung braqucht es nicht. Wenn die Umsätze der Betreiber so hoch waren, dass die Förderungen überdurchschnittlich ausfielen, dann kann man nämlich davon ausgehen, dass die sich einen temporären Ausfall durchaus leisten hätten können. Denn die Gewinnmargen sind in dieser Branche hoch: Bis zu 50% des Umsatzes.

    Man kann den Herren unterstellen, dass sie die gewohnte “Entspannung” danach nicht vermissen wollten und deswegen so hoch fördern ließen. Aber das unterstellte auch, dass sie wussten, wen oder was sie förderten. Das bezweifle ich an dieser Stelle. Es wurden nur die Umsatzbilanzen geprüft, sonst gar nichts. Um welche Art Betrieb es sich gehandelt hatte, wurde also nicht geprüft. Das werden sie dann auch bald zugeben (müssen).

    Inwieweit das mit EU-Hilfsgeldern vereinbar ist, muss in jedem Fall geklärt werden. Denn es wäre nicht nur Heuchelei, wenn man bei der Sexwirtschaft von “einer beträchtlichen Störung im Wirtschaftsleben eines Mitgliedsstaats” ausginge. Denn das würde bedeuten, dass ganz Österreich ein Bordellland wäre. Das aber geben die volkswirtschaftlichen Daten nicht her. Zudem gibt es Mitgliedsstaaten, die die Sexwirtschaft verboten haben, ohne dass es zu “einer beträchtlichen Störung im Wirtschaftsleben” gekommen wäre.

  7. Aus dem Schöpfblog https://schoepfblog.at
    (sollte man viel öfter darin blättern…)
    Alois Schöpf, einer der wenigen sympatisch super-g’scheiten Tiroler*innen, ist auch auf wiki.org zu finden!
    Ich ersuche um großzügigste Nachsicht und ggf. um Entschuldigung, dass ich mich erfrechte, das hier unrückgefragt ins zack-zack Boulevard-Forum zu stellen!

    Stephan Eibel
    “Jede Hure kostet mehr als ein österreichischer Intellektueller!”
    Essay (März 2021)

    Die Lehrerschaft pfeift in jedem System das Lied der Herrschaft. In Österreich ist die Lehrerschaft der Vorsinger der Nazis gewesen. Die Brüller.

    Und die Intellektuellen?

    Es stört sie was. Diesen Mangel artikulieren sie. Sie protestieren mit anderen. Nicht alle Protestler haben Platz am Tisch des Gemeinde- Landes- Bundes- funktionärs. Delegierte werden ernannt. Nach dem Gespräch mit dem Funktionär kommt es zur Vereinsgründung. Die Delegierten werden Vorstandsmitglieder des Vereins. Vorschriftsgemäß wird ein Obmann oder ein Präsident gewählt. Der Verein erhält eine Subvention von der öffentlichen Hand. Die Vereinsintellektuellen, kurz Einis genannt, sind mit der Vergabe des Geldes beschäftigt. Sind mit dem Auslegen des Vereinszweckes beschäftigt. Sind mit der Uneinigkeit der weiteren Vorgangsweise beschäftigt. Sind mit der Einrichtung des Vereinsbüros beschäftigt. Der Präsident der Einis wird offizieller Vertretungsintellektueller, kurz Treti genannt.

    Er wird zu Konferenzen, Meetings, Besprechungen eingeladen. Bekommt Geld dafür. Auch deshalb wollen die Einis Tretis werden. Die Tretis führen die Vereine wie kleine Fürstentümer. Ist so ein Verein ein Theaterverein, wird der Treti Intendant oder Direktor. Die Argumente, warum nichts Wesentliches passiert, liefert dem Intendanten der Dramaturg. Er hat viel gelesen und verdient weniger als der Intendant.

    Seine Aufgabe ist den Kommunikationsfluss durch Detail-Diskussionen abzuwürgen, und die mutigen Kreativen in die Gasse des Selbstzweifels zu bringen. Die Mutigen, die es wagen, einen eigenständigen Gedanken zu formulieren, sind stets das Problem. Der Dramaturg als Eini der höheren Einikaste, will stets Radikales, kann aber nicht so, wie er will, denn er hat den Treti über sich. Der Treti will noch Radikaleres, kann aber nicht so, wie er will, weil er mit dem Subventionsgeber zu kämpfen hat und die Einis oft zu kurz denken. Trifft ein Treti auf einen Insi (Institutionsintellektueller), so sprechen sie über ihr Leid. Das verbindet. In dem Gespräch spielt in Österreich der weit verbreitete Verachtungsfaktor eine bedeutende Rolle. Der verbindet noch stärker.

    Die Insis holen sich detaillierte Analysen von den Zulis, den Zulieferintellektuellen. Die Ergebnisse korrigieren sie. Der Insi begründet diese Korrektur der Zuliarbeit auf Intellektuellenniveau. Ist der Zuli nicht zu überzeugen, so verwendet der Insi das Gefühlsargument: „Bedenken Sie doch die gegenwärtige politische Lage!“

    Jede politische Lage ist für die Zulis schrecklich, und somit überzeugen die Insis die Zulis. Hin und wieder organisieren die Zulis Plattformen. Sie greifen zum Telefon, informieren den zuständigen Insi. Der Insi informiert den zuständigen Minister, Landesrat, Bürgermeister. Der Insi ruft den Zuli an: „Ich habe den Minister überzeugen können.“

    Nun geht es los: „Sogar der Minister ist dafür“, sagt der Zuli zum Eini. Der Eini sagt es den Einis, und der Treti fragt: „Warum habe ich das nicht früher erfahren?“

    Demonstrationen werden abgehalten, Veranstaltungen organisiert. An den Tischen in speziellen Lokalen (wenn sie wieder geöffnet sind) wird darüber gesprochen. Über Sinn und Zweck. Die Tretis sprechen radikale Sätze, die sie schon immer sagen wollten. Prominent werden diese Sätze in verschiedenen Zeitungen positioniert, und der Treti wird zum Prominenten. Er telefoniert mit Prominenten aus Wirtschaft und Politik, und so werden die Prominenten aus Wirtschaft und Politik zu Zufallsintellektuellen.

    Die Zufallsintellektuellen sind dem Treti dankbar und stets ihrem Wohl verpflichtet. Alle kämpfen nun, bis keine Protestmassen vorhanden sind. Die Protestmassen sind ja auch nicht komplett deppert. Sie spüren die Unglaubwürdigkeit der Zufallsintellektuellen, die Zulis durchschauen das Getue und werden zynische Einis.

    Einige bleiben in der einfachen Hierarchie stecken, andere wiederum werden Prozentintellektuelle, Prozis; sie treten als Vertreter eines bestimmten Prozentsatzes der Wahlberechtigten auf. Der Insi erkennt, dass der Zuli nun ein Prozi ist und Einfluss hat. Das lässt den Insi zu seinem Herren, dem Minister laufen, der versteht: „Das sind 3 oder 5 % der Wähler.“ Den Minister beschäftigt nicht die Frage „Was wollen sie?“, sondern „Wie viel wollen sie?“ Der Insi kennt den Preis und verhandelt mit dem Prozi. Die Verhandlungen finden in dementsprechenden Gebäuden statt, damit der Eindruck entsteht: Hier geht es um Bedeutendes!

    Der Minister und der Insi wissen: „Jede Hur kostet mehr als ein österreichischer Intellektueller!“ Gemeinsam ist dem Treti, dem Insi, dem Zuli, dem Prozi und dem Eini, dass sie Prostitution ablehnen und stets für eine bessere Welt kämpfen. Der Treti spricht laut: „Eine Hur ist auch ein Mensch!“ Er spricht diesen Satz so oft aus, dass dem Zuli Zweifel kommen. Diese Zweifel berichtet er dem Insi. „Hauptsache“, sagt der Minister, „alle sind beschäftigt, damit etwas weiter geht.“ Schafft ein Treti den Sprung zum Insi, wird er zum Apparatschik mit Vergangenheitserzählpriorität.

    Wird ein Treti in jüngeren Jahren zum Insi, ist er Macht und Opposition zugleich. Die Spezialdemokraten danken es ihm. Es gibt mehr Geld! Mit diesem verteilten Geld kauft sich der bekannte Zuli beispielsweise ein Haus in Italien.

    Deshalb hörten wir im Fernsehen bekannte Zulis sagen: „Wenn der Parteiführer der Faschisten Bundeskanzler wird, wandere ich aus. Nach Italien.“ Jeder Nachwuchszuli weiß, wann er zu schweigen hat. Und was er verschweigen muss. Beispielsweise den Verweis auf Berlosconis Regierung mit faschistischen Ministern, oder den Faschisten Salvini, der schon in der Regierung war und derzeit Oppositionspolitiker ist.

    Der Nachwuchszuli weiß, dass er ein Anerkennungsabhängiger ist. Wird er von dem bekannten Zuli anerkannt, der schließlich von der Macht anerkannt wird, so wird er vielleicht auch einmal ein Haus in Italien haben. Vielleicht ein größeres. Den meisten Zulis genügt eine Einladung von einem Insi in sein Haus in der Toscana.
    Ihr Wunsch von Mächtigen anerkannt zu werden, wurde ihnen schon ab Verlassen der Wiege mit Verweis auf den „Realismus“ eingehämmert. Und später als erwachsener Zuli bedeutet „Realismus“ mehr Subvention. Je mehr Anerkennung, desto mehr Zuli, Treti oder Proz. Von den Mächtigen als unnotwendige Übel anerkannt, nennen der Zuli, Treti oder Proz ihre Einkünfte „Schmerzensgeld“ und kämpfen gegen den Schmerz mittels neuer Geldbeschaffungsideen an.

    Gelernt haben sie: Störe keine Abläufe fundamental! Wenn du Abläufe störst, dann nur dosiert. Denn nur wer Abläufe kontrolliert dosiert stört, wird ein anerkannter Anerkennungsabhängiger – kurz: Realist. Hiermit hat der Lebenssinn eine Ordnung: die Verwaltung. Und dieser Verwaltung entkommen auch die Intellektuellen nicht.

    Ein wichtiger Punkt in diesem Kreisbeschäftigungsspiel ist die Solidarisierung der Intellektuellen aller Gattungen mit den Arbeitern, den Unterdrückten, wobei für Zulis, Insis, Tretis, Einis ihr faschistoider Charakter ein echtes Dilemma ist. Sie in die Verzweiflung nachts bei Rotwein in der Toscana treibt. Nach der dritten Flasche Rotwein singen der Zuli, der Insi „Bella ciao“: „Una mattina mi son svegliato….“

    Am nächsten Morgen, wie schon an allen Morgen davor, weiß der braungebrannte Zuli: Ein Ausbruch aus diesem Kommunikationsbeschäftigungsspiel ist nicht möglich. Er beliefert zwar Zeitungen, Zeitschriften. Seine Texte sind zu differenziert, deshalb werden sie vereinfacht. Die Struktur lässt nur einen gewissen Grad an Komplexität zu. Deshalb wird ja auch hier apodiktisch geschrieben, um ein Muster einfach darzulegen. Tatsache ist jedenfalls, dass die Werke von sehr bekannten Zulis kaum bekannt sind.

    Die Literaturzulis werden in Österreich intensiver kontrolliert als die Wirtschaftszulis. Durch dieses System ist sichergestellt: „Ein Zuli vertraut dem anderen Zuli nicht.“

    Das freut und erschüttert die Insis und die Tretis. Sie schütteln darüber ihren Kopf. Obwohl der Insi sich seinem Herrn überlegen fühlt, geht alles solange seinen Gang, bis einer hergeht, einen anderen überzeugt, nein zu sagen.

    Solange die Neinsager nur ein paar wenige sind, bleibt alles so, wie es ist, und die Neinsager werden in das System eingebaut. Denn schließlich sagen die Zulis: „Miete, Strom, Lebensmittel.“ Die Oberzulis sagen: „Haus!“ Die Totalität dieses Systems bekämpfen sie, von der TOT-alität leben sie. Sie fühlen sich wertvoller als die Masse. Argumentieren im Bedarfsfall anderen Intellektuellen gegenüber mit der brutalen Masse. Halten perfekt Gedanken nieder und leiden wie die Masse auf typisch österreichisch.

  8. Fairerweise muss man wohl sagen, dass diese Etablissements in der Pandemie doch tatsächlich völlig zusperren mussten. Oder nicht?

    • Bordelle hatten schon offen, da wurden die Schüler noch zuhaus unterrichtet. Die traurige Wahrheit….

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