Lange hielten österreichische Unternehmen in Belarus still, als es um Diktator Lukaschenkos brutales Vorgehen gegen die Bevölkerung ging. Jetzt ist A1-Pressesprecher Bredelew in Minsk festgenommen worden.
Minsk/Wien, 11. Dezember 2021 | Der Pressesprecher des Telekombetreibers A1 in Belarus, Nikolai Bredelew, ist in Minsk festgenommen worden. Wie die Telekom Austria am Freitag mitteilte, wird der Sprecher beschuldigt, sensible Unternehmensdaten verbreitet zu haben.
Erniedrigendes Video veröffentlicht
“Außerdem wurde ein erniedrigendes Video veröffentlicht, das persönliche Informationen zu seinem Privatleben enthält”, teilte der Konzern mit. Die A1 Telekom Austria Gruppe “verurteilt dieses Eindringen in die Privatsphäre von einem ihrer Mitarbeiter scharf”, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Vielmehr begrüße man Vielfalt und Meinungsfreiheit bei allen Tätigkeiten.
“A1 Belarus hat strikte Grundsätze und Verfahren, um illegale Verletzungen der Datensicherheit zu verhindern und untersucht jede potenzielle Verfehlung. Die A1 Telekom Austria Gruppe wird alle verfügbaren Optionen auf rechtlichem und diplomatischen Wege ausschöpfen, um unsere Mitarbeiter an Ort und Stelle zu unterstützen und zu schützen”, teilte der Telekom-Betreiber mit.
Außenministerium „sehr besorgt“
Das Außenministerium reagierte unterdessen “sehr besorgt” auf die Festnahme des Pressesprechers. “Wir (…) verurteilen das entwürdigende Vorgehen der belarussischen Behörden. Die Grund- und Freiheitsrechte aller Menschen müssen jederzeit gewahrt bleiben”, hieß es am Samstag in einer Stellungnahme gegenüber der APA. “Wir sind auf diplomatischem Weg und in enger Absprache mit dem österreichischen Unternehmen intensiv darum bemüht, hier unterstützend einzuwirken”. Die Republik Österreich hat starke wirtschaftliche Interessen im Land, das von Russlands Präsident Wladimir Putin politische Schützenhilfe bekommt. Im Jahr 2020 war Österreich viertgrößter Investor in Belarus.
Die 100-Prozent-Tochter A1 Belarus hat rund 3.000 Mitarbeiter und fünf Millionen Kunden. Vergangenes Jahr war sie aufgrund tagelanger Internetsperren während der Proteste gegen Lukaschenko in der Kritik gestanden. A1 Belarus habe „lediglich Drosselungen, aber keine Internetsperren“ vorgenommen, hieß es. Das sei alternativlos gewesen, ansonsten hätte der Regulator von sich aus das Internet deaktiviert. Man leiste überdies „einen wesentlichen Beitrag zur Zivilgesellschaft, ermöglichen der Bevölkerung Anschluss an Westeuropa, ermöglichen Mitarbeitern einen internationalen Karrierepfad und zeigen der Bevölkerung, dass es eine Alternative gibt“, so die Telekom Austria damals auf ZackZack-Nachfrage.
(red/apa)
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