Donnerstag, April 25, 2024

Berliner »Tiergartenmord«: Lebenslange Haft für Russen

Lebenslange Haft für Russen

Das Berliner Kammergericht hat im sogenannten “Tiergartenmord”-Prozess einen Russen des Mordes an einem Georgier schuldig gesprochen und ihn zu lebenslanger Haft verurteilt. Aus Sicht der Bundesanwaltschaft hatte der Russe im Auftrag staatlicher Stellen in Russland gehandelt.

Wien, 15. Dezember 2021 | Mehr als zwei Jahre nach den tödlichen Schüssen auf einen Georgier tschetschenischer Abstammung mitten in Berlin ist ein 56-jähriger Russe zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Berliner Kammergericht sprach den Angeklagten am Mittwoch im sogenannten “Tiergartenmord”-Prozess des Mordes schuldig. Zudem verurteilte es den Mann wegen illegalen Waffenbesitzes.

Offizier des Inlandsgeheimdienstes FSB

Die Richter folgten mit dem Strafmaß dem Antrag der Bundesanwaltschaft. Zu den näheren Hintergründe der Tat sagte der Vorsitzende Richter Olaf Arnoldi zum Auftakt der Urteilsbegründung noch nichts. “Die Schuld wiegt besonders schwer”, sagte Arnoldi aber. Allerdings ist das Gericht davon überzeugt, dass es sich bei dem angeklagten Russen um einen Offizier des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB handelt, dem weitere Auftragsmorde im Ausland zugeordnet werden.

Nach Überzeugung des Gerichts hat der 56 Jahre alte Russe am 23. August 2019 den Georgier erschossen, der seit Ende 2016 als Asylbewerber in Deutschland lebte und von den russischen Behörden als Terrorist eingestuft worden war. Aus Sicht der Bundesanwaltschaft hatte der Russe im Auftrag staatlicher Stellen in Russland gehandelt. Für die Tat soll der Mann eine Scheinidentität bekommen haben und am Tag vor der tödlichen Attacke mit Alias-Namen nach Berlin gekommen sein.

Opfer Staatsfeind Russlands

Der Georgier sei insbesondere deshalb als Staatsfeind betrachtet worden, weil er im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft hatte, so die Bundesanwaltschaft.

Der kräftige, dunkelhaarige Beschuldigte selbst hatte zu Beginn des Prozesses über seine Anwälte erklären lassen, er heiße Vadim S., sei 50 Jahre alt und Bauingenieur. Verbindungen zum russischen Staat und dem Geheimdienst FSB bestritt er.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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5 Kommentare

  1. Ein gutes Urteil, es gibt wieder Atemluft. Vielleicht führen solche Aktionen autoritärer Staaten dazu, dass sich die westliche Gemeinschaft wieder mehr annähert. Denn man wird sich noch auf weitere solche Aktionen der Putins, Lukaschenkows und Erdogans dieser Welt einstellen müssen.

  2. Eigentlich ein nutzloses Bauernopfer,. Warum hat man ihm nicht eine neue Identität samt gut bestücktem Bankkonto im Gegenzug für die Wahrheit angeboten? Hat man Angst vor diplomatischem Stress, der dadurch entstehen könnte?

  3. Das Gericht irrt, der Auftragskiller war (ist) Mitglied des russischen Militärnachrichtendienstes GRU. Im Zusammenspiel mit der SPEZNAS, die eine operative Kommandoeinheit für unkonventionelle Kriegsführung ist. Selbige führt verdeckt hinter feindlichen Linien, vom Kreml angeordnete Operationen, sogenannte unkonventionelle Kriegführung durch…
    Es muss heller werden Österreich!

      • Lieber accurate_pineapple, der Irrtum (vielleicht politisch gewollt) des Gerichts ergibt sich aus rein pragmatischen Gründen. Dem Inlandsgeheimdienst der russischen Föderation FSB (Nachfolgeorganisation des KGB) obliegt der Staatsschutz, der Grenzdienst, die Inlandsspionage, sowie die Verwaltung der Infrastruktur des ehemaligen KGB. Für den föderalen Schutzdienst und die Auslandsspionage ist der GRU mit seinen Sondereinheiten zuständig. Daneben gibt es auch noch einen zivilen Auslandsgeheimdienst, den SWR. Ein ungeschriebenes Gesetz der Mitarbeiter solcher Dienste lautet, seine Quellen niemals preiszugeben …
        Es muss heller werden Österreich!

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