Sonntag, Mai 5, 2024

Gesundheitspersonal: Von der Politik »massiv verarscht«

Gesundheitspersonal:

Corona-Patienten belegen immer mehr Spitalsbetten, auch auf den Intensivstationen steigen die Zahlen wieder. Gleichzeitig fällt laufend Personal aufgrund von Corona aus. Es sei kein guter Zeitpunkt, um krank zu sein, sagt eine Quelle ZackZack.

Wien, 23. März 2022 | Seit Wochen fällt in den österreichischen Spitälern Personal aufgrund einer Corona-Erkrankungen oder Quarantäne aus, gleichzeitig belegen immer mehr Corona-Patienten Betten auf den Normalstationen – am Mittwoch 3.059. Aber, sagt eine Person aus dem Ärzteteam am Wiener Donauspital ZackZack, auch auf den Normalstationen „sterben genug Menschen“. Am Dienstag starben 55 Menschen in Österreich mit Corona, der Höchstwert dieses Jahr. Auch die Zahl der Covid-Intensiv-Patienten steigt wieder etwas an, nachdem sie länger stabil war.

Während im Dezember 2021 Operationen verschoben werden mussten, weil die Intensivbetten für etwaige Nachbehandlungen durch Corona-Patienten belegt waren, fehlt nun das Personal. „An einem Bett hängt ein ganzes Team dran, da reicht es, wenn ein essenzieller Teil ausfällt“, drückt es die Quelle aus dem Donauspital aus. ZackZacks Quellen wollen anonym bleiben, aus Angst ihren Job zu verlieren. Ihre Identitäten sind der Redaktion bekannt.

Von der Politik „massiv verarscht“

Wenn aus der Politik die Behauptung käme, die Spitäler seien nicht überlastet, komme „man sich einfach massiv verarscht vor, die Pflege noch viel mehr als “, sagt ein Vorarlberger Arzt.

Zuletzt sagte das etwa Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in der sonntäglichen “Pressestunde” im ORF. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) meldete sich dazu gegenüber der „Kronen Zeitung“ aus der Corona-Quarantäne mit den Worten: „Dass es keine Belastung in den Spitälern gibt, ist eine Falschaussage.“ ZackZacks Quelle aus dem Donauspital gibt Hacker recht: „Das ist Schwachsinn. Entweder kennt sich nicht aus oder er lügt.“ Dass einfache Maßnahmen nicht aufrechterhalten werden, versteht sie nicht. Es werde Realitätsverweigerung betrieben.

Pflegemangel verschärft die Lage

Alle Ärzte, mit denen ZackZack gesprochen hat, waren sich einig: Personal fehlt derzeit überall, aber besonders in der Pflege. Das war schon vor Corona so. Aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen und aufgrund von Überlastungen habe es immer mehr Kündigungen gegeben. Dass dagegen nichts unternommen wurde, räche sich jetzt. „Das Krankenhaus ist ein Teambetrieb. Wir können nichts machen, wenn wir nicht die Leute haben, die uns bei der Arbeit unterstützen“, sagt der Vorarlberger Spitalsarzt ZackZack.

Sabine Langer (Anm.: Name von der Redaktion geändert) arbeitet seit Jahrzehnten als Pflegerin. Um den Job zu machen, brauche man einen „sozialen Vogel“ und das werde schamlos ausgenützt, sagt sie. Der Beruf käme ohne Prestige, mit schlechter Bezahlung und viel Arbeit. Langers Netto-Grundgehalt nach über 30 Jahren Berufserfahrung beträgt für 30 Stunden rund 1.730 Euro. Nach einem Burnout vergangenes Jahr macht sie keine Nacht- und Wochenenddienste mehr. Ihr Gehalt leidet darunter, dass sie auf ihre Gesundheit achtet. Die Politik habe immer darauf spekuliert, dass durch Sonderdienste ein besseres Gehalt zustande komme, sagt sie gegenüber ZackZack. Die Pflege sei durch Corona endlich sichtbar geworden. Sie hofft, dass ihre jungen Kollegen die Gunst der Stunde nützen. Aus Erfahrung weiß Langer aber: „Pflegekräfte sind keine Revoluzzer.“

Verzögerte OPs haben gesundheitliche Folgen

Not-OPs würden nach wie vor durchgeführt, etwa aufgrund von Krebs, Darmverschlüssen oder akuten Notfällen. Aber was verschoben werden kann, werde verschoben, hört ZackZack aus dem Donauspital: Magenbypässe, Schilddrüsen-OPs und in der Orthopädie Knie- oder Rücken-OPs. Wer wegen einer aufgeschobenen OP länger immobil sei, trage „natürlich schon gesundheitliche Folgen davon“, drückt es ZackZacks Quelle aus dem Donauspital aus. „Momentan ist kein guter Zeitpunkt, um krank zu sein“, sagt sie.

In Baden-Mödling bereits Notfallbetrieb

Das Landesklinikum Baden-Mödling ist bereits seit Montag in Notfallbetrieb. Für mindestens zwei Wochen wurden alle planbaren Aufnahmen und Eingriffe sowie Ambulanzbesuche abgesagt. Sollten Eingriffe akut notwendig sein, müssen die erst von der Abteilungsleitung, dem OP-Management und der Klinikleitung freigegeben werden. In einem Brief wurde die Belegschaft dazu aufgefordert, alle Patienten zu entlassen, bei denen das möglich ist. Damit soll es möglich bleiben, absolute Notfälle – etwa Schlafanfall-Patienten oder Unfallopfer – zu behandeln.

Laut einer Quelle aus einem großen Wiener Spital des Wiener Gesundheitsverbundes (WIGEV) soll noch diese Woche verkündet werden, dass auf Notfallbetrieb umgestellt werde. Auf Nachfrage von ZackZack dementiert der WIGEV, dass eine Umstellung auf Notfallbetrieb geplant wird.

UPDATE: Am 25. März um 12.15 Uhr wurde der Artikel dahingehend korrigiert, dass im Landesklinikum Baden-Mödling nicht auf Notbetrieb sondern auf Notfallbetrieb umgestellt wurde.

(pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

20 Kommentare

  1. Von der korrupten Regierung 2 Jahre lang eingesperrt wenn Corona hast, jetzt um dieses korrupte System unter Nehammer und Kogler weiter zu finanzieren, darfst plötzlich arbeiten gehn

  2. Also, starben dieses 55 Menschen mit oder an Corona?
    Weil, wir seit letzter Woche wissen, ein Viertel der COVID-Hospitalisierungen der letzten Wochen wegen Corona ins Spital kam. Der Rest sind Zufallsfunde bei Menschen, die wg. anderen Ursachen ins Spital kamen, dort wurden sie getestet wurde und dann hospitalisiert. Warum, das können nur die Spitäler erklären, obwohl es ja auch bekannt ist, dass ein Spitalsbett auch dann Geld kostet, wenn er leer ist.

  3. Es fällt mir nicht leicht, das folgende zu Schreiben bzw in den Raum zu stellen: Kann es sein, dass die Regierungen jetzt und der letzten Jahre grundsätzlich die ganzen Pflegekräfte- und Maßnahme blockieren und auch jetzt in einer derart beschämenden Art und Weise alles verhindern, weil ihnen die alten Leute zu alt werden? Ich hoffe nicht, aber den Eindruck gewinne ich leider Gottes.

    • 2016 wurden die 20% Reservepersonal in unserer Uniklinik abgeschafft. Die fehlen uns jetzt. Zudem hat Österreich lt. Rechnungshofbericht vom Jahr 2020 im EU Vergleich zu viele Akut-, und Intensivbetten . Das heißt, es wird weiter gespart. Reduzierte Betten heißt auch das Personal anpassen.
      Vor der Pandemie wurden Betreuungsschlüssel auf der Intensivstation reduziert bzw. 1 Nachtdienst wurde gestrichen.
      Meine Intensivstation (4 Beatmungsbetten, 5 Wachst. ) wurde vor der Pandemie aufgelöst.
      Die Betten Diskussion wer das Intensivbett bekommt, gab es schon immer.

  4. Ja, liebe Medien, ich würd mir in Zukunft sehr gut überlegen, ob man jede Falschinfo der Wappler weitergeben soll.

    Das ist einfach saugefährlich! Und eigentlich wär der Wahrheitsgehalt vorher zu prüfen, nicht nachher!

    Sich auf die APA zu verlassen, wird wohl nicht mehr reichen.

  5. Da macht sich jetzt erst das desaströse Erbe von Schwarz/Blau und insbes. von der unsäglich inkompetenten Frau Hartinger Klein bemerkbar. Neoliberale Umschichtungen in den Entscheidungsbereichen, Einsparen zu Ungunsten von Angewiesenen, Sozialdumping wohin man schaut. Aber Hauptsache die eingeschleusten Ahnungslosen und von der Materie unbeleckten Hanseln vom nachrückenden Parteikader machten lukrativ Karriere und waren seitdem ihren politischen Gönnern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Den Grünen nun die Schuld in die Schuhe zu schieben für die derzeitige Situation mag zwar manche mit Genugtuung erfüllen trifft aber ins Leere. Anschober, Mückstein und nun Rauch waren vorwiegend mit dem Pandemiechaos beschäftigt, wo Türkis federführend die Regie innehatte. Wie hätten die was geraderücken können wenn die Protagonisten vom gesundheitspolitischen und sozialem Niedergang an den Hebeln der Macht saßen und auch das Finanzministerium fest in türkiser Hand war und ist.

    • Lieber hr.lehmann, mit diesem inkompetenten, jeglicher Realität entbehrlichen Betrachtungsweise, haben Sie sich für ein Ministeramt der Partei des Anstandes qualifiziert. Schlechter und weniger falsch, hätte es der Siegfrid auch nicht formulieren können. Ich hoffe für Sie, dass Sie in der Beitragstätertruppe eine Chance erhalten. Sie würden diese bigotte, korrupte und lethargische Chaotentruppe wunderbar komplettieren.
      Schön, wenn man sich die neue Realität so individuell gestalten kann…
      Gute Nacht Österreich!

  6. Da können sich ÖVP und SPÖ (bis auf Bgld) die Hände reichen und den neoliberalen Walzer tanzen.
    Headcount runter, alles zusammenlegen, Reserven eindampfen – maximale Effizienz und alles auf der Restenergie der MitarbeiterInnen aufgebaut. Kein Wunder dass das Kartenhaus beim kleinsten Wind (nun Corona) zusammenfällt.
    Aber für die Wohlhabenden gibt es einen Trost. Lasst euch bei einem schwarzen (Uniqua) oder roten (VIG) Versicherer privat-krankenversichern und ihr erhaltet wieder die gewohnte Behandlung, der “Pöbel” hat(s) leider nicht ander(e)s verdient.
    NeoLibs at its best (NEOS/FPÖ/Grüne haben nur nix relevantes zu sagen, denken aber genau so)

  7. Fünfeinhalb Milliarden für sinnlose Tests an primär gesunden Personen aber kein Cent mehr fürs Gesundheitssystem. So geht Gesundheitspolitik.

  8. aber wir haben geklatscht!

    aber nicht nur das gesundheits- und pflegepersonal wird verarscht.
    wir alle werden von dieser regierung verarscht.

    • Ich hab das Klatschen nie verstanden. Anerkennung zollt man mit einer entsprechenden Entlohnung. Was kommt als nächstes? Eine Urkunde, wenn man 200 Überstunden erreicht hat?
      Abgesehen davon war von einer Prämie die Rede, war vermutlich als “Knaller” gedacht und nichts weiter.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Weiss in Dubai

Denn: ZackZack bist auch DU!