Verordnungsdesaster
Tausende Betreiber warteten bis Dienstagabend vergeblich auf die Antwort, welche Regeln ab Mittwoch für ihr Geschäft oder Lokal gelten werden. Die neue Verordnung kam bislang nicht, sie soll nun erst ab Donnerstag gelten.
Wien, 23. März 2022 | Auch nach zwei Jahren Pandemie geht das Chaos um einheitliche Corona-Regeln weiter. Bis Dienstagabend konnten sich Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und der türkise Koalitionspartner nicht auf die angekündigten Verschärfungen einigen. Dem Vernehmen nach waren vor allem die Quarantäne-Regeln umstritten. Die Länder waren für lockerere Regeln, Rauch für strengere. Auch die Maskenpflicht im gesamten Handel wurde bis zuletzt diskutiert.
Und so lässt die neue Verordnung noch immer auf sich warten. Ein am Dienstag gehandelter Entwurf sah eine Relativierung des von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) angekündigten Comebacks der Maske in Innenräumen vor: Handel, Veranstalter und Nachtlokale könnten demnach zwischen Maskenpflicht und 3G entscheiden. Laut APA-Informationen dürfte dieser Plan im Groben so auch umgesetzt werden – die Details dazu waren aber auch Dienstagnacht noch nicht fertig ausgearbeitet. Die genaue Verordnung soll nun am Mittwoch folgen und ab Donnerstag gelten.
Virologin sieht keinen Sinn mehr in 3G
Ob 3G in Zeiten von Omikron viel Wirkung erzielen wird, ist nicht unumstritten. Denn beinahe alle Experten hatten vor allem den Wegfall der Maske für den starken Anstieg der Infektionszahlen in den vergangenen Wochen hauptverantwortlich gemacht. Nunmehr könnten sich bei Veranstaltungen oder auf der Tanzfläche weiter Personen drängeln, so sie getestet, geimpft oder genesen sind.
Die bekannte Virologin Dorothee von Laer hatte entsprechende Pläne in der “Krone” stark in Zweifel gezogen. Für sie ergeben Regeln wie 3G aktuell “keinen Sinn”. Denn Geimpfte würden sich derzeit bei Omikron genauso oft anstecken wie Ungeimpfte. Sinnvoll wäre aus ihrer Sicht neben der Maskenpflicht ein verpflichtender Test.
Jedenfalls bleiben wird die Maske dort, wo sie schon bisher vorgeschrieben war, also beispielsweise in Lebensmittel-Geschäften, in Banken, Apotheken und im öffentlichen Verkehr. Dafür wird, wenn sich die Pläne bestätigen, z.B. in Gondeln oder in Reisebussen alternativ auch 3G möglich sein. Gleiches gilt etwa für den Textil-Handel oder in Theatern und Sporthallen.
Streit um Quarantäne-Bestimmungen
Ebenfalls geplant waren mit Mitte der Woche Änderungen bei den Quarantäne-Regeln, wo gegenwärtig aber nicht einmal konkrete Umsetzungspläne durchgesickert sind. Ursprünglich angedacht war: Ist eine Person zwei Tage symptomfrei, sollte sie fünf Tage nach dem positiven Test wieder arbeiten können. Vorgesehen war das zumindest für Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Allerdings stieß das bei der Personalvertretung ebenso auf Widerstand wie z.B. bei der Gemeinde Wien.
Besonders scharf formulierte diesbezüglich der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ). Sollte Rauch entsprechenden Forderungen nachkommen, wäre er für den Stadtchef sogar “rücktrittsreif”. Denn es sei selbst nach fünf Tagen Infektion nicht gesichert, dass Erkrankte auch ohne Symptome nicht mehr ansteckend sind. Das Risiko, dass nach wie vor infizierte Mitarbeiter in Spitälern oder Pflegeheimen kranke Personen anstecken könnten, sei zu hoch. Wer dieses in Kauf nähme, handle “schlichtweg verantwortungslos”. Für vorbelastete Menschen könnte eine Infektion mit dem Tod enden, warnte Luger.
(mst/apa)
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