Wirecard
Der gesuchte Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek soll in Moskau untergetaucht sein. Laut einem Medienbericht soll der Österreicher unter der “Obhut” des russischen Geheimdienstes FSB gestanden haben. Deutsche Behörden hätten bereits seit Anfang 2021 von Marsaleks Aufenthaltsort gewusst.
Moskau, 11. April 2022 | Wie die “Bild”-Zeitung berichtete, soll sich der flüchtige Ex-Wirecard-Manager in der russischen Hauptstadt aufgehalten haben. Damals hätte die deutsche Botschaft in Moskau erfahren, dass ein Förderer der dortigen deutschen Schule ominöse Geschäfte betreibt. Der Mann solle mit dem russischen Impfstoff Sputnik V handeln, mit einer paramilitärischen Söldnertruppe in Verbindung stehen und über beste Kontakte nach Österreich verfügen. Bei dem Mann sollte es sich “Bild” zufolge um Marsalek handeln.
FSB soll BND Treffen mit Marsalek angeboten haben
Kurz darauf bot der russische Geheimdienst FSB laut “Bild” dem Bundesnachrichtendienst (BND) ein Treffen und eine Befragung Marsaleks an. Die BND-Zentrale in Berlin sei über das Angebot informiert worden. Darin baten die Moskauer BND-Beamten dem Bericht zufolge um Weisung, ob ein Treffen mit Marsalek stattfinden solle und wie der mutmaßliche Milliardenbetrüger vernommen werden solle.
Der Zeitung zufolge beantwortete die BND-Zentrale die Frage aus Moskau aber nicht. Das Kanzleramt in Berlin wurde jedoch über das brisante Gesprächsangebot informiert. Die bayerischen Strafverfolgungsbehörden, die gegen die Verantwortlichen des früheren Dax-Konzerns aus der Nähe von München ermitteln, wurden über das Angebot hingegen offenbar nicht informiert. Sie erhielten demnach nur einen vagen Hinweis auf ein Gebäude in der Nähe einer “langen Chaussee in Moskau” als Versteck Marsaleks.
Keine Stellungnahme der Regierung
Ein Sprecher der deutschen Bundesregierung teilte der “Bild” mit, dass die Bundesregierung zu Angelegenheiten, “die etwaige nachrichtendienstliche Erkenntnisse oder Tätigkeiten der Nachrichtendienste betreffen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung” nimmt. Im Bundestag wird demnach geprüft, ob zumindest Untersuchungsausschuss und Kontrollgremium ordnungsgemäß informiert waren.
Im Herbst steht die Hauptverhandlung gegen den ebenfalls aus Österreich stammenden früheren Wirecard-Chef Markus Braun vor dem Landgericht München I an. Die Wirecard-Chefetage soll über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben, um das damals im Dax gelistete Unternehmen über Wasser zu halten und Kredite zu erschwindeln. Es handelt sich um einen der größten Wirtschaftsskandale der deutschen Geschichte. Neben Braun sind weitere Ex-Spitzenmanager angeklagt. Marsalek gilt offiziell als untergetaucht.
Es ist hingegen unklar, wo sich Marsalek derzeit aufhält. Seit einiger Zeit gibt es dazu eine Reihe von Gerüchten. ZackZack recherchiert weiter.
(apa/red)
Titelbild: APA Picturedesk