Samstag, April 27, 2024

Pass guad auf auf di! – Willi Resetarits ist tot

Willi Resetarits ist tot

Österreich hat einen seiner einflussreichsten Künstler und beharrlichsten Menschenrechtsaktivisten am selben Tag verloren. Am Sonntag verunglückte Willi Resetarits tödlich.

Wien, 25. April 2022 | Da haben die 57 Engel einmal kurz nicht aufgepasst – und schon ist der Willi Resetarits nicht mehr. Der Willi war ja nicht alt. Mit 73 Jahren stand der Favoritner mit burgenlandkroatischen Wurzeln am Höhepunkt seines Schaffens.

Auf der richtigen Seite

Was 1969 mit den Schmetterlingen begonnen hatte, endete erst am 24. April mit jenem Unglück, das Resetarits das Leben und uns allen die beharrlichste Stimme des Mitgefühls im Land kostete. Kunst war für Resetarits stets politisch in dem Sinne, dass er immer auf Seite der Schwachen stand. Damit ist Resetarits etwas gelungen, das die Wenigsten für sich in Anspruch nehmen können, wenn sie auf ihr Leben zurückschauen: Im Großen und Ganzen, aber jedenfalls immer, wenn es darauf ankam, auf der richtigen Seite gestanden zu haben.

Eigentlich hatte Resetarits ja Lehrer werden wollen. Zum Glück kam es anders. Resetarits wäre ein hervorragender Lehrer geworden, aber es war dann doch besser, dass er zur Stimme, zum Gewissen und eigentlich doch auch zum Lehrer eines ganzen Landes wurde.

Trost und Rat auf Wienerisch und Kroatisch

In den 80ern brachte er uns als Kurt Ostbahn den Favoritner Blues bei. Den hatte er mit dem Karasek-Fredl schon in den 60ern erfunden, bei den Wurstknödeln von der Herta, irgendwo zwischen Favoriten und Simmering.

Von 1995 bis 2012 – mit einer Unterbrechung von acht Jahren  – spendete Dr. Kurt Ostbahn im Radio “Trost und Rat”. Ein Bisserl hat der Kurt Ostbahn den Willi Resetarits mit seinem Erfolg vielleicht manchmal genervt, das weiß ich nicht genau. Denn der Favorit’n Blues war nur eine Facette im Schaffen Resetarits’.

Man kann da gar nicht alles aufzählen. Zusammen mit Ernst Molden zelebrierte Resetarits ein Wienerisch, das man seit H. C. Artmann vergessen glaubte. Mit dem Stubenblues mischten sich eine Spur Salzburger Dialekt und ein ordentlicher Schuss Kroatisch in die Texte. Wieder ist die Bandgründung einer Laune des Augenblicks zu verdanken: 2005 waren die späteren Mitglieder tagelang auf einer Hütte eingeschneit – was soll man da machen, wenn nicht Musik?

Ein Rat fürs Leben

Niemand hatte je dem April ein schöneres Liebeslied gesungen: “Dar Abrüü legt sei Hostienblattl aus Sunn und aus Regn auf’d vawintate Zung’n.” So wertvoll wie ein “Visum fürn Himm’l” sei das. Man kann nur hoffen, dass Resetarits seinen letzten April noch genießen konnte.

Wir Hinterblienen haben Glück, denn der Willi hat uns zu Lebzeiten einen hervorragenden Rat fürs Leben schon mitgegeben: Pass guad auf und sei vuasichtig, loss da nix gfoin! Hoid di grod, hoid dei Richtung, loss di ned foin! Spü mit Gfüh, g’spia di Stimmung, sing dei Melodie! Und pass guad auf auf di!

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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16 Kommentare

  1. Weil die Österreicher das nicht hören dürfen sollten. Wenn ein Zappa in Schwechat ein neues Liadl trällert ist das eine Sensation, wenn ein österreichischer Barde das in der Heimatsprache macht, gehört das auf den Index. Was ihn bestimmt gefreut hat. Weil er die Heuchler und Wappler immer nett vorgeführt hat. Und weil’s einfach geil ist: https://www.youtube.com/watch?v=O3Paf8camPc

    Vielen Dank, Terraner, dass du mir das aufs Ohr gdruckt host.

  2. Als kleiner baer habe ich 1988 in der Einöde von OÖ ein Konzert vom Ostbahn Kurti und seiner Chefpartie besucht. Am nächsten Tag machte ich mich auf um im Münchner Olympiastadion Pink Floyd zu sehen. Damit hat der Kurti sozusagen als Vorgruppe von den Floyd gespielt, ich glaub das weis er gar nicht. 😉

  3. Bin unfassbar traurig. Hatte die Ehre, Willi mit den Schmetterlingen am 10.6.1982 bei der großen Friedensdemo in Bonn zu sehen und einige Monate später dann noch einmal in meiner Heimatstadt Neuss, da waren die Schmetterlinge mit ihrem Programm ‘die letzte Welt’ zu Gast. Für mich damals 16 jährigen waren die Schmetterlinge ein Weckruf und an meiner Einstellung von damals hat sich nichts geändert. Den OstbahnKurti hab ich leider erst kennengelernt als ich vor ca. 10 Jahren nach Österreich kam. Leider nie live gesehen, aber die Lieder laufen immer wieder bei mir, speziell die Springsteenadaptionen haben es mir angetan.
    Lieber Willi, ich werd oft an Dich denken und möchte deiner Familie hiermit mein allertiefstes Beileid aussprechen

  4. das erste mal hab ich ihn anlässlich der arena-besetzung 1976 mit den schmetterlingen wahrgenommen. und in weiterer folge waren er, seine musik und seine politik, geprägt von seiner menschlichkeit ein willkommener begleiter.

    ich versuch es mit wenigen zeilen zu präzisieren:
    es war mitte der 90er und ich hatte besuch aus england. bekennender rock-fan. zufällig war der kurti in der stadt und gab ein konzert im vindobona. wir also auf um uns mit lauten gitarren und mundharmonika beschallen zu lassen. unsere bzw. meine erwartungen wurden zur vollsten zufriedenheit befriedigt. nach dem konzert versuchte ich meinem nicht deutsch und schon gar nicht wienerisch kundigen gast zu erklären wovon der da oben gesungen hat und warum das die leute so mitgerissen hat. was mir folgende antwort einbrachte:
    „don´t try to explain – I understood every single word“

    https://www.hagerhard.at/sunst-no-wos/2018/01/zwanzig-jahre-spaeter-der-mythos-ostbahn-kurti/

    • Ich habe ca. 1975 durch das Lied “Tschotscholossa” das meine Mitschülerinnen im Poly in Zirl bei der Abschlussfeier mit einem Tanz verbunden haben, kennengelernt und mag seit dem seine Musik. Herr Doktor Ostbahn es war mir eine Ehre, bitte ruhen Sie in Frieden.

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