Samstag, Juli 27, 2024

Pass guad auf auf di! – Willi Resetarits ist tot

Willi Resetarits ist tot

Österreich hat einen seiner einflussreichsten Künstler und beharrlichsten Menschenrechtsaktivisten am selben Tag verloren. Am Sonntag verunglückte Willi Resetarits tödlich.

Wien, 25. April 2022 | Da haben die 57 Engel einmal kurz nicht aufgepasst – und schon ist der Willi Resetarits nicht mehr. Der Willi war ja nicht alt. Mit 73 Jahren stand der Favoritner mit burgenlandkroatischen Wurzeln am Höhepunkt seines Schaffens.

Auf der richtigen Seite

Was 1969 mit den Schmetterlingen begonnen hatte, endete erst am 24. April mit jenem Unglück, das Resetarits das Leben und uns allen die beharrlichste Stimme des Mitgefühls im Land kostete. Kunst war für Resetarits stets politisch in dem Sinne, dass er immer auf Seite der Schwachen stand. Damit ist Resetarits etwas gelungen, das die Wenigsten für sich in Anspruch nehmen können, wenn sie auf ihr Leben zurückschauen: Im Großen und Ganzen, aber jedenfalls immer, wenn es darauf ankam, auf der richtigen Seite gestanden zu haben.

Eigentlich hatte Resetarits ja Lehrer werden wollen. Zum Glück kam es anders. Resetarits wäre ein hervorragender Lehrer geworden, aber es war dann doch besser, dass er zur Stimme, zum Gewissen und eigentlich doch auch zum Lehrer eines ganzen Landes wurde.

Trost und Rat auf Wienerisch und Kroatisch

In den 80ern brachte er uns als Kurt Ostbahn den Favoritner Blues bei. Den hatte er mit dem Karasek-Fredl schon in den 60ern erfunden, bei den Wurstknödeln von der Herta, irgendwo zwischen Favoriten und Simmering.

Von 1995 bis 2012 – mit einer Unterbrechung von acht Jahren  – spendete Dr. Kurt Ostbahn im Radio “Trost und Rat”. Ein Bisserl hat der Kurt Ostbahn den Willi Resetarits mit seinem Erfolg vielleicht manchmal genervt, das weiß ich nicht genau. Denn der Favorit’n Blues war nur eine Facette im Schaffen Resetarits’.

Man kann da gar nicht alles aufzählen. Zusammen mit Ernst Molden zelebrierte Resetarits ein Wienerisch, das man seit H. C. Artmann vergessen glaubte. Mit dem Stubenblues mischten sich eine Spur Salzburger Dialekt und ein ordentlicher Schuss Kroatisch in die Texte. Wieder ist die Bandgründung einer Laune des Augenblicks zu verdanken: 2005 waren die späteren Mitglieder tagelang auf einer Hütte eingeschneit – was soll man da machen, wenn nicht Musik?

Ein Rat fürs Leben

Niemand hatte je dem April ein schöneres Liebeslied gesungen: “Dar Abrüü legt sei Hostienblattl aus Sunn und aus Regn auf’d vawintate Zung’n.” So wertvoll wie ein “Visum fürn Himm’l” sei das. Man kann nur hoffen, dass Resetarits seinen letzten April noch genießen konnte.

Wir Hinterblienen haben Glück, denn der Willi hat uns zu Lebzeiten einen hervorragenden Rat fürs Leben schon mitgegeben: Pass guad auf und sei vuasichtig, loss da nix gfoin! Hoid di grod, hoid dei Richtung, loss di ned foin! Spü mit Gfüh, g’spia di Stimmung, sing dei Melodie! Und pass guad auf auf di!

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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