Samstag, Juli 27, 2024

Töchter schikaniert: Cobra stürmte falsches Einfamilienhaus

Töchter schikaniert:

Mit Entsetzen mussten eine Mutter und ihre zwei Töchter Mittwochfrüh miterleben, wie ihr Haus in Niederösterreich von der Cobra gestürmt wurde. Die Beamten vermuteten eine Hanfplantage, gefunden wurde aber nichts.

Groß Enzersdorf, 28. April 2022 | Sieben schwerbewaffnete Polizisten hätten Mittwochfrüh an die Tür des Objekts gehämmert und diese danach aufgebrochen, sagte die Frau dem ORF. Die Beamten hätten ihr befohlen, sich auf den Boden zu legen, anschließend sei das Erdgeschoß durchsucht worden. Ins Badezimmer seien die Polizisten eingedrungen, obwohl sich eine 13-Jährige dort unter der Dusche befunden hatte, worauf die Hausbesitzerin hingewiesen haben will.

Decke mit Waffe am Kopf weggezogen

Der älteren Tochter, die noch im Bett gelegen sei, sei mit Waffe am Kopf die Decke weggezogen worden, erzählte die Mutter: „Sie haben mitten in der Nacht die Kinder entblößt.“ Sie selbst sei derweil im Erdgeschoß festgehalten worden. Die beiden Töchter und deren Zimmer dürften nach Erzählungen der Mutter im Mittelpunkt der Durchsuchung gestanden sein. Sie vermutet einen rassistischen Hintergrund, weil ihre Töchter gebürtige Südafrikanerinnen sind.

Erst nach der Hausdurchsuchung seien die Betroffenen informiert worden, worum es eigentlich ging. Im Durchsuchungsbefehl sei die Rede von abgedunkelten Fenstern und einem „szenetypischen Entlüftungsrohr für Cannabis-Indoorplantagen“ im Dachbodenfenster gewesen. Die Vorwürfe in diese Richtung hätten sich infolge nicht erhärtet.

BMI weist Vorwürfe zurück

In einer schriftlichen Stellungnahme betonte das Innenministerium auf APA-Anfrage zum Aufbrechen der Eingangstür, dass diese zuvor “trotz mehrmaliger Aufforderung” verschlossen geblieben war. “Die Beamten mussten somit von einer möglichen Beweismittelvernichtung, Flucht oder strafbaren Handlung ausgehen und öffneten die Türe mit den entsprechenden Einsatzmitteln.” Zur Situation im Badezimmer wurde festgehalten, dass es einen Versuch gegeben habe, die dortige Tür rasch zu schließen.

“Es war im ersten Moment nicht zu erkennen, wer sich im Badezimmer befand und ob sich Waffen, Beweismittel, eine oder mehrere Personen darin aufhielten. Sofort nach der Öffnung und der Feststellung, dass sich weder einer Gefährdungslage durch die junge Frau, noch offensichtliche Beweismittel im Badezimmer befinden, verließen die Beamten den Raum.” Die Dauer der Situation wurde mit wenigen Sekunden angegeben.

Zurückgewiesen wurden auch erhobene Vorwürfe, dass der 24-Jährigen eine Waffe an den Kopf gehalten worden sei, sowie, dass das Vorgehen einen rassistischen Hintergrund gehabt habe. “Generell gilt festzuhalten, dass geäußerte Vorwürfe sehr ernst genommen werden und der Einsatz, die Einsatzörtlichkeit sowie der genaue Ablauf auch Teil einer Evaluierung dieser Ermittlungen sein werden.”

Groß angelegte Ermittlungen

Die Hausdurchsuchung war laut Innenministerium durch die Staatsanwaltschaft Wien angeordnet worden. In den vergangenen Tagen haben demnach insgesamt elf solche Aktionen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland stattgefunden. Beim Einsatz in Groß-Enzersdorf habe es sich um “einen kleinen Teil von groß angelegten, mehrmonatigen Ermittlungen des Bundeskriminalamtes mit den Landeskriminalämtern im Bereich des organisierten Suchtmittel-, Sprengstoff- und Waffenhandels gehandelt”.

(apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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