Donnerstag, April 18, 2024

Kein Lebensmittel-Herkunftsnachweis für Gastronomie

Ab 2023 soll es verpflichtend sein, die Herkunft von Lebensmitteln anzugeben – das hat die Regierung angekündigt. Die klassische Gastronomie hat sich erfolgreich dagegen eingesetzt, auch in die Pflicht genommen zu werden.

Wien, 2. Mai 2022 | Die klassische Gastronomie wird auch weiterhin nicht verpflichtet sein, die Herkunft von Hauptzutaten anzugeben. Der Fachverbands Gastronomie sagte gegenüber ZackZack sinngemäß, eine solche Pflicht sei den Betrieben nicht zumutbar. Demgegenüber müssen laut Verordnungsentwurf beispielsweise Kantinen die Lebensmittelherkunft künftig mittels Aushang oder in der Speisekarte angeben.

Am Samstag haben Bundeskanzler Karl Nehammer und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (beide ÖVP) bekannt gegeben, dass ab 2023 bei Lebensmitteln verpflichtend die Herkunft angegeben werden muss. Das soll laut Verordnung auch für verarbeitete Lebensmittel gelten.

Gastronomie setzt auf Freiwilligkeit

Der Fachverband Gastronomie in der Wirtschaftskammer sagt gegenüber ZackZack, dass die Kennzeichnung eine große Herausforderung für die Gastronomie-Betriebe wäre. Als Interessensvertretung für die Gastronomie hätte der Fachverband seine Position bei der Regierung „selbstverständlich“ eingebracht. Statt einer Pflicht sollten „freiwillige Maßnahmen“ gefördert werden.

Der Fachverband sieht dabei auch die Konsumenten in der Pflicht: „Sofern Gäste vermehrt heimische Produkte nachfragen und auch bereit sind, die höheren Preise dafür zu bezahlen, werden diese in der Gastronomie auch in dementsprechenden Umfang angeboten“, heißt es gegenüber ZackZack.

Kritik von Tier- und Umweltschützern

Tier- und Umweltschützer kritisieren, dass damit ein entscheidender Konsum-Bereich ausgenommen ist. “Die Menschen haben ein Recht zu wissen, woher ihre Lebensmittel kommen“, sagte etwa Volker Hollenstein, politischer Leiter des WWF Österreich gegenüber der APA. Nicht nur im Supermarkt müsse erkennbar sein, woher die Lebensmittel kommen, sondern auch im Gasthaus.

Frage EU-Recht

Das Landwirtschaftsministerium habe die Verordnung gemeinsam mit dem zuständigen Gesundheitsministerium, dem Wirtschaftsministerium wie auch mit Verfassungs- und Europarechtsexperten an der Umsetzung erarbeitet, hieß es am Samstag. Nun gehen die beiden finalen Verordnungen in die Begutachtung und zur Notifikation an die Europäische Kommission.

Der Fachverband Gastronomie stellt infrage, ob eine generelle Kennzeichnungspflicht mit EU-Recht vereinbar wäre. Ein entsprechender „Alleingang“ auf nationaler Ebene würde demnach heimische Unternehmen gegenüber dem internationalen Wettbewerb benachteiligen.

Hauptzutaten-Herkunft im Fokus

Die Verordnung sieht vor, dass Lebensmittelhersteller und -unternehmen auf der Verpackung von Lebensmitteln die Herkunft der Hauptzutaten Fleisch, Milch und Eier angeben. Hauptzutaten sind jene mit einem Anteil von mindestens 50 Prozent am Lebensmittel oder solche, die der Konsument üblicherweise mit der Bezeichnung des Lebensmittels assoziiert. Bei Fleisch muss in der Regel gekennzeichnet werden, wo das Tier geboren, gemästet und geschlachtet wurde. Bei Milch, wo das Tier gemolken wurde. Und bei Eiern, wo das Ei gelegt wurde. Als Beispiele nannte die Regierung Wurstwaren, Käse und Mayonnaisen.

(pma/apa)

Titelbild: Pixabay

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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41 Kommentare

  1. Komisch, die Allergenkennzeichnung war machbar ?
    Die Gastro könnte den Herkunftsnachweis ja als “Service am/für Kunden” definieren.
    Ausserdem -speziell für Kunden – Wer zahlt, schafft an.
    Und wer mein Geld nicht will – Pech gehabt.

    • Noch einmal, ganz langsam zum Mitlesen: Da haben die “Lieferanten” etwas dagegen (bzw. der Mafia-Handel)! -> weil mir heimische Verbandsfunktionäre leidenschaftlich gerne (bestens bezahlt) das Narrativ am Leben erhalten, dass MICH als bewussten Konsumenten am heimisch lukullisch gedeckten Gastro-Tisch mit heimisch produzierten Waren der Weltmarktpreis(!) – für DEREN Margen – etwas anginge, bevor ich mir die aufgespießte Gabel genuß-hungrig sättigend in den Mund stecke!

    • Fpö und Övp sind für den Zustand der Sau verantwortlich! Seit Jahrzehnten. Tierschützern wollte man mit dem Mafiaparagraph seitens dieser Parteien ihre Existenz bewusst zerstören.

      Wien, am 24.01.2013
      Tierschutzprozess-Doku gewinnt österreichischen Filmpreis 2013
      Bei der Preisverleihung gestern Nacht im Wiener Rathaus verlieh die Akademie des Österreichischen Films dem Streifen “Der Prozess” den Titel “bester Dokumentarfilm”

    • Dass Waldhäusel, der die Menschen so einsperren wollte, jetzt mit Tierwohl wirbt, ist an Zynismus nicht mehr zu überbieten. Ahja, ausländische Hunde woll er auch mal abschieben.

      Mal ganz ehrlich: Wer Menschen so behandeln möchte und in die Wege leitet, wer soll dem trauen, wenn er sich um Tierwohl bemüht.

  2. Und wieder ein Schuß ins Knie, denn wenn der Gastronom nicht bereit ist zu sagen, woher seine Rohstoffe kommen, wird dieser von mir boykottiert.

  3. Die Gründe sind völlig klar, die Gastro kauft den Billigst-Ramsch ein und verklopft das Zeug zum Wucherpreis. Mich betrifft das nicht, seit Einführung des Rauchverbotes meide ich die Gastro und genieße Speis und Trank im Garten…

  4. Ich geh schon einige Jahre nicht mehr auswärts essen. Das Zeugs was man in der Gastro kriegt ist so derartig minderwertig dass mir graust. Der Großteil besteht mittlerweile aus Convenience, aus wässrigem Billigfleisch, Dosenkartoffel und Fertigsoße, Salat der zum größten Teil aus Dosenmais besteht, gesundheitsschädlichen Billigfetten und ähnlichem Dreck und da ist es mittlerweile egal wo man hingeht. Und alles zu horrenden Preisen. Und wie das Personal behandelt wird ist ohnehin hinlänglich bekannt genauso wie die Versuche Leute zu zwingen dort zu arbeiten. Nein Danke.

    • In der Hortausspeisung werden Spätzle aus einen zehn Kilo-Sack in den drei Minuten-Kochtopf geschöpft.
      Heute gesehen, es gibt Kinder-Rollator ab ca., wenn sich die Kleinen an einen festen Gegenstand hochziehen und doch ohne dem festen Gegenstand auf die Nase fallen, steht den Kleinen ein Kunter-bunter Rollator bereit, um Sachen zu tun die gegen ihren inneren Entwicklungsprozess sind.
      Ich bin so was frustriert.

        • Ich werde es morgen ansprechen, heute hat mich noch keiner wirklich gehört. Es sind ja so viele Sachen und Ressourcen bedingt “aus gebraucht mach neu”…Nein, so nicht!
          Ich habe dieses “Kunter-Bunte-Ding” heute zum ersten mal gesehen., Ich habe keine Ahnung wie viele als normal im Gebrauch sind um die Kleinen ….

          • …nebenbei bin ich auf Widerstand gestoßen, weil manche Kollegen:innen die Gehschule auch als normal betrachten.

      • Und die Eier in der Gastro werden hunderttausendfach zusammengeschüttet und landen dann im Großhandel im Tetrapack. Niemand kann also sagen, woher die kommen. Gekochte Eier gibts in Meter-Stangen (Plastikwurst), einfach zum Abschneiden.

        Ja, Gastroküche ist grausig. Schade.

    • Beste Entscheidung! Menü Nähe Justizzentrum: (Aufgetaute) Mohnnudeln in irgendwas um 12.90. Und man wundert sich, wenn Allergien um sich greifen. Bin froh, dass ich liebend gerne koche. Ein Inder hat mich mal in die ayurvedische Küche eingeweiht, meinen Chai hab ich mir im Tempel abgeschaut, Ghee mache ich selber. Kreative Selbstversorgung macht Luxus beim Essen zum Kinderspiel.

  5. Die global agierende Molkerei-, Fleisch- und Eiermafia (industrielle Massenproduktion) möchte weiterhin fett Kohle machen, damit wettbewerbschädigend heimisch regionale Produktion beschränken – am liebsten ver-hin-dern, und haben Ihre willfährigen Büttel:innen in den Ministerien und einschlägigen -Verbänden dazu sitzen!
    Und die Elli (wirklicher Name ist dem Verfasser bekannt) braucht dienstbefliesen nur blöd und süffisant grinsen, wenn sie danach gefragt wird …
    So schaut’s aus!
    Nächste Frage bitte …

    • 👍Man sollte Restaurants ohne Kennzeichnung ihrer Produkte nach Durchsicht der Speisekarte verlassen. Und dies auch dem Personal übermitteln.
      Wäre mal ein Ansatz.

      • … wenn’s so einfach wär, dich nur(!) auf die Mündigkeit der Bürger:innen zu verlassen, drehte sich unsere Welt nicht in so ver-/ent-rückten (immerwährenden?) Kreisläufen.
        (Leider musst viele Menschen mit Regularien vor sich selbst schützen, wie mir scheint)

    • Bei dem Bauerntrampel muß ich an diesen Kalauer aus dem Villacher Fasching aus grauer Vorzeit denken:
      – “Madale, wo kummst’n du hea?
      – ” Aus’n Gailtol.”
      – ” Kunnst sunst no wos?”

      • … mir fällt jetzt dazu (legendär erinnerlich) “Der Watzmann” aus Prokopetz’ens, Tauchen’s und Ambros’ens Federn ein … 😉

  6. Die Herkunftsbezeichnung ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Ich warte aber immer noch auf die verpflichtende Angabe des ZUCKERGEHALTES auf der Verpackung von verarbeiteten Lebensmitteln (z.B. Yoghurts, Getränke usw.). Damit könnte der schleichenden und letztendlich tödlichen ZUCKER-VERGIFTUNG der Bevölkerung ein Riegel vorgeschoben werden.

  7. Einfach Lokale meiden, die die Lebensmittelherkunft nicht ausweisen, dann regelt sich das recht schnell von selbst.

  8. So wird das nie was. Warum weigert sich die Gastronomie uns zu sagen, woher ihre Produkte stammen die sie uns teilweise zu astronomischen Summen verkaufen?
    Das macht misstrauisch….. aber sehr.
    Oder geht’s wieder mal ums Geld?Minderwertige Produkte auf grossen Tellern aufpeppen und kassieren.
    Widerlich.

    • mein Wirt weigert sich nicht, der sagt: “gehst umi in Stoll und schaust sölba!”
      Alles auf dem Teller kommt aus seinem Stall, Acker oder Glashaus….., Fleisch immer, das andere nicht…

      • Sie haben einfach den ” richtigen” Wirt.
        Ist hier bei mir auch so.
        Aber leider sind diese Wirten in der Minderheit…speziell in der ” gehobenen” Gastronomie.

        • gibt fast keine mehr, die Standesvertretungen und die Kammern wollen das nicht.
          Geht ja gar nicht, dass ein Wird seine eigenen Produkte vermarktet, da gibt es ja keine Rechnungen….

          • Genau! Keine ausgelagerten (out-ge-source’ten?) Geldmaschinen-Kreisläufe mehr, wo du am Ende dafür vom Teller Sch…e fressen darfst … 😉

      • Bei den meisten darfst nicht einmal in die Küche schauen. Und wenn du in den Hinterhof schaust stapeln sich dort die leeren Dosen……

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