Montag, Oktober 14, 2024

Nehammer lässt sich zum ÖVP-Parteiobmann küren

Bundeskanzler Karl Nehammer lässt sich heute auf dem außerordentlichen Parteitag in Graz offiziell zum Parteiobmann wählen. Auch ein Auftritt seines Vorgängers Sebastian Kurz steht auf dem Programm.

Wien, 14. Mai 2022 | In unruhigen Zeiten versucht die Volkspartei am Samstag in Graz, Geschlossenheit zu demonstrieren: Bei einem außerordentlichen Bundesparteitag lässt sich Kanzler Karl Nehammer nun auch offiziell zum Parteiobmann küren. Davor will er in einer halbstündigen Rede das Vertrauen der Funktionäre gewinnen und Ansagen zu den großen Themen Krieg, Pandemie und Teuerung machen. Mit Spannung erwartet wird der Auftritt seines Vorgängers Sebastian Kurz.

Das Wahlergebnis soll gegen 16 Uhr feststehen. Stehende Ovationen sind Nehammer so gut wie sicher. Das wird alleine schon dadurch garantiert, indem die “klassische Kinobestuhlung” im Saal eigens für die Ergebnisverkündung durch Stehtische ausgetauscht wird.

Hauptsache besser als Rendi-Wagner

Nehammer hat sich die Latte für sein Wahlergebnis nicht allzu hoch gelegt: Als Ziel hat er bisher nur launig ausgegeben, dass “alles, was besser ist als das Parteitagsergebnis für Pamela Rendi-Wagner” ein Erfolg wäre. Die SPÖ-Chefin musste sich zuletzt mit 75,3 Prozent begnügen. Nachdem die Obmänner der Volkspartei bei ihrer ersten Wahl grundsätzlich mit sehr hoher Zustimmung bedacht werden, muss sich Nehammer trotz des turbulenten Umfeldes wohl keine Sorgen um ein herzeigbares Ergebnis machen.

Freilich bedeutet so etwas noch nicht, dauerhaft fest im Sattel zu sitzen. So hat der letztlich glücklose Reinhold Mitterlehner bei seiner Obmann-Wahl einst auch 99,1 Prozent bekommen. Und Vorgänger Sebastian Kurz war nur fünf Monate nach seiner letzten ÖVP-Obmann-Wahl im August 2021 mit 99,4 Prozent Geschichte.

Kurz kommt für ein Interview

Mitterlehner verzichtet am Samstag auf das türkise Event in der Grazer Helmut-List-Halle, ganz im Gegensatz zu seinem Widersacher Sebastian Kurz. Der Ex-Kanzler, gegen den unter anderem in der Inseratenaffäre ermittelt wird, sorgte im Vorfeld allein durch die Ankündigung seines Erscheinens für Schlagzeilen. Er wird auch kurz das Wort ergreifen – wenn auch nicht mit einer Rede, sondern per “Interview” durch den Moderator auf der Bühne.

Stress mit der türkisen „Familie“

Eine sehr enge Kurz-Vertraute war es auch, die Nehammer wenige Tage vor dem Parteitag abermals Stress bescherte: Überraschend gab Elisabeth Köstinger am Montag bekannt, als Landwirtschaftsministerin aufzuhören, noch am selben Tag musste auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, ebenfalls eine türkise Erfindung, die Regierung verlassen. Nehammer war also wenige Tage vor seiner Obmannwahl gezwungen, eiligst Personallöcher zu stopfen, statt seine Rede einzuüben.

Überhaupt lief es für Nehammer nicht glatt in letzter Zeit: Die Parteifinanzen-Affäre der Vorarlberger ÖVP, schlechte Umfragewerte, der laufende ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss, die Kritik an seiner Reise zum russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin und die Affäre um betrunkene Cobra-Personenschützer im Umfeld der Kanzlerfamilie dominierten die Schlagzeilen.

(apa/pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Pia Miller-Aichholz

    Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich

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