Experte:
Seit Anfang Mai sind in mehreren Ländern Affenpocken-Fälle bekannt geworden. Infektiologe Herwig Kollaritsch sagt, Affenpocken könnten zwar unangenehm sein, seien aber gut zu behandeln.
Wien, 19. Mai 2022 | In immer mehr Ländern sind nun schon Fälle der Affenpocken nachgewiesen worden. Betroffen sind bisher vor allem Männer, die Sex mit Männern (MSM) haben. Die britische Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) und das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) mahnen daher vor allem MSM zu Aufmerksamkeit. Bei ungewöhnlichen Hautveränderungen sollten sie “unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen”, so das RKI.
Die Virus-Erkrankung ruft nach Angaben der UKHSA meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend seien nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt. Die Erkrankung beginnt mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf-, Rücken- und Muskelschmerzen, Erschöpfung und lässt die Lymphknoten sichtbar anschwellen. Ungefähr ein bis drei Tage nach Ausbruch des Fiebers tritt der Ausschlag auf – meist ausgehend vom Gesicht.
Kein Grund zur Sorge
Infektiologe Herwig Kollaritsch sagt gegenüber ZackZack, dass die Ausbrüche der Krankheit nicht beunruhigen müssen. „Affenpocken gibt es schon sehr lange, es treten immer wieder einzelne Fälle auf.“ Eine Erkrankung sei für die Betroffenen unangenehm, aber die Affenpocken seien nicht besonders infektiös – im Gegensatz zu den Pocken, die seit 1979 weltweit als ausgerottet gelten. Für die Affenpocken gibt es keine spezifische Therapie oder Impfung. Kollaritsch sagt aber, es gebe „eine vernünftige antivirale Therapie, mit der man Betroffenen unangenehmere Verläufe ersparen kann.“ Ärzte sollten jedenfalls aufmerksam sein, sagt der Experte. Denn der Hautausschlag, den Affenpocken verursachen, ähnelt jenem der Windpocken.
Vergangene Pocken-Impfung schützt
Die Pocken des Menschen gelten nach einer großen Impfkampagne weltweit als ausgerottet. Die Impfung schützt aber auch gegen Affenpocken. Wie das RKI erläutert, haben weite Teile der Weltbevölkerung mittlerweile allerdings keinen Impfschutz mehr. In Nigeria würden nun seit 2017 vermehrt Affenpocken-Infektionen beim Menschen diagnostiziert – und Fälle in Verbindung mit Reisen dorthin vor allem im Vereinigten Königreich.
Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert. Affen gelten demnach als sogenannte Fehlwirte. “Infektionen können durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere übertragen werden”, heißt es im RKI-Bericht. Übertragungen unter Menschen durch Kontakte mit Körperflüssigkeiten oder Krusten seien mit Infektionsketten von bis zu sechs Menschen beschrieben. “Auch die sexuelle Übertragung von Pockenviren ist möglich”, hieß es.
Affenpocken-Ausbrüche bisher vor allem in Afrika
Seit Anfang Mai meldete Großbritannien einige Infektionen. Am Montag waren laut der Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) sieben Fälle erfasst. Verbindungen zwischen Betroffenen sind nur teilweise bekannt. Teils sei unklar, wo sich Betroffene angesteckt haben. Die erste bekanntgewordene Infektion soll auf eine Ansteckung in Nigeria zurückgehen. Mittlerweile sind auch in Spanien, in den USA und in Portugal Fälle aufgetreten. Kanada prüft derzeit einige Verdachtsfälle. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Donnerstag zu einer rigorosen Verfolgung aller Kontakte der Betroffenen aufgerufen. Affenpocken-Infektionen beim Menschen waren bisher vor allem aus dem westafrikanischen Gürtel bekannt.
(pma/apa)
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