Samstag, Juli 27, 2024

Salzburg-AG-Chef in »ZiB 2«: »Müssen reinen Wein einschenken«

Salzburg-AG-Chef in »ZiB 2«:

Salzburg-AG-Generaldirektor Leonhard Schitter zeichnete ein düsteres Bild am Mittwoch in der ZiB 2. Ein Gas-Stopp aus Russland sei “realistisch”. Die finanzielle Belastung für die Haushalte dürfte bald noch deutlich steigen.

Wien, 07. Juli 2022 | Der Landesenergieversorger Salzburg AG wird rund ein Drittel seines Gaseinsatzes durch Öl ersetzen. “In etwa kann man das auf Österreich hochrechnen”, sagte der Salzburg-AG-Generaldirektor Leonhard Schitter am Mittwochabend in der “ZiB 2”. Der überraschend angekündigte Öltransit-Stopp aus Kasachstan spiele für die Salzburg AG aber “keine große Rolle”. “Wir bekommen das Öl von internationalen Händlern”, so Schitter. Die Lieferverträge seien bereits geschlossen.

Regierung muss viel klarer kommunizieren

Vor dem Hintergrund zuletzt gesunkener Gas-Speicherraten hat am Dienstag das Krisengremium der Regierung zur aktuellen Situation getagt. Großverbrauchern wurde angeordnet, soweit wie möglich auf alternative Energieträger – vor allem Erdöl – umzurüsten. Die langwierige Reparatur der OMV-Raffinerie in Schwechat bezeichnete der Salzburg-AG-Chef im Hinblick auf die Versorgungssicherheit als “großes Problem”. Das Gebot der Stunde sei der Ausbau der erneuerbaren Energie. Kritik übte Schitter an den viel zu langen Verfahrensdauern bei Energieprojekten. Notwendig sei eine Liste der wichtigsten Infrastruktur-Projekte, auf die man sich politisch einige und welche man dann schnell umsetze. “Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln.”

Die Informationspolitik der Regierung im Hinblick auf die angespannte Energielage und entsprechende Notfallpläne hat sich laut dem Salzburg-AG-Generaldirektor “gebessert”. Es müsse aber “viel klarer und offener kommuniziert” werden. Dass irgendwann kein Gas aus Russland nach Österreich fließen wird, hält Schitter “für realistisch”. “Einige kurze Wochen können wir übertauchen.” Wenn der russische Gas-Lieferstopp aber länger andauere, dann müsse die Regierung Energie-Lenkungsmaßnahmen setzen. “Da kommen noch viele Fragen auf uns zu.”

400 Euro mehr pro Monat in Deutschland – wohl auch in Österreich

Aufgrund von stark gestiegenen Großhandelspreisen für Strom und Gas müssen Endverbraucher in den kommenden Monaten mit hohen Energiepreisen rechnen. “Wir müssen den Kunden reinen Wein einschenken”, sagte Schitter. “Ich gehe nicht davon aus, dass sich die Energiepreise nach unten bewegen.” Die finanzielle Belastung für Haushalte könnte deutlich steigen. Der Chef der deutschen Bundesnetzagentur sprach am Mittwoch davon, dass für einen vierköpfigen Haushalt die Energiekosten um 300 bis 400 Euro pro Monat steigen könnten. Ähnliches ist für Österreich nicht auszuschließen, schließlich ist der österreichische Markt nicht vom deutschen abgekoppelt.

Das gesamte Interview gibt es hier.

(apa/bf)

Titelbild: Screenshot/ZiB 2

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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