Dienstag, April 30, 2024

Atombehörde-Experten in Saporischschja angekommen

Die heikle Mission der Internationalen Atomenergiebehörde in das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja musste kurzzeitig unterbrochen werden. Kurz vor ihrer Ankunft wurde Beschuss in der Region gemeldet. 

Wien, 1. September 2022 | Wenige Stunden vor dem langersehnten Besuch der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) im russisch besetzten, ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja, ist es in der Stadt Enerhodar erneut zu Schüssen gekommen. Beide Seiten schieben sich gegenseitig die Schuld zu.

Einer der zwei Reaktoren des Atomkraftwerks (AKW), die noch in Betrieb waren, musste nach Angaben des ukrainischen Betreibers „Energoatom“ heruntergefahren werden. Die Expertengruppe der IAEA soll nach jüngsten Angaben die Anlage erreicht haben.

Nach Unterbrechung angekommen

Laut dem Bürgermeister von Enerhodar, Dmytro Orlow, ist seit fünf Uhr morgens Beschuss aus Granatwerfern in der Umgebung des AKW zu hören gewesen. Dabei sollen mehrere zivile Objekte getroffen worden sein, wodurch es auch zu Opfern gekommen sei. Die abgesprochene Route für das Expertenteam stand ebenso unter Beschuss. Aus diesem Grund konnte die IAEA ihre Reise nicht wie geplant fortsetzen und musste aus Sicherheitsgründen an einem ukrainischen Kontrollpunkt etwa 20 Kilometer von der Anlage entfernt ausharren.

Moskau beschuldigte indes Kiew, durch einen Angriff mit bis zu 60 Personen auf sieben Schnellbooten versucht zu haben, die Anlage zurückzuerobern. Das russische Verteidigungsministerium meldete, dieser ukrainische Angriff sei erfolgreich abgewehrt worden und die Anlage sei in russischer Kontrolle. Außenminister Sergej Lawrow versicherte, man werde alles tun, um dem IAEA-Team einen sicheren Zugang zu der Anlage zu gewährleisten. Mittlerweile sollen die Experten nach Verhandlungen mit Russland bereits die Anlage erreicht haben.

Gefahr durch fehlende Expertise

Bei dem Besuch der Atomkraftanlage in Saporischschja handelt es sich um eine der gefährlichsten Missionen für die IAEA. Die Mission soll einen nuklearen Unfall verhindern und den Betrieb des größten Atomkraftwerks Europas sicherstellen, so der Generaldirektor der IAEA, Rafael Grossi, Medien gegenüber. Da den Angestellten des AKW seit der Besetzung durch russische Truppen der Zugang zu bestimmten Bereichen verwehrt wird, soll das Expertenteam prüfen, ob die Russen Geräte oder bestrahltes Material entwendet haben.

Die Anlage ist mit komplexer Technologie ausgestattet, worüber die Russen keine Expertise besitzen. Bei falscher Bedienung kann es schnell zu folgenschweren Fehlern kommen. Daher sollen die Experten auch die Arbeitsbedingungen der ukrainischen Bedienungsmannschaft überprüfen. Der Bürgermeister von Enerhodar hofft, dass nach dem Besuch der IAEA eine Entmilitarisierung sensibler Teile in Betracht gezogen wird, was von Russland in Gipfelsitzungen bisher kategorisch abgelehnt wurde.

Wiederholt Unruhen

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar ist es in der Umgebung des Atomkraftwerks Saporischschja wiederholt zu heftigem Feuergefecht gekommen. Nachdem sich die Situation in den vergangenen Wochen zugespitzt hatte und die Sorge um Austritt von Radioaktivität immer größer geworden war, kam es nach mehreren Gipfeln und auf Drängen der IAEA zu einer multilateralen Einigung bezüglich eines sicheren Zugangs.

(nw)

Titelbild: GENYA SAVILOV / AFP / picturedesk.com

Nura Wagner
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6 Kommentare

  1. Warum sind hier alle Beiträge verschwunden? Zensur durch die Redaktion – das würde mich wundern – oder Zensur durch moralisch höherstehende User? – das würde mich nicht wundern.
    Die Frage war doch nur, warum der Westen den Beschuss des AKW seit Monaten nicht aufklären kann, auch wenn er sonst immer alles aufklären kann, was einem gewünschten Aufklärungsergebnis entspricht?
    Kann das vielleicht damit zusammenhängen, dass vdLeyen gestern von einer besseren Kommunikationskontrolle bezüglich des Ukraine-Konflikts sprach? /s

    • Oben steht noch 5 Kommentare, jetzt 6 und Zensur ist Gift für jeden Gesellschaft, derartiges Verhalten ist brandgefährlich.

  2. Damals beim Abschuss von MH17 war es ähnlich, es kann nicht sein, was nicht sein darf. Mittlerweile existieren Beweise, die sogar Bellingcat et al. zähneknirschend akzeptieren müssen.

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