Für die Abwicklung der Klimaboni dürfte das französische Dienstleistungsunternehmen Sodexo ordentlich profitieren, nicht nur finanziell.
Wien, 07. Oktober 2022 | Wer den Klimabonus nicht direkt aufs Konto erhält, bekommt per Post einen Gutschein zugeschickt. Der kann bei der Bank99 der Post in Bargeld umgetauscht oder bei diversen teilnehmenden Unternehmen eingelöst werden. Die Firma, die das abwickelt: Sodexo. Sie dürfte geschätzt wohl 21 bis 22,5 Millionen Euro daran verdienen.
Das französische Dienstleistungsunternehmen hat vom Klimaschutzministerium einmalig rund drei Millionen Euro erhalten, wie das “profil” aus Unterlagen des Ressorts errechnet hat. Zusätzlich verdient es an jedem eingelösten Gutschein mit, mittels einer Bearbeitungsgebühr von drei bis fünf Prozent, das dem jeweiligen Unternehmen verrechnet wird. Laut Wirtschaftskammer (WKO) erhalten etwa 1,2 bis 1,3 Millionen Österreicher 50-Euro-Gutscheine, die in Summe 500 Euro ergeben. Für Kinder gibt es 250 Euro.
Sodexo-Netzwerk wächst
Sodexo dürfte aber auch in anderer Weise von dem Auftrag profitieren: Denn die WKO wirbt gleichzeitig fleißig darum, dass Unternehmen dem Sodexo-Netzwerk beitreten, damit die Gutscheine dort einlösbar sind. Die Post habe laut Homepage bereits am 7. September 2022 mit der Versendung der Gutscheine begonnen. „Um als Unternehmen von der Aktion zu profitieren, ist daher Eile geboten“, heißt es weiter. Dafür gebe es auch einen Anreiz: Wer sich bis 31. Oktober als “Akzeptanzpartner” registriert, müsse nur drei statt der sonst üblichen fünf Prozent Bearbeitungsgebühr an Sodexo abführen.
Abwicklung in Kritik
Der Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer, Christoph Walser, bemängelte die Abwicklung über Sodexo bereits Anfang September: Kleine und mittelständische Betriebe würden durch dieses System benachteiligt, die Abwicklung koste zudem viel Geld. Viele Handwerks- und Gewerbsbetriebe rechneten nicht über Sodexo ab, es würde nur ein kleiner Kreis an Unternehmen bedient, sagte Walser.
Auch die FPÖ kritisiert die Abwicklung über die Gutscheine: Der Krisengewinner von Leonore Gewesslers (Grüne) Gnaden sei Sodexo, schrieb der freiheitliche Abgeordnete Michael Schnedlitz am Donnerstag in einer Aussendung. Bundesobmann Herbert Kickl hatte zuvor schon kritisiert, dass Sodexo neben den Abwicklungsgebühren drei Millionen Euro erhält. Laut „Standard“ gab das Klimaschutzministerium an, Sodexo verrechne marktübliche Konditionen.
Bonus-Pannen
Außerdem gab es diverse Pannen bei der Auszahlung des Klimabonus- und Teuerungsausgleiches: Manche Empfänger haben den Gutschein zwar erhalten, allerdings feststellen müssen, dass er mit zweiten Vornamen an sie adressiert worden war. Das sorgte für Schwierigkeiten, sobald sie sich den Betrag bei der Bank99 in Bargeld auszahlen lassen wollten. Andere haben den für September versprochenen Bonus immer noch nicht erhalten. Nachdem als Stichtag für die Auszahlung außerdem der 1. Juli 2022 herangezogen worden war und seitdem Menschen verstarben, erhielten laut Medienberichten auch Tote das Geld. Zurückhaben will der Staat das Geld aber nicht. Es geht in die Erbmasse über.
(red)
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