Die für Russland strategisch wichtige Krim-Brücke ist nach einer Explosion gesperrt. Die Ukraine hat nicht offiziell ihre Verantwortung erklärt, feiert die Zerstörung aber – etwa mit einer Sondermarke.
Kertsch, 08. Oktober 2022 | Die für Russland strategisch wichtige Auto- und Eisenbahnbrücke zwischen der Halbinsel Krim und dem russischen Festland ist nach Angaben aus Moskau nach einer Explosion teilweise eingestürzt. Der Verkehr sei zwecks Schadenprüfung unterbrochen, teilte der russische Gouverneur der Krim, Sergej Axjonow, mit. Die Ukraine hat zwar nicht offiziell Verantwortung für die Explosion übernommen, feiert sie aber. Die Post hat verkündet, eine Marke zur Feier des Anlasses herauszubringen.
Die Detonation habe sich Samstagfrüh in einem LKW ereignet, teilte das Russische Nationale Anti-Terror-Komitee mit. Sieben Treibstoff-Anhänger eines Zuges hätten dadurch Feuer gefangen. Zwei Bereiche der Autofahrbahn auf der 19 Kilometer langen Kertsch-Brücke seien zum Teil eingestürzt. Der Brückenbogen, der die wichtige Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer überspannt, sei nicht beschädigt worden. Russischen Angaben zufolge soll es drei Tote geben.
Putin will Untersuchung
Wladimir Putin wies die russische Regierung an, eine staatliche Untersuchungskommission zur Prüfung des Vorfalls einzurichten, wie die Nachrichtenagentur Tass meldete. Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak reklamierte keine direkte Verantwortung seines Landes, schrieb aber kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls auf Twitter, dies sei “der Anfang”. Alles “Illegale” müsse zerstört werden, und “alles Gestohlene” an die Ukraine zurückgegeben werden.
Die Internetzeitung „Ukrajinska Prawda“ berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise in Kiew, dass der Geheimdienst SBU hinter der Spezialoperation stecke. Der SBU bestätigte das nicht, veröffentlichte aber wie viele offizielle Stellen in der Ukraine in den sozialen Netzwerken Aufnahmen von der brennenden Brücke – und stellte ein Gedicht dazu.
Ukraine feiert
Postchef Ihor Smyljanskyj kündigte im Nachrichtenkanal Telegram den Druck einer Sondermarke von der Brücke an. “Der Morgen war noch nie so ein schöner. Zu diesem Feiertag bringen wir eine neue Marke heraus mit der Krimbrücke – oder vielmehr mit dem, was von ihr übrig ist.” Zuvor hatte die ukrainische Post schon eine Briefmarke des zerstörten russischen Kreuzers “Moskwa” der russischen Schwarzmeerflotte herausgebracht.
Der Leiter des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, Olexij Danilow, platzierte unterdessen ein Video der brennenden Brücke in den sozialen Medien. Daneben stellte er ein Video der Schauspielerin Marilyn Monroe, die “Happy Birthday, Mister President” singt. Putin ist am Freitag 70 Jahre alt geworden.
Nicht der erste Schlag
Russland hatte die Krim 2014 annektiert. Die Brücke wurde 2018 eröffnet, sie gilt als Prestigeprojekt des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Über sie wird ein großer Teil des Nachschubs geliefert für die russischen Truppen in der von ihnen größtenteils besetzten südukrainischen Region Cherson. Die Krim war in den vergangenen Monaten wiederholt Ziel ukrainischer Gegenangriffe. Unter anderem war dabei ein wichtiger Flugplatz getroffen worden.
UPDATE: Der Artikel wurde um 13.30 Uhr um die Information ergänzt, dass es drei Tote geben soll.
(pma/apa)
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