Samstag, Juli 27, 2024

Bericht: Mehr Verurteilungen, vor allem bei sexueller Gewalt

Bericht:

Die strafrechtlichen Verurteilungen sind 2021 gegenüber dem Vorjahr etwas gestiegen. Neben erwartbaren Effekten durch die Pandemie – etwa bei Einbrüchen – gab es mehr Verurteilungen wegen sexueller Gewalt.

Wien, 12. Oktober 2022 | Die Zahl der Verurteilungen ist im vergangenen Jahr leicht um 0,2 Prozent gestiegen. Das geht aus dem Kriminalitätsbericht – zuvor Sicherheitsbericht – für 2021 hervor, der am Mittwoch den Ministerrat passierte. Demnach wurde 25.626 Mal eine Person nach dem Strafgesetzbuch oder strafrechtlichen Nebengesetzen rechtskräftig verurteilt. Spannend: 2021 gab es um 15,3 Prozent mehr Verurteilungen wegen Delikten gegen die sexuelle Integrität.

Anstieg bei Urteilen wegen sexueller Gewalt

Die meisten Verurteilungen, nämlich 32,3 Prozent, gab es 2021 aufgrund von Vermögensdelikten, wie auch in den vergangenen Jahren. Dahinter liegen Delikte gegen Leib und Leben mit 19 Prozent Anteil an den Verurteilungen, dann Suchtmitteldelikte mit 15,1 Prozent und zuletzt Vergehen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung mit 3,3 Prozent. Im Vorjahr machten Letztere hingegen nur 2,7 Prozent aus. Ansonsten blieb die Verteilung gegenüber 2020 in etwa gleich.

Es gab 2021 zwar weniger Anklagen wegen häuslicher Gewalt und fortgesetzter Gewaltausübung, aber unter diesen mehr Verurteilungen. Es gab 1.438 Ermittlungsverfahren, davon in 612 Fällen eine Anklage und in 82 Fällen eine Diversion. Vor Gericht gab es 228 Verurteilungen, 31 Diversionen und 128 Freisprüche. Justizministerin Alma Zadić (Grüne) ist überzeugt, dass das verbesserte Verhältnis zwischen Anklagen und Verurteilungen das Ergebnis von Gewaltschutzmaßnahmen der Regierung ist: “Eine Grundlage für die gestiegenen Verurteilungen hat die Bundesregierung mit dem Gewaltschutzpaket geschaffen, mit dem auch die Unterstützung von Frauen und minderjährigen Zeugen während Gerichtsverfahren erheblich verbessert wurde.”

Vor allem Männer verurteilt

Der Großteil der Verurteilten waren Männer, nämlich zu 84,9 Prozent gegenüber 15,1 Frauen. 59,1 Prozent der Verurteilten waren österreichische und 40,9 Prozent ausländische Staatsangehörige.

Merklich zurückgegangen sind die Verurteilungen von Jugendlichen (minus 14,2 Prozent) und jungen Erwachsenen (minus zehn Prozent), und das in fast allen Deliktsgruppen.

Corona wirkt sich auf Anzeigen aus

Das Innenministerium verwies darauf, dass die Zahl der Anzeigen erneut deutlich gesunken ist: von 433.811 im Jahr 2020 auf 410.957 im Jahr 2021. Dass die Zahl der Einbruchs-Anzeigen zurückgegangen ist, dürfte wohl an der Corona-Pandemie liegen. Dafür sind die Anzeigen wegen Wirtschaftskriminalität um 3,8 Prozent gestiegen.

Rund dreieinhalb Monate Verfahrensdauer

Laut Justizministerium werden Verfahren in Österreich “vergleichsweise schnell” abgewickelt. So laufe ein Ermittlungsverfahren durchschnittlich 3,6 Monate. Die Dauer der Hauptverhandlung miteingerechnet kämen Strafverfahren an Bezirksgerichten auf eine Dauer von sechs Monaten, an Landesgerichten auf 4,2 Monate. Mitsamt Hauptverhandlung kämen Strafverfahren an Bezirksgerichten auf sechs Monate, an Landesgerichten auf 4,2 Monate.

(pma/apa)

Titelbild: HERBERT PFARRHOFER / APA / picturedesk.com

Autor

  • Pia Miller-Aichholz

    Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich

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