Donnerstag, Mai 2, 2024

Ausgerechnet: Preisbremse für die Mieten

Ausgerechnet:

Wer mietet, bekommt derzeit eine Mieterhöhung nach der anderen. Die Mieten ziehen den Löhnen davon. Andere Länder zeigen, wie man die Mietkosten bremsen kann – Österreich sollte nachziehen.

 

Alexander Huber

Wien, 05. November 2022 | Über 1,6 Millionen Haushalte in Österreich müssen derzeit zittern. Nicht wegen einsetzender Kälte, sondern vor dem Gang zum Briefkasten. Denn für Mieter:innen trudelt gerade eine saftige Mieterhöhung nach der anderen ein. Der Grund: Die meisten Mieten sind in Österreich an die Teuerung gekoppelt und die zieht gerade ordentlich in die Höhe.

Im Altbau sind die Richtwertmieten zwar reguliert, wachsen aber dennoch mit der Teuerung mit. Sie wurden heuer bereits um fast sechs Prozent angehoben, im nächsten Frühjahr dann um 8,5 Prozent. Noch bitterer ist die Lage für Mieter:innen im freien Mietsegment, wo der Mieterschutz kaum greift: Fast jeder Mietvertrag ist auch hier an die Inflation gekoppelt. Je nach Klausel gab es hier schon bis zu drei Mieterhöhungen in nur einem einzigen Jahr.

Mieterhöhungen verteilen um von jung zu alt, von arm zu reich

Auch die Löhne wachsen, aber wesentlich langsamer: Schon seit 2020 steigen die Mietkosten schneller als Löhne und Gehälter. Durch die akute Teuerung ziehen die Mieten ihnen jetzt davon. Wir müssen also einen immer größeren Teil unseres Einkommens in die Wohnkosten stecken. Das trifft vor allem Menschen aus der unteren Einkommenshälfte hart, sie wohnen öfter zur Miete. Die steigenden Mieten verteilen also ordentlich um: Von jung zu alt und vor allem von unten nach oben. Acht von zehn Euros der privaten Mieteinnahmen in Österreich fließen an das reichste Zehntel.

Wer eine Wohnung mietet, zahlt die Teuerung noch dazu doppelt: Erstens über die stark gestiegenen Energiekosten, die in der Wohnung anfallen. Genau diese Energiekosten treiben aber auch die Teuerung hoch und damit wiederum­ die Mieten. Mieter:innen werden also ein zweites Mal zur Kassa gebeten – während Vermieter:innen die volle Teuerung abgegolten bekommen. Zwar sind auch die Erhaltungskosten gestiegen. Über die letzten zehn bis fünfzehn Jahre kletterten die Kosten für Renovierung und Instandhaltung jedoch wesentlich langsamer in die Höhe als die Mieten.

Ein großer Teil der Teuerung kommt momentan von außen: Krieg in der Ukraine und Energiekrise. Die Mietsteigerungen sind aber ein nationales Problem. Die Kopplung der Mieten an die Teuerung ist ein Preistreiber, den wir uns selbst geschaffen haben. In „normalen“ Jahren fiel das nicht sonderlich auf, in der jetzigen Situation sind die Folgen jedoch verheerend. Im Gegensatz zu den Energiepreisen ist die Teuerung bei den Mieten hausgemacht und kann deshalb auch umso schneller eingedämmt werden. Länder mit demselben Problem machen es uns bereits vor: In Schottland wurden etwa alle Mieterhöhungen bis ins nächste Frühjahr ausgesetzt. Spanien und Portugal haben festgelegt, dass Mieten künftig nur noch einmal im Jahr steigen dürfen – und zwar um maximal zwei Prozent. Ebenso Frankreich, dort sind es maximal 3,5 Prozent. Auch hierzulande sollten wir die Mieten dringend bremsen.

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Alexander W. Huber ist Experte für Inflation und Sozialstaat am Momentum Institut. Er beschäftigt sich mit sozialen und räumlichen Ungleichheiten, Steuerthemen und den Kosten des täglichen Lebens. Studiert hat er Volkswirtschaft an der WU Wien.

Titelbild: ZackZack / Miriam Mone

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15 Kommentare

  1. Die Mieten ziehen den Löhnen davon. Ob das schon bis zur Gewerkschaft vorgedrungen ist?
    Bei den Hauptursachen, der Autor nennt den Krieg und die Energiekrise, da dürfte ein studierter Volkswirtschaftler ruhig etwas vollständiger und dedaillierter schreiben. Aussen vor lässt er den Beginn der Inflation verursacht durch Corona-Massnahhmen weltweit und beim Krieg dürfte er ruhig erwähnen, dass es die EU Sanktionen sind als Reaktion auf den Einmarsch. Dazu könnte er noch die merit order und ganz allgemein die Spekulanten nennen, die Profiteure des new normal.

  2. Ich verstehe das permanente Gemurre der Poster hier nicht. Ein bisschen Zähne zusammenbeißen und dann wird,s schon…
    Es sollte dringend heller werden!

  3. Sehr wichtiger und guter Beitrag!
    Aber wurden die Gehälter auch nicht um diese Prozentsätze erhöht wie bekanntgegeben, sondern nur die Bruttogehälter. Auch diese Täuschung geht weiter und wird auch noch von den Gewerkschaften durch ihrem Schweigen dazu mit unterstützt und von den gekauften Medien sowieso (weiter und weiter und weiter). – Nur mehr zum Fremdschämen…

    • De facto werden wir gerade Zeugen nicht nur des Reallohnverlustes bei den Arbeitnehmenden, sondern ganz allgemein einer kalten Enteignung weiter Bevölkerungskreise bis weit in den Mittelstand hinein, kleine und mittlere Unternehmen werden ebenso gerade enteignet und die Insolvenz getrieben. Rentner verarmen sowieso schon seit langem.

      • Was treibt solche Monster wohl zu solchen Höchstleistungen immer noch weiter an und vor allem noch immer ohnen einem Ende in Sicht
        Irgendwann wird das vermutlich ohne Verlust von zahlreichen Menschenleben nicht mehr reparabel sein?

  4. Was der Experte Alexander W.Huber mit “im Gegensatz zu den Energiepreisen ist die Teuerung bei den Mieten hausgemacht und kann deshalb auch schneller eingedämmt werden” genau meint, geht nicht klar hervor. Der Gesamtmietzins besteht aus dem Nettomietzins, den anteiligen Betriebskosten (Müllabfuhr, Wasser, Reinigung – und hat der Vermieter darauf keinen Einfluß), Weiters aus gegebenenfalls anteiligen Aufwendungen für Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. Lift, Heizungsanlage, Waschküche etc. und können erforderliche Serviceverträge nicht eingespart werden). Und dazu kommt dann noch die Umsatzsteuer. Aus dem Nettomietzins sind Reparaturen und Erhaltungsarbeiten zu bezahlen, wobei die Preissteigerungen der Professionisten zu berücksichtigen sind. PRW fordert das Aussetzen der Mieterhöhungen und meint damit (nur) den Richtwertmietzins. Gleichzeitig schreibt die größte Immobilienverwalter Europas “Wiener Wohnen”, die zu 100% der Stadt Wien gehört, die Mieterhöhungen vor. Alles nur Schein.

    • Die Wiener Wohnen, von den Roten getragen und verantwortet, könnte ja angesichts der trostlosen Lage der Mieter auf die Erhöhung verzichten.

  5. Gemeinsam schaffen wir das!
    Mit diesem Slogan macht sich Ludwig über die Mieter der Stadt lustig. Denn auch für Mieter der Gemeindewohnungen haben sich die Mieten in den letzten beiden Jahren um grob die Hälfte erhöht.
    Die Gemeinsamkeit besteht wohl darin, daß sich das Rote Wien auf Kosten der sozial schwachen Gemeindebaumieter die Taschen füllt!

    • Die Wiener Sozis haben halt ein besonderes Naheverhältnis zu den sozial schwachen Mietern. Drum nehmen sie auch von diesen am meisten weg.

  6. Aber das ist doch gewollt von der korrupten Regierung. Auch wenn der Markt bzw. das Markt Design nicht funktioniert, wird die Umverteilung noch weiter forciert .

  7. Und fia des Loch in dem Möbesilo, fia desd den meisten Batzn deines Einkommens hergebn derfst steht dann die meiste Zeit mehr oder weniger leer wäust hacklst in ganzn Tag …
    Eikaufswagl fladern (Anstiftung zum Diebstahl, uh, uuh, uuuh, dass i ned lach) und auf zum nächstn Brucknpfäula, schiabts eich eichare Mietzinskasernan in Scheitl.

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