Das ist eine Unterüberschrift
Laut Einkommensbericht des Rechnungshofes verdienen Frauen immer noch viel weniger als Männer. Am stärksten ist der Unterschied zwischen Angestellten.
Wien, 22. Dezember | Frauen verdienen in Österreich weiter deutlich weniger als Männer und zwar in allen Beschäftigungsgruppen. Das zeigt der Einkommensbericht des Rechnungshofes. Während das mittlere Bruttojahreseinkommen der unselbstständig beschäftigten Männer bei 37.707 Euro lag, verdienten Frauen nur 24.309 Euro. Dabei war der Unterschied zwischen den Geschlechtern unter Angestellten am größten. Um über dem Durchschnitt zu verdienen, brauchten Frauen einen Uni-Abschluss, bei Männern reichte ein Fachschulabschluss.
Die Teilzeit-Falle
Ein großer Teil der Unterschiede zwischen Arbeiterinnen und Arbeitern sowie unter Angestellten lässt sich mit dem hohen Frauenanteil in Teilzeitbeschäftigung erklären. So waren im Jahr 2021 rund 81 Prozent der Teilzeitbeschäftigten Frauen, unter den Vollzeitbeschäftigten lag der Frauenanteil bei 33 Prozent. “Teilzeitbeschäftigung ist in Österreich weiblich”, erklärt die Ökonomin Marie Hasdenteufel vom Momentum-Institut. Die Hauptgründe für Teilzeitarbeit seien Betreuungspflichten von Kindern und anderen Angehörigen. “Wenn der Kindergarten zu früh zumacht, springt meisten die Mutter ein. Nur 38 Prozent der Betreuungseinrichtungen haben so lange offen, dass das sich das mit einer Vollzeitbeschäftigung ausgeht.” Frauen leisten außerdem 50 Prozent mehr unbezahlte Arbeit als Männer (z.B.: Hausarbeit). Bereits drei Jahre Teilzeitarbeit wirken sich stark auf das Lebenseinkommen aus.
Die Lösung? “Man müsste die Kinderbetreuung nicht nur länger anbieten sondern man muss sie auch flächendeckend ausbauen. Vor allem bei der Betreuung von unter Dreijährigen hinken wir hinterher. Auch eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich kann helfen die Arbeit zwischen Männern und Frauen gerechter aufzuteilen sowie eine verpflichtende Väterkarenz”, so Hasdenteufel.
Frauendominierte Branchen verdienen schlechter
Außerdem sind die Verdienstmöglichkeiten meist geringer in Branchen, in denen überwiegend Frauen tätig sind. Dazu zählen etwa das Gesundheitswesen, die Beherbergung und die Gastronomie. Zu den Branchen mit den höchsten Einkommen gehört die Energieversorgung, hier waren deutlich mehr Männer als Frauen beschäftigt.
Das ist ein altbekanntes Problem. Hasdenteufel dazu: “Es gibt Studien, die zeigen, dass die Gehälter in Branchen sinken, wenn Frauen in einer Branche Fuß fassen. Vor allem im Gesundheitssystem, in dem überwiegend Frauen arbeiten, würde ein Mindestlohn helfen. Es ist ein Branchenproblem, aber auch in denselben Branchenbei gleicher Qualifikation verdienen Frauen zwischen 17 und 40 Prozent weniger. Das hat nichts mit Verhandlungsgeschick zu tun.”
Weniger Geld trotz höherer Bildung
Die größten Einkommensunterschiede gab es zwischen Frauen und Männern, die eine Lehre absolviert haben (Frauen: 32.905 Euro, Männer: 44.515 Euro), knapp gefolgt von Hochschulabsolventinnen und -Absolventen. Auch wenn Frauen eine Universität abschließen, verdienen sie mit 54.140 Euro signifikant weniger als ihre männlichen Kollegen mit 72.002 Euro. Laut dem aktuellen Bildungsreport des Momentum-Instituts schließen Frauen sogar häufiger mit einem Uni-Abschluss ab, verdienen aber trotzdem schlechter. Auch hier sei ein Grund wieder die Teilzeitarbeit.
Ebenfalls weiter große Unterschiede gibt es bei den Pensionen. Während Männer im Durchschnitt 29.574 Euro brutto jährlich bekommen, liegt das mittlere Bruttojahreseinkommen bei Frauen mit 18.638 Euro deutlich darunter. Die Lösung könnte sein, Kinderbetreuungszeiten mehr anzurechnen und höhere Mindestpensionen, gerade in Zeiten der Teuerung, so Hasdenteufel.
(sm)
Titelbild: ZackZack/ Christopher Glanzl