Sonntag, September 8, 2024

So wenig verdienen Frauen im Vergleich

Mit dem heutigen Tag haben Frauen im Vergleich zu Männern 47 Tage ohne Bezahlung gearbeitet – sogar einen Tag mehr als letztes Jahr. Frauen verdienen jährlich mehrere tausend Euro weniger als Männer.

Wien | Am heutigen Equal Pay Day in Österreich macht eine erschreckende Tatsache auf sich aufmerksam: Frauen arbeiten bis zum 16. Februar im Vergleich zu Männern komplett unbezahlt, so die Berechnung des internationalen Frauennetzwerks „Business and Professional Women“. Frauen in Vollzeitbeschäftigung verdienen aktuell um 13 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Das sind 47 Kalendertage im Jahr unbezahlt oder jedes ganze achte Jahr. Bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen werde die Einkommensgleichstellung in Österreich erst im Jahr 2076 erreicht, merkt die Gleichbehandlungsanwaltschaft an.

Was passieren muss

Letztes Jahr fiel der sogenannte “Equal Pay Day” noch auf den 15. Februar, heuer ist dieser um einen Tag nach hinten gerückt. „Im Vergleich zum Vorjahr mussten Frauen heuer einen Tag länger gratis arbeiten“, kritisierte AK-Präsidentin Renate Anderl. Die Einkommens-Situation habe sich “wieder verschlechtert”. Wie auch die Gleichbehandlungsanwaltschaft forderte sie eine Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für Einkommenstransparenz. Diese Transparenz sei zur Schließung der Einkommensschere notwendig. Darüber hinaus brauche es einen Ausbau der Kinderbetreuung und -bildung, eine Qualifizierungsoffensive für Frauen und finanzielle Anreize zur Aufteilung der Erziehung zwischen beiden Elternteilen.

Unterschiede auf regionaler Ebene

Laut dem Momentum Institut steigt – mit den Teilzeitbeschäftigten einberechnet – die Differenz sogar auf 36 Prozent. „Business and Professional Women“ macht mit einer Social-Media-Kampagne auf diese Problematik aufmerksam, heuer im Dandy-Look:

Bild: EqualPayDay.at

In Vorarlberg am wenigsten

Dem Netzwerk zufolge verdienen Frauen in Vollzeitbeschäftigung jährlich ungefähr 6.000 Euro weniger als Männer. Das verursache Einbuße bei Pensionen von durchschnittlich 700 Euro. Es lassen sich allerdings Unterschiede auf regionaler Ebene beobachten. Demnach ist die Einkommensdifferenz in Wien mit drei Prozent am kleinsten und in Vorarlberg mit 22 Prozent am höchsten.

Mangelndes Verhandlungsgeschick nicht von Belangen

Die Ursachen für das starke Lohngefälle sind vielfältig. Die Leiterin der Gleichbehandlungsanwaltschaft Sandra Konstatzky sieht neben strukturellen Schwächen auch etablierte Stereotypen, die zu ungleicher Entlohnung führen, wie sie in einem Interview mit der „Wiener Zeitung“ festhält. Die Ausreden der Arbeitgeber für Entgeltdiskriminierung seien jedoch oft nicht zulässig. Ob Frauen beim Aufnahmegespräch weniger verlangen als ihre männlichen Kollegen spielt keine Rolle. Laut dem Obersten Gerichtshof sind Arbeitgeber von sich aus dazu verpflichtet Frauen das gleiche Entgelt zu zahlen wie ihren männlichen Arbeitnehmern.

Bild: Montage ZackZack/equal-pay-day.at

Autor

  • Nura Wagner

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