Er wollte Geburtstag feiern, stattdessen starb er: Unternehmer und Politiker Pawel Antow ist einer von mehreren einflussreichen Russen, die jüngst mysteriös zu Tode gekommen sind.
Moskau/Neu-Delhi, 27. Dezember 2022 | Der russische Regionalabgeordnete Pawel Antow ist in Indien aus dem dritten Stock eines Hotels in den Tod gestürzt. Antow war als Fleisch- und Wurstfabrikant zu Reichtum gekommen und Abgeordneter der Kremlpartei “Geeintes Russland”. Die indische Polizei ermittle derzeit, ob es sich um Suizid oder einen Unfall gehandelt habe, sagte ein Polizeiinspektor der “Hindustan Times” am Dienstag. Der 65-jährige sei in dem ostindischen Bundesstaat Odisha unterwegs gewesen, um seinen Geburtstag zu feiern, hieß es. Fremdverschulden ist demnach für die indische Polizei bereits keine Option mehr, obwohl zuletzt bereits andere einflussreiche russische Geschäftsleute und Millionäre auf ungewöhnliche Weise ums Leben gekommen waren.
Hatte Krieg kritisiert
Der Fall Antows sorgte in russischen wie ukrainischen Medien für Aufsehen. Ukrainische Medien erinnerten daran, dass Antow Russlands Krieg in sozialen Netzwerken als Terror bezeichnet hatte. Er habe den Post zurückgezogen und seine Treue dem System von Kremlchef Wladimir Putin geschworen, hieß es.
Das Regionalparlament in Wladimir veröffentlichte ein Beileidsschreiben. Die Abgeordneten seien erschüttert über die “Tragödie”, Antow sei voller Energie und Pläne gewesen. Er sei auch einer der aktivsten Mäzene bei kulturellen Projekten in der Region gewesen. Für die Region sei das ein großer Verlust, hieß es.
Begleiter angeblich an Herzinfarkt gestorben
Drei Tage vor Antows Tod am Sonntag sei bereits einer seiner drei Begleiter im gleichen Hotel an einem Herzinfarkt gestorben, sagte der Polizeiinspektor der indischen Nachrichtenagentur “ANI”. Antow sei nach dem Tod seines Freundes niedergeschlagen gewesen. Beide Leichen wurden demnach eingeäschert. Der indische Reiseführer der Russen sagte “ANI”, sie hätten beim Einchecken im Hotel Alkohol dabei gehabt und seien betrunken gewesen.
Haufenweise „Suizide“
Anfang September starb der Aufsichtsratschef des Ölkonzerns Lukoil, Rawil Maganow, bei einem Sturz aus dem Fenster eines Moskauer Krankenhauses. Im April war der frühere Vize-Chef der Gazprombank, Wladislaw Awajew, tot mit seiner Frau und seiner Tochter in seiner Wohnung in Moskau gefunden worden. Ermittler teilten mit, der 51-Jährige habe seine Familie und sich selbst getötet. Bewohner des Hauses bezweifelten das. Diese jüngsten Fälle sind nur einige der zahlreichen angeblichen Suizide oder Unfälle unter prominenten Regime-kritischen russischen Staatsbürgern, die Fragen aufwerfen.
Indien bewegt sich von Russland weg
Nachdem Indiens Premierminister Narendra Modi sich in der Frage um den Ukraine-Krieg lange sehr zurückgehalten gezeigt hatte, hat er sich jüngst etwas von Russland entfernt. „Heute ist keine Ära des Krieges“ hatte er Mitte September bei einem Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin gesagt. Indien hat enge Handelsbeziehungen mit Russland, die Modi gerne noch vertiefen würde, und trägt die westlichen Sanktionen gegen den Aggressor nicht mit.
(pma/apa)
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