Mittwoch, Mai 1, 2024

Immer mehr Videodaten-Anfragen der Polizei an ÖBB

Jüngst hat die Polizei immer öfter Videomaterial von den ÖBB genützt, um Täter ausfindig zu machen. Das Bundeskriminalamt nennt dafür zwei Gründe.

Wien, 30. Dezember 2022 | Seit 2021 arbeitet die Polizei mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zusammen, um Straftaten in Bahnhöfen, Zügen oder Haltestellen aufzuklären. Dazu greift die Polizei auf Aufnahmen des ÖBB-Videoüberwachungssystems zurück. Am Donnerstag verkündete das BMI in einer gemeinsamen Aussendung mit den ÖBB, dass man im aktuellen Jahr Videomaterial von etwa 2.000 Diebstahl-Verdächtigen sichern konnte.

Auch dass die Anfragen der Polizei in den vergangenen Jahren gestiegen seien, stand in der Aussendung. Das heißt aber nicht unbedingt, dass Diebstähle zugenommen haben, zumindest nicht langfristig. Der jüngste Anstieg der Videomaterial-Anfragen der Polizei sei einerseits auf das Ende von Corona-Schutzmaßnahmen, andererseits auf das verbesserte Überwachungssystem der ÖBB zurückzuführen, heißt es aus dem Bundeskriminalamt (BK) auf Nachfrage gegenüber ZackZack.

Diebstahl-Pause in der Pandemie

In den Jahren 2020 und 2021 seien die Delikte im Bereich der Eigentumskriminalität zurückgegangen – also Einbrüche sowie Diebstähle. Das sei aufgrund der Maßnahmen, also Reise- und Einreisebeschränkungen, Kontrollen an öffentlichen Orten und Ausgangssperren, einfach zu erklären, so das BK. Mit Ende der Maßnahmen sei zu erwarten gewesen, dass die Delikt-Zahlen sich wieder verändern. „Im Allgemeinen bleibt aber zu sagen, dass wir von den Zahlen der Vorcoronajahre noch entfernt sind“, so das BK.

Das BK stellt aber fest, dass die Menschen weniger aufmerksam geworden sind, weil sie aus den Corona-Jahren weniger Gedränge und geringere Diebstahl-Gefahr gewohnt sind: „Aufgrund der dienstlichen Erfahrungen und Erhebungen im Bereich der Bahndiebstähle sowie Auswertungen des Videomaterials können wir davon sprechen, dass die Opfer oft sehr nachlässig im Umgang mit der Verwahrung von ‚Wertgegenständen‘ sind.“

Mehr Kameras, mehr Anfragen

Dass die Polizei nun mehr Anfragen an die ÖBB stellt, heißt nicht, dass es insgesamt mehr Anzeigen gibt, so das BK. Das Kameranetz sei vergrößert worden, die Auflösung sei besser geworden. Die Aufnahmen könnten „daher für Ermittlungsmaßnahmen der Sicherheitsbehörden effizienter genutzt werden, unter Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen versteht sich“, heißt es aus dem BK.

Auch bei anderen Straftaten, etwa Sexual- und Gewaltdelikten, werde die Videoüberwachung der ÖBB zunehmend ausgewertet und habe bereits geholfen, Täter auszuforschen.

Wertgegenstände bei sich tragen

Das BK empfiehlt, alle kleineren Wertgegenstände möglichst nahe am Körper zu tragen und „keinesfalls aus den Augen“ zu lassen. Reist man alleine, soll man größere Wertgegenstände immer mitnehmen, wenn man seinen Sitzplatz verlässt, etwa, um auf die Toilette zu gehen. „Sollte dies nicht möglich sein, in Ausnahmefällen ‚vertrauenswürdige Personen‘ um Unterstützung ersuchen“, schreibt das BK.

Möglichst schnell Polizei verständigen

Bekomme man einen Diebstahl mit, solle man darauf achten, sich durch Zivilcourage nicht selbst in Gefahr zu bringen. Sei es möglich, gefahrlos zu helfen, sei das „natürlich positiv“. „Ansonsten die bestohlene Person aufmerksam machen, Zugpersonal ansprechen und vor allem via Telefon die Polizei verständigen“, lautet die Empfehlung des BK.

Als betroffene Person solle man sich möglichst zeitnah bei der nächstgelegenen Polizeiinspektion melden und dort hilfreiche Details wie die Zugnummer, Abfahrtszeit und -bahnhof, Zielbahnhof des Zugs und, soweit möglich, den Zeitpunkt des Diebstahls nennen.

(pma)

Titelbild: HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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5 Kommentare

  1. Anfragen der Polizei an ÖBB?
    Es macht sich bequemer, in Daten anderer zu schnüffeln, statt selbst für Ordnung zu sorgen!

  2. In Südkorea (Demokratie) werden so gut wie alle Straßen mit ein wenig Verkehrsaufkommen und Kreuzungen von Kameras überwacht. Sie bekommen ihre Falschparkanzeigen und sonstige Verkehrsübertretungen automatisch zugesandt. Ergebnis ist eine äußerst disziplinierte Fahrweise der Koreaner.
    Geschäfte könne dort Waren in Geschäftsräumlichkeiten (auch videoüberwacht) ohne Aufsichtspersonal offen auflegen und über eine Kassa bezahlen lassen. Allein pubertierende Jugendliche bezahlen da mal etwas nicht.
    Die Technik der Personenidentifikation ermittelt so gut wie jeden, falls gewünscht (zB über das Gangbild).
    Wahrscheinlich wurde argumentiert, dass nordkoreanische Inflitration verhindert werden müsse.

  3. Videoüberwachung wegen Eigentumsdelikten? Ein Witz. Überwachungsvideos sollten nur wegen Delikten gegen Leib und Leben Verwendung finden dürfen.

    • Ich wurde vor Weihnachten in Wien gewalttätig angegriffen – In der Nähe einiger Kameras.
      Bin neugierig, was herauskommt.
      Anzeige bzw. Gespräch auf der Polizei hat meinen Optimismus zur Aufklärung immens getrübt.

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