Mittwoch, April 24, 2024

Volkstheater-Direktor nimmt ÖVP-Eppinger komplett auseinander

Die ÖVP Wien fällt immer wieder mit Anschuldigungen gegen das Volkstheater auf. Nun konterte der Theater-Direktor insbesondere dem ehemaligen „Sprecher der Kurz-Bewegung“ und Sternzeichendeuter-Sidekick, Peter L. Eppinger.

Wien | Die Wiener ÖVP bezeichnete das Wiener Volkstheater vergangenes Jahr mehrmals als „Skandaltheater“. Besonders der ehemalige Sprecher der Kurz-Bewegung und Ex-Gerda Rodgers-Sidekick, Peter L. Eppinger, schoss sich immer wieder auf das Theater ein. In einer Rede erregte sich der türkise Kultursprecher, dass das „einstige Erfolgstheater“ zu einer Art „Dschungelcamp“ geworden sei. Grund dafür seien die „derb formulierten Titel“ auf dem Spielplan. Untermalt wurde die Theaterkritik der ÖVP Wien mit einer Online- und Plakatkampagne.

“So viele Falschaussagen”

In einem “Standard”-Interview am Mittwoch reagierte der Theaterdirektor Kay Voges auf die Vorwürfe Eppingers. Voges ging mit der ÖVP Wien dabei mehr als hart ins Gericht. Die Kampagne der Volkspartei gegen das Theater habe ihn „sprachlos gemacht“: „So viele Falschaussagen auf so wenig Platz, das ist reine Polemik. Es ist gelogen, und es ist verwerflich, das Volkstheater zum Spielball populistischer Politik zu machen. Ich bin schockiert über die Kulturlosigkeit der ÖVP.“

Eppinger beklagt derbe Titel – Stücke sind von Dostojewski

Die Rede Eppingers im Kulturausschuss über die „derb formulierten Titel“ und den Dschungelcamp-Vergleich sorgte beim Theaterdirektor für ganz besondere Verstimmungen: „Es ist unfassbar, wie sich Herr Eppinger, der Kultursprecher der ÖVP im Gemeinderat, vor den Kulturausschuss stellt und sagt, Stücktitel wie Erniedrigte und Beleidigte oder Der Würgeengel würden nicht nach Kultur, sondern nach Dschungelcamp-Ekelprüfung klingen. Das sind Werke von Dostojewski und Buñuel – mehr Hochkultur geht gar nicht.“

ÖVP “absolute Kulturlosigkeit”

Die ÖVP sei für Voges die „absolute Kulturlosigkeit“. Auch die Behauptung der Volkspartei, dass das Theater nur eine Auslastung von zehn Prozent habe, sei eine „reine Verleumdung“. Diese Zahl stamme aus dem „Fantasieland“. Ebenso falsch sei die Behauptung der ÖVP auf der eigens geschaffenen Anti-SPÖ-Website dasistnichtnormal.wien, dass das Theater ein stetes Budgetdefizit erwirtschafte. Das letzte Defizit hätte es 2016/17 gegeben, so Voges.

Das Rumhacken der ÖVP auf der Kultur sei von einem „reaktionären Geist durchtränkt“, der ihn eher an den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban erinnere als an eine demokratische Partei, poltert der Direktor: „Die ÖVP versucht derzeit, die FPÖ rechts zu überholen. Als Volkstheater haben wir dazu eine Haltung, wir glauben nicht, dass dieser populistische Weg gut ist für das Land.“

Titelbild: HERBERT PFARRHOFER / APA / picturedesk.com

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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17 Kommentare

  1. Da ist die ÖVP einmal an einen Gegner geraten, der eloquent und mit Niveau kontert. Da könnten sich die demokratischen Parteien etwas abschauen.

  2. Was die finanzielle Not alles so anstellt, ich war ja bereits bei der “Design”-Änderung skeptisch, die zeigte schon etwas Richtung oe24. Und jetzt Titel wie “komplett Auseinander genommen”…Sachlichkeit tritt zurück, aber kann es kaum Übel nehmen, der Marktdruck hat schon viele an sich gute Projekte deformiert.

    Da hat man sich wohl Gedanken gemacht wie man sich platzieren möchte, wo Potential besteht, und wie aus den Kommentaren und vielen Umfragen aus der Seite hervorgeht gibt es hier auch viele “Rebellen” und Querdenker, anscheinend möchte man diese Zielgruppe mehr bespielen.

    Ist halt ein schwieriger Spagat da noch Stil beizubehalten.

  3. Die Wahrheit zum Schweige Bundespräsidenten darf nicht ausgesprochen werden und wird gleich als Hetze tituliert. Aber Den Verkehr blockieren und ÖVP Staats Korruption und Blümmel Finanzamt Beweismittel verstecken zurückhalten darf gemacht werden.

  4. Man kann Theaterdirektor Kay Voges nur Beifall klatschen. Endlich jemand von den Kulturschaffenden der ausspricht was mit dieser reaktionären Bagage los ist.
    Ist das weil er deutscher Staatsbürger ist?

    Über Eppinger nachzudenken ist Zeitverschwendung.

  5. Wieso gibt es keine Berichterstattung über das Schweigen der EU zu den Berichten über die Demokratie-Unterwanderungs-Agentur in Israel???

    EU-Staaten sind deren HAUPTEINSATZGEBIET!

    UND DIE EU WILL DAZU NICHT STELLUNG NEHMEN?

    UND ZACKZACK IST DAS WURSCHT?

    BERICHTET ZACKZACK ÜBERHAUPT DARÜBER? NEIN!

    Schön langsam dämmert mir wie man “Online-Aufdeckermedium” zu verstehen hat. Mehr wie beim Dach decken…. Also eine Schicht über die andere….

    • Ja, ich glaube sie haben recht. ZZ steckt primär seine Energie in die österreichischen / ÖVP Skandale. Dies ist personell und rechtlich sehr aufwändig. Besser so. Dabei ist noch gar nicht garantiert, dass die ÖVP nicht mit nur einem blauen Auge davonkommt.

    • Das mit Israel ist jämmerlich. Soweit ich mich erinnern kann hat Kurz sich im ersten Pandemiejahr Netanjahu ja angebiedert. Und die ÖVP ist schon das Hemd und Israel der Rock. Und im Übrigen zum Thema posten. Sie müssen ja Zack Zack nicht lesen. wahrscheinlich sind sie eher beim Exxpress besser aufgehoben.

  6. Ich habe Stiefellecker noch nie gemocht, schon gar nicht politische. Ist die Frau Laura auch beteiligt an der Schmutzkübelkampagne? Wäre ja ganz ihr Niveau.

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