In seinem neuen Podcast „Dunkelkammer“ packt der Journalist Michael Nikbakhsh nun aus, warum er bei der “Profil”-“Kurier”-Investigativ-Akademie noch vor dem Start hinschmiss. Auslöser für das Ende seines Schweigens, war eine “oe24”-“Blutgrätsche” von Richard Grasl.
Wien | Es war ein lautes Medien-Donnerwetter, das am 16. Februar über das Land hereinzog. Der renommierte Investigativ-Journalist Michael Nikbakhsh schmiss noch vor dem Start bei der „Profil“-„Kurier“-Investigativakademie hin. Nikbakhsh hätte, nachdem er beim „profil“ nach 23 Jahren seinen Abschied, bei dem der “Trennungsimpuls” nicht von ihm ausging, verkünden musste, die neugeschaffene “Kurier”-“Profil”-Investigativakademie leiten sollen.
“Nicht nur Linke”
In einer internen Mail, aus der der “Standard” als erstes berichtet hatte, erklärte er „I’m out“, nachdem in einem Meeting mit der neuen „Profil“-Chefredakteurin Anna Thalhammer, Geschäftsführer Richard Grasl und “Kurier”-Chefredakteurin Martina Salomon seine vorgeschlagenen Referenten und Vortragenden nach Parteizugehörigkeit zugeordnet wurden. Salomon soll in Bezug auf seine vorgestellten Experten den Satz geäußert haben: „Nicht nur Linke.“ Salomon, Grasl und Thalhammer dementierten in Medienberichten, dass dies so vorgefallen sein soll.
Grasl-Interview sorgt für Brechen des Schweigen
Nikbakhsh vermied bisher jeden Kommentar zu der Causa, doch am Donnerstag brach er in seinem neuen Podcast „Dunkelkammer“ nun sein Schweigen. Er hatte nicht vor sich zu äußern, doch eine „Blutgrätsche“ des neuen Profil Geschäftsführers Grasl auf “oe24” habe Nikbakhsh umgestimmt. Schon die Stellungnahmen der Drei zu seinem Abschied seien bereits ein „Foul“ gewesen, da sie ihm, wie Nikbakhsh formulierte, unterstellen würden, er würde sich Dinge einbilden.
Grasls “oe24”-Interview sollte für Nikbakhsh, der versicherte, dass das Mail nicht von ihm an die “Standard”-Redaktion gespielt worden war, das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Grasl hatte über vertrauliche Details aus der Sitzung vor laufender Kamera gesprochen.
Grasl hatte auf dem Sender in einem Interview gesagt, dass es Unstimmigkeiten bei der Reihenfolge der Vortragenden gegeben hätte. In Richtung Nikbakhsh sagte er auf “oe24” schließlich: “Wenn man so sensibel in so einer Frage auch reagiert und dann so reagiert, wie er es gemacht hat, ist es vielleicht auch besser, wenn man dann den Weg auch gar nicht gemeinsam geht.” Grasl sparte laut Nikbakhsh wichtige Details aus dem Meeting aus.
Alles dreht sich um Klenk
Denn laut Nikbakhsh drehte sich beim Steering Commitee, wie das Dreiergespann Grasl, Salomon, Thalhammer auch bezeichnet wurde, bei seiner Vortragendenliste, die Journalisten von “New York Times”, “Spiegel”, ICIJ, OCCRP, ORF, “Standard”, “Falter” und “Profil” beinhaltete, alles um einen Namen: Falter-Chefredakteur Florian Klenk.
“Die ist eh ÖVP, oder?”
Nikbakhsh hatte nämlich auf seiner vorläufigen 24 Personen starken Vortragendenliste Klenk als ersten Redner, sogenannten Kick-off-Speaker, platziert. Sehr zum Missfallen der “Kurier”-Chefredakteurin Salomon, die den Falter-Chefredakteur gerne weiter hinten gesehen hätte. Richtig skurril sei es für Nikbakhsh allerdings erst geworden, als die neue “Profil”-Chefredakteurin Thalhammer „unvermittelt“ einen seiner drei vorgeschlagenen Juristen der FPÖ zuordnete. Salomon soll daraufhin wiederum eine PR-Beraterin der ÖVP zugesprochen haben. Salomon soll feststellend gefragt haben: „Die ist eh ÖVP, oder?“ Danach soll das bekannte Zitat „nicht nur Linke“ gefallen sein. Nikbakhsh merkte in seinem Podcast an, „links von Martina Salomon ist halt auch viel Platz“.
Aussagen nicht mehr aus dem Hinterkopf bekommen
Nikbakhsh meinte zu seinem Abschied, dass er die Aussagen, dass von ihm Vorgeschlagene nach Parteizugehörigkeit eingeteilt wurden, nicht mehr aus dem Kopf bekommen hätte: “Nicht nur Linke, das war wörtlich, und ich kann im Rückblick nicht sagen, was es war: Eine Ermunterung, eine Weisung, jedenfalls hat mich das tatsächlich überfordert. Mein ReferentInnen-Line-up war vorläufig – und bei der Finalisierung hätte ich diese eine Aussage ‘nicht nur Linke’ nicht mehr aus dem Hinterkopf bekommen. Eine unbefangene Herangehensweise an das Projekt schien mir damit nicht mehr möglich. Daher und nur daher bin ich ausgestiegen”, schloss der Aufdecker das Kapitel in seinem neuen Podcast.
Titelbild: HANS PUNZ / APA / picturedesk.com