Montag, April 29, 2024

Nach Richard Grasl-„Blutgrätsche“: Aufdecker Nikbakhsh packt aus

In seinem neuen Podcast „Dunkelkammer“ packt der Journalist Michael Nikbakhsh nun aus, warum er bei der “Profil”-“Kurier”-Investigativ-Akademie noch vor dem Start hinschmiss. Auslöser für das Ende seines Schweigens, war eine “oe24”-“Blutgrätsche” von Richard Grasl.

Wien | Es war ein lautes Medien-Donnerwetter, das am 16. Februar über das Land hereinzog. Der renommierte Investigativ-Journalist Michael Nikbakhsh schmiss noch vor dem Start bei der „Profil“-„Kurier“-Investigativakademie hin. Nikbakhsh hätte, nachdem er beim „profil“ nach 23 Jahren seinen Abschied, bei dem der “Trennungsimpuls” nicht von ihm ausging, verkünden musste, die neugeschaffene “Kurier”-“Profil”-Investigativakademie leiten sollen.

“Nicht nur Linke”

In einer internen Mail, aus der der “Standard” als erstes berichtet hatte, erklärte er „I’m out“, nachdem in einem Meeting mit der neuen „Profil“-Chefredakteurin Anna Thalhammer, Geschäftsführer Richard Grasl und “Kurier”-Chefredakteurin Martina Salomon seine vorgeschlagenen Referenten und Vortragenden nach Parteizugehörigkeit zugeordnet wurden. Salomon soll in Bezug auf seine vorgestellten Experten den Satz geäußert haben: „Nicht nur Linke.“ Salomon, Grasl und Thalhammer dementierten in Medienberichten, dass dies so vorgefallen sein soll.

Grasl-Interview sorgt für Brechen des Schweigen

Nikbakhsh vermied bisher jeden Kommentar zu der Causa, doch am Donnerstag brach er in seinem neuen Podcast „Dunkelkammer“ nun sein Schweigen. Er hatte nicht vor sich zu äußern, doch eine „Blutgrätsche“ des neuen Profil Geschäftsführers Grasl auf “oe24” habe Nikbakhsh umgestimmt. Schon die Stellungnahmen der Drei zu seinem Abschied seien bereits ein „Foul“ gewesen, da sie ihm, wie Nikbakhsh formulierte, unterstellen würden, er würde sich Dinge einbilden.

Grasls “oe24”-Interview sollte für Nikbakhsh, der versicherte, dass das Mail nicht von ihm an die “Standard”-Redaktion gespielt worden war, das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Grasl hatte über vertrauliche Details aus der Sitzung vor laufender Kamera gesprochen.

Grasl hatte auf dem Sender in einem Interview gesagt, dass es Unstimmigkeiten bei der Reihenfolge der Vortragenden gegeben hätte. In Richtung Nikbakhsh sagte er auf “oe24” schließlich: “Wenn man so sensibel in so einer Frage auch reagiert und dann so reagiert, wie er es gemacht hat, ist es vielleicht auch besser, wenn man dann den Weg auch gar nicht gemeinsam geht.” Grasl sparte laut Nikbakhsh wichtige Details aus dem Meeting aus.

Alles dreht sich um Klenk

Denn laut Nikbakhsh drehte sich beim Steering Commitee, wie das Dreiergespann Grasl, Salomon, Thalhammer auch bezeichnet wurde, bei seiner Vortragendenliste, die Journalisten von “New York Times”, “Spiegel”, ICIJ, OCCRP, ORF, “Standard”, “Falter” und “Profil” beinhaltete, alles um einen Namen: Falter-Chefredakteur Florian Klenk.

“Die ist eh ÖVP, oder?”

Nikbakhsh hatte nämlich auf seiner vorläufigen 24 Personen starken Vortragendenliste Klenk als ersten Redner, sogenannten Kick-off-Speaker, platziert. Sehr zum Missfallen der “Kurier”-Chefredakteurin Salomon, die den Falter-Chefredakteur gerne weiter hinten gesehen hätte. Richtig skurril sei es für Nikbakhsh allerdings erst geworden, als die neue “Profil”-Chefredakteurin Thalhammer „unvermittelt“ einen seiner drei vorgeschlagenen Juristen der FPÖ zuordnete. Salomon soll daraufhin wiederum eine PR-Beraterin der ÖVP zugesprochen haben. Salomon soll feststellend gefragt haben: „Die ist eh ÖVP, oder?“ Danach soll das bekannte Zitat „nicht nur Linke“ gefallen sein. Nikbakhsh merkte in seinem Podcast an, „links von Martina Salomon ist halt auch viel Platz“.

Aussagen nicht mehr aus dem Hinterkopf bekommen

Nikbakhsh meinte zu seinem Abschied, dass er die Aussagen, dass von ihm Vorgeschlagene nach Parteizugehörigkeit eingeteilt wurden, nicht mehr aus dem Kopf bekommen hätte: “Nicht nur Linke, das war wörtlich, und ich kann im Rückblick nicht sagen, was es war: Eine Ermunterung, eine Weisung, jedenfalls hat mich das tatsächlich überfordert. Mein ReferentInnen-Line-up war vorläufig – und bei der Finalisierung hätte ich diese eine Aussage ‘nicht nur Linke’ nicht mehr aus dem Hinterkopf bekommen. Eine unbefangene Herangehensweise an das Projekt schien mir damit nicht mehr möglich. Daher und nur daher bin ich ausgestiegen”, schloss der Aufdecker das Kapitel in seinem neuen Podcast.

Titelbild: HANS PUNZ / APA / picturedesk.com

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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10 Kommentare

  1. “Links” wird mMn als Kampfbegriff verwendet. Ich muss heute schon sehr suchen um jemanden als “links” bezeichnen zu können. Für die einen ist z.B. die Forderung nach 30km/h Geschwindigkeitsbeschränkung in Ortschaft schon “links”!
    Für die anderen jeder kritische Stimme, oder jemand der Meinungsvielfalt fordert.
    Wie Baumfeld sagte: Die Mitte ist extrem (intolerant) geworden.

    • Sehr guter Beitrag.
      Die Hure der Hure der Reichen… – warum gibt es diese Schlagzeilen nicht bei unseren Qualitätsmedien?
      Warum berichten diese nicht wirklich darüber? – Weil sie sonst selber auffliegen würden?
      Wenn ichr nur daran denke mit welcher Kapazität Addendum hier in den Ring stieg und ebenfalls schon kläglich gescheitert ist, dann weiß man, mit welcher Macht man es hier ganz offensichtlich zu tun haben muss?

  2. Was wird der Herr Nikbaksh wohl über zahlreiche Eingaben von Bürgern dieses Landes zu diversen Malversationen und Behördenversagen in diesem Land an das Profil herangetragen wissen, welche dort aber “vorsätzlich und steuerbar? ” nicht veröffentlicht wurden?

  3. Ähm…. Der Klenk ist ned links.

    Da muss sich wer vertan haben….. Oder gibts die Story ohnehin einzig und allein, um uns so falsche Fufziger wie den Klenk als “Linke” zu verkaufen?

  4. Nicht nur Linke ist gut. Diese Bemerkung ist an sich schon ein Paradoxon. Hab seit Dezember 22 in keine Profilausgabe nicht mal mehr reingschaut. Beim Kündigen vom Abo habens mich drauf hingewiesen dass mein “Knebelvertrag” noch bis Sommer läuft was sie “außerordentlich bedauern”. Seit dem stapeln sich die noch in Folie eingschweißten Ausgaben. Hab ihnen nun gschrieben dass ich, wenn sie mich bis Sommer für nix zahlen lassen, dafür sorgen werde dass all meine Bekannte mit Profilabo dieses kündigen werden. Zumindest jene die es noch nicht überlauert haben welche gewaltsame Übernahme da stattgefunden hat. Hoffe dass sie in den nächsten Jahren einpacken können denn ich bin mir sicher dass sie kaum konservative bis rechte Konsumenten dazugewinnen werden. Dazu ist Profil zu einschlägig als linksliberales Blatt abgestempelt. Da werden auch die Bemühungen von Thalhammer und Grasl nichts dran ändern können.

    • Habe Abo auch gekündigt. Den GAMSBARTKOMMUNISTEN wäre zu empfehlen, das Profil sofort einzustellen, denn das was da jetzt ist, hat mit dem Profil nichts zu tun

    • Abgestempelt ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, bekannt wäre vielleicht treffender. Ich war ein sehr interessierter Profilleser. Profil versuchte immer sachlich zu berichten und hat möglichst genau recherchiert.
      Das was jetzt aus diesem Blatt im Werden ist, ist eine Transformation zu gelenktem Journalismus mit dem Versuch, möglichst viele Leser so lang als möglich über die wahren Absichten zu täuschen.

      • Geb ihnen da recht. Bekannt statt abgestempelt ist korrekter. Profil war für mich dass einzige Magazin das wirklich unbeeindruckt von der stark konservativen Mehrheit in Österreich ihre Informationslinie fuhr. Mit der Silbersteinaffäre deren Aufdeckung sich Profil an die Fahnen heftete und Kurz den Start zu seinem Höhenflug mit ermöglicht hat, war schon eine kleine Trendumkehr zu spüren. Und ab da rückte die linksliberale Linie peu au peu Richtung Mitte, auch dank Christian Rainer dessen Kommentare immer mehr der restlichen Blattlinie entgegenliefen. Die letzten wirklichen linksliberalen Felsen in der Brandung waren Peter Michael Lingens und der unvergessliche Georg Ostmann – Ostenhof.
        Wirklich schade um dieses Magazin. 😢

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