Im “Report” am Dienstagabend stellte sich der Überraschungskandidat um die SPÖ-Spitze, Nikolaus Kowall, einem breiteren Publikum vor. Im Gegensatz zu anderen Kandidaten wolle er das Thema Migration nicht ignorieren.
Wien | Die Causa SPÖ-Führung ist seit Dienstag um ein Kapitel reicher. Denn am Nachmittag gab der Wiener SPÖ-Funktionär Nikolaus Kowall seine Kandidatur für den SPÖ-Vorsitz im Zuge der geplanten Urabstimmung bekannt. Obwohl ihm viele nur Außenseiterchancen einräumen, hätte er seinen Hut in den Ring geworfen und möchte „das auch gewinnen“, wie er sagte. Seine Chancen schätzt er dabei durchaus gut ein.
Themenschwerpunkt Migration
Die SPÖ müsse eine Antwort auf die politischen Erfolge der FPÖ finden, meinte Kowall im Report und stellte im Zuge dessen auch seine Programmpunkte kurz vor. So dürfe man in Österreich das Thema Migration nicht länger ignorieren, sondern „versuchen, diese Realität anzuerkennen und das auch selbstbewusst zu vermitteln“. Kowall wolle, dass man das multiethnische Faktum in Österreich „nicht als permanenten Kampfzustand“ erlebt. Sowohl die derzeitige Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner als auch SPÖ-Kanonier Hans-Peter Doskozil „können es auf jeden Fall nicht“.
Doch auch den Freiheitlichen dürfe man das Thema nicht überlassen. Diese sprächen etwa davon, dass man sich in Wien nicht mehr auf die Straße trauen könne. Kowall meinte dazu: „Ich wohne im 15. Bezirk, man kann sich super auf die Straße trauen dort – hoher Ausländeranteil.“
Statuten entscheidend
Am heutigen Mittwoch wird sich entscheiden, ob Kowall überhaupt zur geplanten Kampfabstimmung zugelassen werden wird. Denn bislang waren die Regularien auf einen Zweikampf zwischen Rendi-Wagner und Doskozil zugeschnitten. SPÖ-Präsidiumsmitglied Franz Schnabl sprach sich im Ö1-Morgenjournal am Mittwochmorgen eindeutig für eine Öffnung der Abstimmung aus.
Sollte es dazu kommen, gibt sich Kowall durchaus Chancen, in der Stichwahl zu landen und dann vielleicht sogar zu gewinnen. Es sei zudem eine „Fehleinschätzung“, dass er ausgerechnet Rendi-Wagner im Kampf gegen Doskozil Stimmen kosten würde. Denn es gäbe „ganz viele Leute, die wollen Rendi-Wagner auf jeden Fall weg haben und sagen sie nehmen jede Person, die statt ihr kandidiert, für die bin ich dann auf jeden Fall eine dritte Option.“
Nicht seine eigene erste Wahl
Im Report gab Kowall zu, nicht seine eigene erste Wahl gewesen zu sein. Er hätte im Hintergrund Gespräche mit berühmteren Personen geführt, es wollte sich aber zum derzeitigen Zeitpunkt niemand weiterer zur Wahl stellen. Angesprochen auf eine mögliche Rückkehr von Christian Kern, sagte Kowall, er wolle keine Namen nennen.
Titelbild: Screenshot ORF2 “Report”