In Italien hat die rechtsgerichtete Koalition von Giorgia Meloni den Sprachroboter ChatGPT verbieten lassen. ÖVP-Staatssekretär Tursky kann sich einen solchen Schritt nicht vorstellen.
Wien/Berlin | Wie wird künstliche Intelligenz (KI) die Arbeitswelt von morgen verändern? Eine Studie von OpenAI, den Machern der aufsehenerregenden KI ChatGPT, listet nun besonders bedrohte Berufe auf. Demnach sind es vor allem Buchhalter, Mathematiker, Dolmetscher, Programmierer, Schriftsteller und Journalistinnen, deren Tätigkeiten von KI am ehesten ersetzbar sein werden.
Große Umwälzung in der Arbeitswelt
Die Forscher von OpenAI gehen davon aus, dass die meisten Arbeitsplätze in irgendeiner Form durch die KI-Sprachmodelle verändert werden. Rund 80 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den USA seien in Berufen tätig, in denen mindestens eine Aufgabe durch generative KI schneller erledigt werden könne. Es gibt aber auch Berufe, in denen die KI nur eine untergeordnete Rolle spielen wird: Dazu gehören Köche, Kfz-Mechaniker und Jobs in der Energie- und Landwirtschaft.
Hinrich Schütze, Direktor des Zentrums für Informations- und Sprachverarbeitung an der Ludwig-Maximilians-Universität München rechnet ebenfalls mit großen Auswirkungen auf den Arbeitsalltag: “Es werden sich große Veränderungen darin ergeben, wie wir schreiben, wann immer wir Texte verfassen, wie wir programmieren.” Das habe auch große Folgen auf den Arbeitsalltag. “Ganz viele Berufe werden wegfallen, wenn es einfach nur darum geht, Zusammenfassungen zu schreiben, Wissen zu sammeln und zu verdichten.”
Der Münchner KI-Experte warnt jedoch davor, der künstlichen Intelligenz zu viel Aktionsradius bei den Entscheidungen einzuräumen, etwa in der Justiz, der Medizin, der Steuerberatung, oder Vermögensverwaltung. Die KI treffe viele Aussagen mit großer Überzeugungskraft, obwohl die Fakten oft fehlerhaft seien, “Der Mensch denkt, das muss ja stimmen, wenn sich das Modell so sicher ist. Aber in Wirklichkeit kann das Modell seine eigene Sicherheit nicht einschätzen. Das ist eines der großen Probleme, die wir haben.”
KI kennt keinen Datenschutz
Der Potsdamer Informatik-Professor Christoph Meinel sieht die Nutzung von künstlicher Intelligenz auch beim Datenschutz kritisch: “Wer im Internet neueste Anwendungen der Künstlichen Intelligenz ausprobiert, sollte mit der Preisgabe sensibler eigener Daten vorsichtig sein”, rät Meinel. Wer etwa interne Finanzdaten auf bestimmte Plattformen hochlade, damit diese automatisch eine Präsentation daraus herstellen, müsse wissen, dass dadurch möglicherweise auch Geschäftsgeheimnisse preisgegeben werden.
In Italien hat die Regierung sich aus Datenschutzgründen vorerst dazu entschlossen, die Nutzung von ChatGPT zu verbieten, nachdem die Anwendung Kreditkartendaten öffentlich zugänglich gemacht hatte.
ÖVP-Tursky gegen Verbote
Dem italienischen Vorgehen kann der Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP) nichts abgewinnen: “Ich bin der Meinung, dass Verbote von Innovationen noch nie zum gewünschten Erfolg geführt haben, nämlich mehr Transparenz und Sicherheit für die Nutzer”, meinte er am Dienstag auf Anfrage der APA. Tursky wünsche sich vielmehr eine Regulierung. Diese wird derzeit von der EU in Form des Artificial Intelligence-Act ausgearbeitet.
SPÖ fürchtet um Grundrechte
„Bei all den neuen Anwendungsmöglichkeiten, die sich für Künstliche Intelligenz im Alltag und am Arbeitsplatz ergeben, muss immer klar sein: Die Grundrechte der Menschen dürfen durch KI-Anwendungen nicht verletzt werden“, so SPÖ-Digitalisierungssprecherin Petra Oberrauner, die außerdem unterstrich: „KI soll die Menschen in ihren Tätigkeiten unterstützen. Sie darf nicht gegen sie arbeiten oder sie gar ersetzen!“
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