Montag, Oktober 7, 2024

Journalismus lebt, wenn wir es wollen – Warum wir ZackZack brauchen und ich mitmache

Ein enormer und rascher Strukturwandel der medial vermittelten Öffentlichkeit hat die Finanzierung des klassischen Journalismus grundlegend gefährdet. Zugleich nutzen in einigen europäischen Ländern in der Politik autoritäre Kräfte die technologisch und wirtschaftlich begründeten neuen Medienverhältnisse, um diese zu steuern und kritischen Journalismus einzudämmen.

Wien, 1. Juli 2023 | Österreich wurde unter Kurz & Co zu einem der negativen Musterländer punkto Schwäche und Einfalt im Journalismus. Wie kann den Gegnern der Pressefreiheit und des die Verhältnisse erhellenden Journalismus die Macht genommen werden?

Zunächst einmal sollten sich möglichst viele Journalistinnen und Journalisten endlich aufraffen und Widerstand leisten gegen politische und unternehmerische Zumutungen. Wer dauernd – von ansatzweise bis kräftig – nach der Flöte der Inserenten schreibt und sendet, darf sich nicht wundern, dass ein Teil der Bürger und Bürgerinnen Vertrauen verliert und journalistische Medien meidet. Journalismus hat wieder mehr zu sein als das, was schmiegsam zwischen den Werbeaufträgen Platz hat. Im Übrigen wird in klassischen Medien die Werbung – außer jene von Seiten steuerungsgeiler Regierungen – höchstwahrscheinlich in Zukunft nicht wachsen. Wahrscheinlicher ist es, dass weitere Teile der Journalismusnutzer wegen zunehmendem Misstrauen wegbleiben werden. Dann sinken die Werbeerlöse noch rascher.

Also sollten Medien die zentralen Aufgaben des Journalismus – Informationen über das hinaus, was Regierende und Mächtige in der Gesellschaft für nützlich halten, selbstverständlich vielfältige Kritik und Aufdeckung von Missständen, Korruption und Ungerechtigkeit jeglicher Art –(wieder) ein Anliegen werden. Nur so kommt die journalistische Medienbranche wieder zu Kraft und Vielfalt.

Journalismus kostet selbstverständlich Geld. Jüngeren Generationen wurde nicht erst seit Beginn der digitalen Medienwelt allerdings der Eindruck vermittelt, dass alles von der Werbung getragen werde und Bürgerin und Bürger kostenfrei davonkommen. Wer ordentlichen Journalismus lesen, sehen und hören will, wird leider wieder zahlen müssen. Diese vielleicht auf den ersten Blick schlechte Nachricht hat ihr Gutes. So kann Journalismus gestärkt werden, der weniger die Interessen der wenigen Wohlhabenden und Mächtigen im Auge hat, dafür aber mehr die der vielen Menschen, die keine Millionen am Konto haben.

Message Control

Solange in unserer Republik eine Medienpolitik dominiert, die egoistisch dem eigenen Machterhalt durch „Message Control“ dient, und solange eine willkürliche Vergabe üppiger Regierungsinserate und Medienförderung an verfreundete oder erpresserische Medien vorherrschen, kann Veränderung nur durch engagierte Medienmenschen mithilfe der Unterstützung aus der Bevölkerung gelingen. ZackZack ist so eine Initiative. Das Team hat hervorragenden Journalismus geschafft und auch große Reichweite. Fachlich begründet wären sowohl Regierungsinserate als auch Medienförderung fällig gewesen. Stattdessen wurden SLAPP-Klagen orchestriert.

Die Solidarität anderer Medien im Kampf um die Verteilung öffentlicher Mittel war und ist im Fall “ZackZack” fast null, im Fall des bedrohten Kärntner Journalisten Franz Miklautz war das kürzlich erfreulicherweise ganz anders. Bei der am Freitag per Regierungsbeschluss ruinierten „Wiener Zeitung“ war die Sterbebegleitung durch einige Mitbewerber in der Medienbranche rührend. Kräftiger Widerstand indes hätte anders aussehen müssen.

Einladung

Ich habe mit ZackZack von Anfang an sympathisiert. Nun folge ich der Einladung von Peter Pilz, auch als Kommentator ein wenig mitzuhelfen. Warum ich das mache? Dieses Land hat bereits jetzt viel zu wenig kritische Medienstimmen, nicht erst seit der Ermordung der „Wiener Zeitung“. Zudem will ich ein wenig mithelfen, durch Medienkritik Menschen bei ihrer souveränen Entscheidung für und gegen manche Medien zu begleiten.

Was mir besonders wichtig ist: Setzen Sie weiter auf ZackZack. Sie haben es in der Hand, Pressefreiheit und Journalismus zu stärken. Reden Sie mit Menschen in Ihrer Umgebung, helfen Sie mit, dass noch mehr sich einen Ruck geben und ein Stück des mühsamen, aber hochspannenden Weges für mehr aufdeckenden und erhellend kommentierenden Journalismus mit uns gehen. Damit Sie in ein paar Jahren sagen können: Ich habe durch meinen Clubbeitrag ZackZack zu einem ökonomisch stabilen Medium gemacht, das dadurch in die Lage kam, gerade in politisch herausfordernden Zeiten Wichtiges richtig zu leisten.

Titelbild: Fritz Hausjell

Autor

  • Fritz Hausjell

    Fritz Hausjell lehrt Publizistik an der Uni Wien. Als Präsident der „Reporter ohne Grenzen“ verteidigt er die bedrohte Pressefreiheit.

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