Samstag, Juli 27, 2024

Teil 5: 120.000 € COVID-Hilfen für Mahrer-Firma

Die CHARISMA GmbH hat 2021 und 2022 fast 120.000 Euro staatliche COVID-Hilfen kassiert. Damit konnte das Unternehmen aus dem „Mahrer“-Komplex seinen Gewinn allein 2021 um 64 Prozent steigern.

Eines unterscheidet die Unternehmen von Karl und Christine Mahrer in der PR-Branche von vielen anderen: Egal, ob „Mahrer Communications GmbH“ oder „CHARISMA Gesellschaft für Handel und Öffentlichkeitsarbeit“ – die Kunden kennt außer dem Ehepaar Mahrer kaum jemand.

Mit der „Wienwert AG“ ist die WKStA auf einen CHARISMA-Kunden gestoßen. Jetzt wird eine zweite Quelle von Zahlungen an die CHARISMA GmbH bekannt: die COFAG, die „COVID-19-Finanzierungsagentur des Bundes GmbH“.

COFAG hilft

Im April 2021 gerieten erste österreichische Betriebe durch COVID in Not. Die Bundesregierung hatte mit COFAG ein Instrument geschaffen, um das Überleben von Betrieben bei „beträchtlichen Störungen im Wirtschaftsleben“ zu sichern. Wer unverschuldet durch die Pandemie in Not geriet, konnte sich an die COFAG wenden. Ein türkiser und ein grüner Geschäftsführer sorgten mit Milliarden an Steuergeldern dafür, dass „förderungswürdige“ Unternehmen nicht zu kurz kamen.

Am 23. April 2021 war es für die „CHARISMA Gesellschaft für Handel und Öffentlichkeitsarbeit“ soweit. Die COFAG genehmigte zwei „Beihilfeelemente“ in der Höhe von 10.359,40 und 13.325,77 Euro für das PR-Unternehmen der Familie Mahrer. Der Titel der Begründung zeigt die Bedeutung der Mahrer-Firma: „Behebung einer beträchtlichen Störung im Wirtschaftsleben eines Mitgliedstaats“.

COVID-Hilfe 2021: 60.000 Euro

Offiziell gehört die CHARISMA GmbH Mahrers Ehefrau Christine. Aber von der Gründung 1997 bis 2006 hielt Karl Mahrer selbst 75 Prozent der Anteile. Im „Wienwert AG“-Verfahren der WKStA sind inzwischen Hinweise, dass CHARISMA-Fäden nach wie vor bei Karl Mahrer zusammenlaufen, aufgetaucht.

Die nächste Hilfe kam mit 4.744,42 am 20. Mai. Am 21. Juli bekam die „CHARISMA GmbH“ mit 27.589,35 Euro die nächste COFAG-Spritze. Mit 4.744,42 Euro am 25. August kam die Mahrer-PR-Firma 2021 über die Runden. Insgesamt kassierte CHARISMA allein 2021 COVID-Hilfen in der Höhe von 60.503,70 Euro.

10359,4EUR23/4/2021
13325,77EUR23/4/2021
4484,76EUR20/5/2021
27589,35EUR21/07/2021
4744,42EUR25/08/2021
25534,42EUR09/03/2022
12630,02EUR17/05/2022
20968,78EUR17/05/2022
Auflistung COVID-Hilfen

2022 war Mahrers PR-Unternehmen wieder in Pandemie-Not. Schon am 9. März 2022 kamen weitere 25.534,42 Euro auf das CHARISMA-Konto. Am 17. Mai kassierte CHARISMA gleich zweimal: 12.630,02 und 20.968,78 Euro. COFAG überwies 2022 insgesamt 59.133,22 Euro an Mahrers Unternehmen.

64 Prozent COVID-Gewinnsteigerung

Das „Transparenzportal“ des Finanzministeriums veröffentlicht die Jahreszahlen.

Transparenzportal des Finanzministeriums

Aber entscheidende Details bleiben verborgen. In dem Jahr, in dem CHARISMA zum ersten Mal um COVID-Hilfe ansuchte, ging es dem Unternehmen ausgezeichnet. Von 2020 auf 2021 konnte die PR-Firma der Mahrers ihren Jahresgewinn von 85.869,44 auf 154.638,74 steigern. Der Rekordgewinn zeigt, dass das COVID-Jahr 2021 das beste CHARISMA-Jahr der Firmengeschichte war.

2021 drohte der Mahrer-PR-GmbH keine „beträchtliche Störung“. Die COFAG-Geldspritze linderte im Fall CHARISMA keine Not. Sie steigerte nur den Jahresgewinn um 64 Prozent. Auch ohne COVID-Förderung hätte CHARISMA 2021 hohe Gewinne gemacht.

WKStA statt COVID

Erst spät im Jahr 2021 geriet das Unternehmen in Probleme. Der Grund dafür hieß nicht „COVID“, sondern „WKStA“. Anfang Dezember 2021 wurde Karl Mahrer verständigt, dass die WKStA gegen ihn als Verdächtigen Ermittlungen eingeleitet hatte.

Nach Beginn der WKStA-Ermittlungen brach das CHARISMA-Geschäft ein. Am Ende des Jahres wies Christine Mahrer als Geschäftsführerin einen Gewinn von 12.103,19 Euro aus – den niedrigsten Gewinn seit dem Wendejahr 2000. Ohne Gewinn-Stütze aus dem COFAG-Topf hätte CHARISMA 47.030,03 Euro verloren – und damit den ersten Verlust seit der ÖVP-Wende 2000 gemacht.

Aber warum bekam ein Unternehmen, das in der ersten Phase der Pandemie bis Ende 2021 offensichtlich keine wirtschaftlichen Probleme hatte, COFAG-Förderungen von insgesamt 119.636,92 Euro? ZackZack sandte dazu sieben Fragen an Christine und Karl Mahrer. Die CHARISMA-Geschäftsführerin war sich in ihrer Antwort sicher, dass ZackZack an Auskünften und an sachlicher Berichterstattung gar nicht interessiert“ seien, daher „werde ich mit Ihnen auch keine Kommunikation führen“

Karl Mahrer antwortet nicht.

Titelbild: HANS PUNZ / APA / picturedesk.com, Screenshot Transparenzportal BMF, Montage ZackZack

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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