Sonntag, September 8, 2024

Gregoritsch vs. Demiral: Vorbild gegen rechte Hetzer

Der türkische Doppeltorschütze Merih Demiral zeigte als Torjubel den faschistischen Wolfsgruß. Österreichs Stürmerstar Michael Gregoritsch konterte mit Positivität und einer Warnung vor Rechts.

Nach dem gestrigen EM-Fußballspiel Österreichs gegen die Türkei wird nicht nur das österreichische Aus bei der Europameisterschaft betrauert, sondern auch viel über Politik gesprochen.

Wolfsgruß und „Ausländer raus“

Anlass dazu gab vor allem der türkische Doppeltorschütze Merih Demiral. Der Innenverteidiger, der beim saudischen Club Al-Ahli unter Vertrag steht, zeigte nach dem 2:0 der Türkei in der 59. Spielminute mit beiden Händen den Wolfsgruß. Das Erkennungszeichen der türkischen rechtsextremen Verbindung „Graue Wölfe“ ist in Österreich verboten. In Deutschland werden die Grauen Wölfe vom Verfassungsschutz beobachtet.

Besonders gegenüber den Minderheiten der Kurden und Armeniern, die in der Türkei regelmäßig Opfer von Gewalt und Ausgrenzung sind, ist der Gruß eine ernste Bedrohung. Er dürfte mit den kürzlich neu definierten Werten der UEFA nicht vereinbar sein. Auf seiner Website bekennt sich der europäische Fußballverband mit folgenden Worten zu Respekt: „Kulturelle Vielfalt anerkennen und würdigen; Menschen mit Würde und Respekt behandeln und sie bei ihrem Handeln stets an erste Stelle setzen.“

Nun droht dem türkischen Verteidiger eine Sperre. Die UEFA leitete eine Untersuchung des Vorfalls ein. In der Vergangenheit hatte sie bereits österreichs Topstürmer Marko Arnautovic für rassistisches Fehlverhalten gesperrt. Auch die Schweizer Nationalspieler mit albanischen Wurzeln wurden zu Geldstrafen wegen zeigen das nationalistischen Doppeladlers verurteilt.

Nicht besser als Demiral machten es einige österreichische Fans. Vor dem Stadion in Leipzig sangen sie zum bekannten DJ-Hit L’amour tojours von Gigi D’Agostino die rassistische Version „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen“. Der Partyhit wurde von einigen Neurechten auf der deutschen Insel Sylt von einem Lied der Liebe zu einem über Hass umgedichtet.

Gregoritsch warnt vor Rechts

Der einzige Torschütze Österreichs, Michael Gregoritsch, stimmte ganz andere Töne an. Er wollte das Land vereint gegen rechtsextreme Tendenzen sehen und appellierte an die Fußballfans: „Dass wir uns ganz weit entfernen sollten von rechtem Gedankengut und wissen sollten, wie wichtig das ist, dass wir alle gleich sind, dass wir alle für unser Land da sind, dass wir eben für eine Sache so brennen können, die einen so positiven Einfluss hat auf unser Land.“

Damit reiht sich Gregoritsch in eine Reihe von Fußballstars wie Kylian Mbappé und Marcus Thuram ein. Beide Franzosen hatten vor einem Sieg von Marine Le Pens Rassemblement National gewarnt, der das Land spalten würde.

Der rechte Giftzwerg Gerald Grosz erregte sich in einem Wortschwall auf X über die Worte Gregoritschs und legte ihm kurzgefasst nahe, dass er „das Maul halten“ solle. Ähnlich der FPÖ-affine PR-Berater Heimo Lepuschitz. Er versuchte, die Aussagen Gregoritschs lächerlich zu machen und unterstellte diesem eine schlechte sportliche Leistung: „Vielleicht hätte man sich doch lieber um den türkischen Gegner als um die Gefahr von Rechts kümmern sollen.“

Türkeifans bejubeln Österreich

Für Beifall sorgten unterdessen einige türkische Fans in Wien Favoriten. Sie feierten nicht nur die türkische, sondern auch die österreichische Mannschaft.

Das Verbindende stieß so manchem Krone-Poster sauer auf. Türken wolle er jedenfalls mit einer Stimme für Herbert Kickl begegnen: „Freu mich schon auf den Herbst. Dann zollen wir unseren Respekt….“, schrieb ein User wohl mit Anspielung auf die Nationalratswahl.

Ein anderer konterte:


Titelbild: RONNY HARTMANN / AFP / picturedesk.com, GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Autor

  • Daniel Pilz

    Redakteur bei ZackZack. Studierte Philosophie an der Uni Wien und schreckt auch vor komplexen Themen nicht zurück.

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