Gestern, beim Sommergespräch mit Martin Thür, gelang Herbert Kickl etwas ganz Außergewöhnliches: Am ORF-Moderator vorbei sandte er eine Botschaft an die Zielgruppe, die für ihn die Wahl gewinnen soll: an Österreichs Zeitungs-Multimillionäre.

Wolfgang Fellner, Eva Dichand und Mark Mateschitz haben alle ein gemeinsames Interesse: Sie wollen keine Vermögenssteuern zahlen. Genau das hat ihnen Kickl gestern in die Hand versprochen.

Fast zwanzig Minuten beschwor der FPÖ-Chef die Stärkung von Wirtschaftskraft und Leistungsträgern. Über Inflationsbekämpfung, Teuerungsabgeltung, Strompreisbremse und Sparzinsen verlor Kickl kein Wort.

Kickl will gemeinsam mit Karl Nehammer und den Neos Steuern auf Millionenvermögen verhindern. Auf die Frage, wer das Steuerloch stopfen wird, verweigert er jede Antwort. Der FPÖ-Chef weiß, dass im Zweifel immer dieselben zur Kasse gebeten werden: die „kleinen Leute“, deren Stimmen er jetzt und deren Steuergelder er später haben will.

Wilder Mann bald brav

Kickls Rechnung ist schon aufgegangen. Servus TV mobilisiert für die nationale Rechte. Eva Dichands Heute hat ein Herz für Kickl entdeckt. Wolfgang Fellner lässt es in Österreich und oe24 kickeln, und in der Kronen Zeitung werden Kickl-kritische Artikel verhindert.

Vor der Wahl muss niemand in der FPÖ befürchten, dass das auffliegt. Der Boulevard wird Kickl weiter zum wilden Mann der kleinen Leute hochschreiben. Niemand wird erfahren, dass Kickl selbst eine der Säulen des Systems, gegen das er wettert, ist. Krone, Heute, Österreich und Servus TV werden den bösen Herbert hochleben lassen, weil sie wissen, dass der Herbert nach der Wahl wieder kreuzbrav wird.

Der ORF wäre das einzige Massenmedium, das darüber berichten könnte. Aber gestern hat das nicht geklappt. Peter Filzmaier war in der ZiB2 der Einzige, dem etwas aufgefallen ist.

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