Samstag, Oktober 12, 2024

Affäre “Pilnacek”: Selbstmord-Nebelgranaten in “Die Presse”

Immer, wenn die ÖVP nervös ist, explodiert in Die Presse eine Nebelgranate. Diesmal geht es wieder um die Affäre „Pilnacek“. Die ÖVP fürchtet sich zurecht.

„Kehrtwende im Fall Pilnacek: Karin Wurm weist Darstellungen zurück.“ So lautet der heutige Granat-Titel. Nichts davon findet sich im Artikel. Pilnaceks Freundin Karin Wurm nimmt keinen einzigen ihrer schwerwiegenden Vorwürfe gegen die Beamten des niederösterreichischen Landeskriminalamts zurück. Sie bleibt dabei: Die Beamten haben wenige Stunden nach Pilnaceks Tod ohne Sicherstellungsanordnung der Staatsanwaltschaft Handy, Schlüssel und Brieftasche des Toten mitgenommen.

Nur ein Detail präzisiert Wurm: Nicht sie, sondern ihre Mitbewohnerin Anna P., eine Referentin von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, habe die Gegenstände den Beamten übergeben.

Martin Kreutner hat die illegale Polizei-Aktion als Chef der Pilnacek-Kommission der Justizministerin noch vor Wurm bei der WKStA angezeigt. Kreutner bekommt in Die Presse ebenfalls sein türkises Fett ab. Der Presse-Redakteur bemüht dazu einen Kronzeugen, der gerade auf seine mögliche Anklage wegen falscher Zeugenaussage wartet: „Wolfgang Brandstetter warf Kreutner und seinen Mitstreitern sogar vor, „einen zentralen rechtsstaatlichen Grundsatz“ verletzt zu haben.“

Kein Selbstmord

Aber wovor fürchtet sich die ÖVP? Der Presse-Granatwerfer schreibt das ganz offen: „´Ein Suizid, wie er klarer nicht sein könnte. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen´, erklärte damals der Sprecher der Staatsanwaltschaft Krems“. Der klarste Suizid aller Zeiten leidet unter einem Fehler: Die uns bisher bekannten Fakten sprechen alle gegen ihn. Daher wird es dazu noch einiges zu sagen und zu schreiben geben.

Derzeit recherchieren wir für ZackZack vor Ort am Donau-Altarm, bei Augenzeugen, in Innenministerium und Polizei und in der ÖVP. Wir haben bereits wichtige neue Beweise gefunden. Aber einige wichtige Fragen, denen weder Staatsanwaltschaft noch Kriminalpolitei nachgegangen sind, warten noch auf Antworten.

Richtige Spur

Unsere neuen Recherchen sind nicht unbemerkt geblieben. In der Staatsanwaltschaft Krems, im Landeskriminalamt Niederösterreich, im Innenministerium und in der ÖVP hat man einiges zu befürchten. Die Nervosität ist bis in Die Presse zu spüren.

Die Presse-Nebelgranaten sind auch diesmal Hinweise, dass wir auf der richtigen Spur sind. Bisher kannten wir die Spitze des Pilnacek-Eisbergs. Von Tag zu Tag erfahren wir genauer, was sich unter der Wasserlinie verbirgt.

Eine Falschmeldung in Die Presse betraf Wurms Anwalt Volkert Sackmann. Der Redakteur hatte „vergessen“, so wie mich auch den Anwalt vor der Veröffentlichung zu befragen. Um 15.35 Uhr brachte Die Presse mit großer Verspätung die Richtigstellung. Es wird wohl nicht die letzte bleiben.


Titelbild: APA/Georg Hochmuth Bericht/picturedesk.com

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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