Donnerstag, September 19, 2024

Babler gegen Nehammer: ein schlechtes Unentschieden

Wie diskutiert man mit einem Panzer? Andreas Babler tat sich im ORF-Duell gestern Abend mit der Antwort schwer.

Nehammer hatte ein klares Ziel: die Diskussion zu zerstören. Der einschlägig ausgebildete Unteroffizier zeigte, wie man eine Stunde lang mit dem Panzer durchs Studio rollt. Zivilist Babler sah immer wieder hilfesuchend zur Moderatorin, aber von dort war nichts zu erwarten. Alexandra Wachter war als Erste überrollt worden.

Sie hatte sich darauf vorbereitet, von Vermögenssteuern bis Inflation alle Lebensfragen des Publikums in Ruhe zu besprechen. Ohne Stoppuhr und ohne die Möglichkeit, Mikrofone für den, der nicht am Wort ist, vorübergehend abzuschalten, hatte sie keine Chance.

Mixer gegen Reformer

Babler versuchte es mit konkreten Vorschlägen, die seine Regierung umsetzen wolle. Für Nehammer war das „Sozialismus“, weil nicht „von oben verordnet werden“ und der Mensch stattdessen zu eigenem Handeln „ermächtigt“ werden sollte.

Aber wie bekämpft man mit ÖVP-Ermächtigungserlaubnis persönlich hohe Mieten und Preise und die Armut des eigenen Kindes? Nehammer wiederholte, was ihn von Babler unterschied: Der Sozialist setze auf Verordnungen von oben, er, Nehammer, auf einen „Mix“. Niemand wies den Mixer darauf hin, dass es im Wesen von Regierungen liegt, „von oben“ Maßnahmen zu ergreifen und den Menschen zu helfen, die das selbst nicht können.

Kampflaute

Nicht nur Kommunikationstrainer wissen, wie schwer es ist, ein sachliches Gespräch mit einem Panzer zu führen. Gerade in solchen Kampfsituationen ist es wichtig, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Das hat Babler zu selten getan. Als die Moderatorin verzweifelt versuchte, beide zum Babler-Leibthema „Mieten“ zu bringen, waren sie schon so ineinander verkrallt, dass man statt Botschaften nur noch Kampflaute hörte.

Dem Boxer Nehammer reicht derzeit, sich Kampf für Kampf durchzubeißen. In der letzten Ringecke wartet auf den Steher ein Platz in der Regierung mit der FPÖ.

Für Babler ist das zu wenig. Er muss die großen Duelle sachlich überzeugend gewinnen. Gestern ist ihm das nicht ausreichend gelungen. Ein schlechtes Unentschieden wie gestern ist zu wenig. Mit Kickl wartet am nächsten Montag seine größte Chance.


Titelbild: GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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