Donnerstag, September 19, 2024

Atombomben für Erdogan. Türkei will atomar aufrüsten

Säbelrasseln oder bitterer Ernst? Erdogan: “Kann nicht akzeptieren, dass wir keine Atomwaffen haben dürfen.”

Wien, 21. Oktober 2019 / Kaum jemand schenkte den Worten des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan viel Aufmerksamkeit, als er im vergangenen September bei einer Parteiveranstaltung seiner religiös-konservativen AKP sagte: “Eine Reihe von Ländern besitzt Raketen mit Atomsprengköpfen, aber wir sollen keine haben. Das kann ich nicht akzeptieren.” Schließlich ist die Türkei immer noch NATO-Mitglied und hat schon 1980 das Nichtverbreitungsabkommen für Nuklearwaffen unterschrieben.

Türkei außer Kontrolle?

Doch angesichts der türkischen Invasion in Syrien – gegen den ausdrücklichen Willen der USA – fragen sich viele, ob der ehemalige Partner Türkei nicht zum Feind des Westens werden könnte. Erdogans kaum verhüllte Drohung mit der Bombe macht diese Aussicht umso gruseliger. Dazu passt, dass Erdogan gerade in Sachen Reketentechnologie auf verstärkte Zusammenarbeit mit Russland setzt. Erst letztes Jahr kaufte die Türkei moderne Flugabwehrraketen von Russland – ein unerhörter Schritt für einen NATO-Staat.

Big Brother Putin

Russland unterstützt die Türkei auch in Sachen Nukleartechnologie. Uranlager, Reaktoren, Kontakte zu Atomwaffentechnikern und Schwarzmarkthändlern – dank Putins Hilfe stehen Erdogan bereits alle Mittel zur Verfügung, die er braucht, um Atomwaffen zu bauen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mit Sitz in Wien stellte erst dieses Jahr fest, dass die Türkei ein massives ziviles Atomprogramm vorantreibt. Was mit den ausgbrannten Brennstäben der zivilen Reaktoren geschehen soll, hat Erdogan bisher nicht gesagt. Diese “Abfälle” sind das Ausgangsmaterial für Atombomben.

Vier bis fünf Jahre bis zur Bombe

Olli Heinonen, Ex-Genraldirektor-Stellvertreter der IAEA ist überzeugt, dass die Türkei in vier oder fünf Jahren die Bombe in Reichweite haben kann – mit ausländischer Hilfe sogar noch schneller. Der Deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) sagt, dass die Türkei bereits angereichertes Uran, dass zum Bau von Atomwaffen gebraucht wird, besitzt. Woher? Laut BND wurde es durch Ex-jugoslawische Mafiakontakte aus ehemaligen Sowjetbeständen “organisiert”. Auch zum berüchtigtsten Nuklearwaffenhändler der Welt hat Ankara enge Kontakte: Der Pakistani Abdul Qadeer Khan, der die Atomwaffenprogramme in Iran, Nordkorea und Lybien aufgebaut hat. Als Drehscheibe fungierte jeweils die Türkei.

Als Grund für seinen Wunsch nach Atomwaffen nannte Erdogan Israels atomares Arsenal: “Wir haben Israel ganz in der Nähe, fast als Nachbarn.” Israel schüchtere andere Länder mit seinen Nuklearwaffen ein. Vor die Wahl zwischen NATO und Putins Russland gestellt, könnte der Wunsch nach der Bombe für Erdogan den Ausschlag geben.

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk/ Pixabay

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